Debatte: Brauchen wir einen Hundeführerschein?

Enger. Hunde haben ihre eigene Sprache. Leichtes ducken, eine veränderte Ausrichtung der Ohren: Es sind Kleinigkeiten, auf die Hundehalter bei ihren Vierbeinern achten sollten. Aber nicht alle Halter verstehen ihre Hunde oder können sie ausbilden, kritisiert der Deutsche Tierschutzbund und fordert die Einführung eines bundesweiten Hundeführerscheins. Nicht zuletzt der Fall "Chico" aus Hannover hat die Debatte neu entfacht.

Sachkundeausweis nur ein theoretischer Test Monika Hägerbäumer ist bei der Stadt Enger für die Umsetzung des Landeshundegesetzes verantwortlich. Da in Nordrhein-Westfalen (NRW) alle Halter von Hunden, die ausgewachsen größer als 40 Zentimeter und schwerer als 20 Kilogramm sind, einen sogenannten Sachkundenachweis erbringen müssen, kennt sie die Diskussion um einen Hundeführerschein. Den Sachkundenachweis, ein theoretischer Test, der unter anderem die Körpersprache des Hundes abfragt, müssen auch Halter von Vierbeinern erbringen, deren Rasse vom Gesetzesgeber als gefährlich eingestuft wurde. &bdquo;Einige Menschen schaffen sich einen Hund an, ohne zu wissen, was für eine jahrelange Verantwortung ein Tier mit sich bringt", so Hägerbäumer.

Ergänzung um praktischen Teil &bdquo;Der Sachkundenachweis reicht nicht aus", findet Astrid Weissbrodt, Leiterin der Hundeschule &bdquo;Tierisch-gut" in Enger. Sie hält die Forderung, dass der bestehende Sachkundenachweis auf alle Hundehalter ausgedehnt wird und zudem um einen praktischen Teil ergänzt wird, für richtig.

&bdquo;Aus meinen täglichen Erfahrungen mit Hunden und Besitzern würde ich sagen, dass ein Rückruf-Kommando und ein Aus-Kommando grundsätzlich immer zuverlässig abrufbar sein müssen", sagt Weissbrodt. Da immer mehr Menschen Hunde halten und daher auch ein friedfertiges Verhalten Artgenossen gegenüber immer wichtiger wird, müssen Hunde dies am besten schon im Welpenalter lernen. Ein Hundeführerschein sollte ihrer Meinung nach unbedingt auch einen praktischen Teil haben: &bdquo;Ich vermute sogar, dass über die Hälfte aller Hundehalter den Hundeführerschein nicht auf Anhieb bestehen würden."

"Total gut" Auch Renate Siekkötter, Vorsitzende des Tierschutzvereins Herford, findet die Forderung nach einem bundesweiten Hundeführerschein &bdquo;total gut". Und das am besten schon vor der Anschaffung eines Hundes. &bdquo;Viele Menschen kaufen sich die Hunde nach der Optik", weiß Siekkötter aus ihrer Erfahrung im Tierheim Bünde.

Modehunde wie zum Beispiel Rhodesian Ridgebacks oder Australian Shepherds, die oft nur nach ihrem Aussehen gekauft werden, würden dann sehr häufig nicht artgerecht gehalten, so Siekkötter. Das sei ein großes Problem: Die Hunde müssten aufgrund ihrer angezüchteten Veranlagung geistig und körperlich ausreichend beschäftigt werden, passiert das nicht, sind die Tiere unausgeglichen und mindestens unerzogen. Daher plädiert Siekkötter dafür, in dem Hundeführerschein auch einen Baustein einzuplanen, der vor einem Hundekauf über die richtigen Rassen informiert. &bdquo;Pudel sind zum Beispiel ideale Anfängerhunde für aktive Menschen. Die Tiere haaren nicht und stellen selten in Frage, wer der Chef ist." Aufgrund ihrer Intelligenz ist der Pudel jedoch nicht für bequeme Menschen geeignet.

"Personal müsste aufgestockt werden" Siekkötter würde einen Hundeführerschein, der vor dem Kauf verpflichtend zu absolvieren ist, beim Veterinäramt des Kreises ansiedeln. &bdquo;Da müsste das Personal aufgestockt werden, aber ich halte das für sinnvoll."

Vor der ersten Anschaffung eines Tieres Auch Andrea Geister ist eine zertifizierte Hundetrainerin, sie betreibt die Hundeschule &bdquo;Motivationdogs" in Enger. &bdquo;Der Hundeführerschein mit Praxisbezug ist sinnvoll – und zwar vor der ersten Anschaffung eines Tieres."

Und da es sich bei einem Hund nicht um ein Auto, sondern um ein Lebewesen handelt, findet Geister es auch gut, den Hundeführerschein mit Theorie und Praxis mehrfach im Leben zu absolvieren.

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