Was passiert, wenn man wirklich bei einem dieser Karten-Autohändler anruft

Verl. Wer kennt das nicht? Drei Minuten ist man nicht am eigenen Wagen und schon hat ein tüchtiger Autohändler sein Kärtchen an die Windschutzscheibe gesteckt. &bdquo;Wir kaufen alle Arten von Pkw", steht in großen Lettern auf den zumeist billig gelayouteten Visitenkarten. Dazu sind sie knallbunt, eine Handynummer ist ebenfalls angegeben.

Auch in der Stadt Verl sind solche Händler unterwegs und wollen, laut Werbung, Autos jeder Art ankaufen. Wagen, die an der Paderborner Straße geparkt stehen, haben nicht selten eine besagte Karte an der Scheibe stecken. Sie versprechen einen guten Preis, eine unkomplizierte Abholung, dazu seien die Händler &bdquo;seriös und zuverlässig".

Ich bin neugierig geworden. Natürlich möchte ich meinen Wagen nicht verkaufen – schließlich ist er mein treuer Begleiter in allen Lebenslagen. Aber mich interessiert, was passiert, wenn man wirklich bei der angegebenen Durchwahl anruft. Auch die kleinen Rechtschreibfehler auf der Karte können mich nicht davon abhalten – die können schließlich jedem mal passieren.

Kurz zu meinem Wagen: Mit meiner Ford Focus Schräghecklimousine, Baujahr 2013, bin ich nahezu täglich in Verl und Umgebung unterwegs. Auf dem Tacho stehen rund 140.000 gefahrene Kilometer. Unfallwagen. Kleinere, nicht reparierte Schäden am linken sowie am rechten Heck. Rundum wurde mein Focus von Unbekannten mit einem Schlüssel zerkratzt. Das Wageninnere hat auch schon bessere Tage gesehen: Ich lebe in dem Auto, nur geschlafen wird Zuhause. Eine Gebrauchtfahrzeug-Bewertung der Auto Fiekens GmbH in Schloß Holte an der Kaunitzer Straße hat einen Wert von rund 4.000 Euro ergeben.

Das Telefonat Es läutet. Dann meldet sich ein Stimme: &bdquo;Hallo!?", sagt sie. Sie wirkt fast ungläubig, so als hätte sie selbst nicht damit gerechnet, dass wirklich jemand anruft. &bdquo;Guten Tag", erwidere ich. &bdquo;Ich hatte Ihre Karte an meinem Auto stecken. Ich überlege es zu verkaufen." &bdquo;Was haben Sie für ein Auto?", fragt die Stimme. &bdquo;Einen Ford Focus", sage ich. Dann beschreibe ich den Wagen. &bdquo;Welche Preisvorstellung?" Das war jetzt direkt. Da ich fair bleiben will, sage ich nach kurzer Überlegung: &bdquo;4.000 Euro." &bdquo;Wo sitzen Sie? Wo können wir das Auto besichtigen? Mein Bruder würd’ gleich zu Ihnen kommen."

Wir machen einen Treffpunkt aus. Ein Parkplatz soll es sein. Das ist mein Vorschlag, denn so ganz wohl ist mir bei der Ankündigung des Bruders nicht. Die Stimme sagte schließlich auch nicht, ob es ihr kleiner oder großer Bruder wird.

Das Treffen Auf dem Parkplatz angekommen ist die Wartezeit nicht lang. Wie abgemacht, erscheint pünktlich eine kleine, schlanke Person. Sie begrüßt mich freundlich. Glück gehabt – war wohl doch eher der kleine Bruder.

Es geht schnell zur Sache. Wie das Autohändler eben so machen, zählt die Person alle Makel des Wagens auf. Sie redet den Focus schlecht – nichts ungewöhnliches, würde ich schließlich einen Wagen privat kaufen wollen, hätte ich es auf ähnliche Weise versucht.

&bdquo;Mach mal einen Preis", sagt die Person schließlich. &bdquo;4.000", erwidere ich. &bdquo;Das ist ein Ford und kein Audi", sagt die Person. Ich kontere: &bdquo;Es ist aber auch kein Polo."

Die Person hält telefonische Rücksprache mit ihrem Bruder. Der Dialog läuft in türkischer, vielleicht auch arabischer Sprache ab. Er dauert nicht lange. Aber eines steht fest: Ich verstehe nichts.

Schnell stellt sich heraus, dass der Händler an dem Wagen interessiert ist. Er versucht gar nicht erst zu handeln, willigt in den aufgerufenen Preis ein. &bdquo;Gekauft, wie gesehen", sagt er. Der Spruch kommt mir bekannt vor. Er steht auch auf der bunten Karte, die zuvor noch an meinem Focus steckte.

Das Fazit So unseriös auch geworben wird – zumindest in meinem Fall kann auch mit einem Anruf der auf der Karte abgedruckten Nummer ein fairer Preis erzielt werden. Zwar wirken die Händler dubios und nur bedingt seriös, freundlich sind sie dennoch. Das Auto, so erzählt die Person, wäre übrigens ins Ausland exportiert worden.

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