Unternehmerin will etwas bewegen, nicht nur mitlaufen

Minden. Handel ist Wandel – das mag auf den ersten Blick ein abgedroschenes Sprichwort sein. &bdquo;Aber da ist viel Wahres dran", sagt Daniela Drabert. Die 38-Jährige ist der Kopf des Modehauses Hagemeyer und führt das Unternehmen in der fünften Generation. Seit Jahresbeginn ist sie zudem Vize-Präsidentin der Wirtschaftsjunioren Ostwestfalen und repräsentiert so den Unternehmernachwuchs.

Zwei Ämter, die sich für Drabert gut ergänzen. &bdquo;Ich bin nun seit zehn Jahren im Unternehmen", erzählt Drabert, während es mit der Rolltreppe durch das Modehaus Hagemeyer geht. Es ist ein lichtdurchflutetes Gebäude. Die Bereiche auf den unterschiedlichen Ebenen wirken hell und stimmig kombiniert. Damenbekleidung, Herrenbekleidung, Bars, Drogerie, Interieur – auf der 19.000 Quadratmeter großen Fläche gibt es für jeden Bedarf ein Angebot. Und die Grenzen der Bereiche sind fließend.

»Wenn man frisch ist, darf man eher Kritik üben« Ziel der Rolltreppenfahrt ist der neueste Partner, der ins Erdgeschoss gezogen ist: &bdquo;Das Pano. Ein cooles Konzept", sagt Drabert. Sie ist eine attraktive Frau mit modischem Händchen. Zum Gespräch trägt sie einen schwarz-weiß gestreiften Rock mit auffällig drapiertem Saum. Dazu Pumps und eine kleine Handtasche. Die zu Locken gedrehten Haare fallen ihr spielerisch auf die Schultern.

Als Hagemeyer 1879 eröffnete, war es ein Tuch- und Manufakturwaren-Geschäft. In den 1990er Jahren funktionierte das Konzept nicht mehr – bei Hagemeyer wie im Rest der Republik. Doch bevor der Investitionsstau einsetzen konnte, reagierte die Unternehmensspitze. &bdquo;Also begannen wir, das Konzept zu ändern. Ich kann mich schon nicht mehr an die Schrauben- und Hammerabteilung erinnern."

Dass die Änderung nicht einfach war, berichtet Drabert, als sie in der ersten Etage des Pano Platz nimmt. Sie schiebt die Beine hintereinander – ganz wie die Frauen des Königshauses. Ihr Blick ist freundlich und wirkt wach. Ihre Hände ruhen in ihrem Schoß, als säße sie in ihrem Wohnzimmer.

Wie ein solches sieht der Gastronomiebereich auch aus. Eine Kamin-Atrappe, davor gemütliche Ledersessel, Lounge-Musik. Es ist nicht gerade das, was man in einem Traditionshaus erwartet. Und genau das ist das Konzept: Ein breites Sortiment aufstellen – teils selbst, teils mit kompetenten Partnern. &bdquo;Wir waren eines der ersten Häuser mit einem so breiten Gastronomieangebot. Wir möchten Treffpunkt sein und so erreichen, dass Kunden nicht nur zu uns kommen, wenn sie wirklich etwas brauchen."

Die Idee hat funktioniert. Heute kommen Kunden aus einem Anreiseradius von einer halben bis dreiviertel Stunde. Viele Mindener verbringen im Modezentrum ihre Mittagspause oder treffen sich mit Freunden im modernen Ambiente. Das gastronomische Angebot ist gut besucht – auch an diesem Vormittag.

Doch das war vor dem Wandel alles andere als sicher. &bdquo;Natürlich gab es die Sorge, die alten Kunden nicht mitzunehmen und die jungen nicht abholen zu können. Als ehemaliges Kaufhaus wird man im Wandel zur Modegalerie von den Lieferanten schon häufig belächelt", sagt die 38-Jährige über den großen Umbau. Als dieser im April 2009 abgeschlossen war, hatte sie gerade als Assistenz bei ihrem Vater angefangen.

&bdquo;Mein Vater und ich ticken ähnlich und wissen daher, dass wir im Interesse des Anderen handeln." Den Mitarbeitern gegenüber musste sie sich trotzdem beweisen, sich Respekt erarbeiten. &bdquo;Kennt die uns wirklich? – Ich glaube das war eine große Sorge." Doch mit Fingerspitzengefühl habe sie den Übergang gestaltet. Dass sie vorher viele Jahre zwar in derselben Branche, aber in anderen Unternehmen gearbeitet hat, hatte auch Vorteile. &bdquo;Wenn man frisch ist, darf man eher Kritik üben."

Das hat Drabert getan. Hat den Wandel, die Philosophie, vorweg und nicht hinterherzulaufen, weitergeführt. Nicht nur in der Optik des Hauses, auch im Einkauf der Ware. &bdquo;Unsere Einkäufer sind auch auf der Fläche, unterhalten sich mit Kunden, gehen mit offenen Augen durch die Welt, um Trends aufzuspüren und dementsprechend einzukaufen." So konnte man auf das fehlende junge Publikum reagieren und eröffnete den Hinterhof 79. &bdquo;Dort gibt es einen Sneakerstore und wirkliche Young Fashion. Zudem eine Saftbar und Frozen Joghurt." Das kommt an. Beim wirklich jungen Publikum. &bdquo;Früher haben wir 30-Jährige bedient, die gerne 20 sein wollten."

In den Häusern in Minden, Stadthagen und Bad Oeynhausen, wie auch bei den Wirtschaftsjunioren möchte Drabert etwas bewegen, nicht nur mitlaufen. &bdquo;Wir müssen auch selbst mehr für die Region tun. Ich glaube an OWL." Die Wirtschaftsjunioren unterstützen Schüler, trainieren mit ihnen Bewerbungsgespräche und schaffen so fast nebenbei eines: &bdquo;Dem Standort OWL mehr Außenwirkung geben und Anreize schaffen, in der Region zu bleiben." Mit den Kunden hat das schon mal geklappt.

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