Verhaltensexperte: Tiere ticken genau wie Menschen

Münster/Enger. Tiere sind die besten Freunde des Menschen. Seit Ewigkeiten wandert dieser Spruch durch den Volksmund. Aber warum stehen Hund, Katze und Co. den Menschen eigentlich so nahe – vielleicht, weil sie genauso ticken wie wir? Verhaltensforscher Norbert Sachser sagt: &bdquo;Tiere sind uns ähnlicher, als wir bislang angenommen haben."

Viele Thesen, die er während seines Biologie- und Soziologiestudiums gelernt habe, seien mittlerweile längst überholt. Man könne schon fast von einer Revolution des Tierbildes sprechen, sagt der Experte. Vor allem wenn es um kognitive Fähigkeiten und Emotionen gehe, würden neue Forschungsergebnisse zeigen, dass das Tier immer näher an den Menschen rücke.

Tiere beruhigen ihren Partner in Stresssituationen Viele Säugetiere zeigen nach Aussagen Sachsers gleiche hormonelle Reaktionen wie Menschen. Besondere Bindungspartner können auch bei Tieren Stress reduzieren. So wie der Freund oder die Freundin, der Ehemann oder die Ehefrau in belastenden Situationen den Stress beim Partner puffern können, können sich auch Tiere in solchen Momenten gegenseitig beruhigen. Darüber hinaus sind manche Tiere in der Lage, sich in andere Tiere hineinzuversetzen und ihre Denkweisen nachzuvollziehen. Auch im Spiegel können sich etwa Menschenaffen, Elefanten und Delfine erkennen. Ratten hingegen lachen, wenn man sie kitzelt.

Besonders die Haustiere sind es aber, die über Jahre hinweg bemerkenswerte Veränderungen erfahren haben, sagt Sachser. So reagieren Hund und Katze auf Stresssituationen gelassener als ihre Artgenossen in freier Wildbahn. Sie haben gerne Sex und verhalten sich insgesamt friedlicher und menschennäher. &bdquo;Man kann von einer Ko-Evolution sprechen. Als Folge können die Haustiere besser mit uns und wir mit ihnen kommunizieren – wenn wir genau hinschauen", sagt Sachser.

Tiere trennen sich, wenn's nicht läuft Tiere bleiben laut seiner Forschung nur zusammen, wenn ihre Beziehung läuft; wenn sie ihnen etwas nutzt. Wenn nicht, trennen sie sich – im Gegensatz zum Menschen, der oft über Jahre hinweg unglücklich in Beziehungen feststeckt. Ein Grund zum Nachdenken?

Laut Sachser definitiv. Die neuen Erkenntnisse sollten den Menschen bescheidener machen, sagt der Verhaltensforscher. Ein weiterer Aspekt: Vielen Tieren stehe ab der Geburt und weit über die frühe Kindheit die Welt offen. Bei fast allen Säugetieren sei lange Zeit noch nicht festgelegt, wie sich das Tier weiter entwickelt und was später mal aus ihm wird. Sachsers Forschungen belegen: Es gibt keine biologischen Gründe für eine vorbestimmte Entwicklung. Darüber sollte sich der Mensch auch Gedanken machen, findet der Verhaltensforscher.

&bdquo;Wenn es bei Tieren keine Vorherbestimmung gibt, dann sollten wir beim Menschen auch nicht von einer Vorherbestimmtheit ausgehen." Wenn nichtmenschliche Säugetiere während der Entwicklungsphase lernen könnten, sich stressfrei und friedlich mit Fremden zu arrangieren, dann würden auch keine biologischen Gründe dafür sprechen, dass der Mensch dazu nicht in der Lage wäre. Sachser: &bdquo;Das Tier rückt durch diese ganzen Erkenntnisse immer weiter an den Menschen heran."

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