Bielefeld/Berlin. Bundesagarminister Christian Schmidt kritisiert das Verhalten der belgischen Behörden, die schon sieben Wochen vor der Meldung an die EU von einer möglichen Verunreinigung von Eiern gewusst haben sollen. "Das ist nicht im Sinne des Schnellwarnsystems." Deutsche Verbindungsbeamte sollen nun in den Niederlanden und Belgien für mehr Transparenz sorgen.
Die illegale Beimischung des Insektizids in das Desinfektionsmittel Dega-12 sei "kriminell, ganz klar", so Schmidt. Während Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) davon spricht, dass der Skandal überwunden und die Eier wahrscheinlich nicht mehr im Verkauf seien, kritisiert der Minister das Herunterspielen der Gesundheitsgefahren: "Nach unseren Berechnungen bei niedersächsischen Eiern ist man schon beim Konsum von zwei Eiern am Tag bei Kindern deutlich über den Warnwerten der EU."
Auch in Belgien liegen die Werte einer neuen Analyse zufolge im gesundheitsgefährdenden Bereich. Es wurde dort ein Wert von 0,92 Milligramm pro Kilogramm gemessen. Ab 0,72 Milligramm geht die EU von einer Gesundheitsgefahr aus.

Derweil hat in den 138 betroffenen Betrieben in den Niederlanden die Tötung von Hennen begonnen. Betroffen sind laut Experten nur Legehennen, da sich bei Masthähnchen wegen einer kurzen Stallzeit das Milbenproblem nicht ergibt. Ob auch in Deutschland Hühner wegen des Fipronil-Skandals sterben müssen, steht noch nicht fest.
"Wir haben eine ganz andere Ausgangslage und womöglich auch andere Konzentrationen", schätzt Heinrich Bußmann, Pressesprecher des Geflügelwirtschaftsverbandes NRW. Er vermutet jedoch, dass auch die betroffenen fünf Betriebe in Niedersachsen mit zeitlicher Verzögerung ihre Hennen töten müssen.
Tierschützer protestieren gegen Tötung von Hühnern
Amsterdam (dpa). Tierschützer in den Niederlanden haben gegen die Tötung von mit dem Insektizid Fipronil belasteten Hühnern protestiert. "Tiere sind keine Wegwerfartikel", war die Botschaft von sechs Tierschutzorganisationen, die am Montag in der nordöstlichen Provinz Drenthe vor zwei Herstellerbetrieben von Eiern protestierten.
Die Tötung der Hühner sei unnötig, weil das Insektizid innerhalb von vier bis sechs Wochen abgebaut werde und die Eier der Tiere dann wieder verwendet werden könnten. Nach Angaben des niederländischen Bauernverbandes LTO müssen in den kommenden Tagen "eine Million oder mehrere Millionen Hühner" in etwa 150 Geflügelbetrieben getötet werden. Bis jetzt seien bereits "mehrere Hunderttausend" Hühner getötet worden. Wie viele Tiere tatsächlich getötet werden müssten, sei noch unklar.