Bielefelder Tierpark verhängt Hundeverbot und kürzt Besucherzeiten

Bielefeld. Die Geburt der Jungwölfe war in diesem Jahr eine kleine Sensation im Tierpark Olderdissen. Viele Bielefelder wollten das gewachsene Rudel, wollten den knuffigen Nachwuchs sehen - und brachten auch ihren Hund mit. Das ist im Tierpark zwar grundsätzlich erlaubt. Doch jetzt spricht die Leitung für Vierbeiner ein Verbot aus. Auf der Wolfsbrücke dürfen sie ab sofort nicht mehr mit. Aus Tierschutzgründen.

Das Verbotsschild hängt schon. Auf der Facebook-Seite weist der Tierfotograf Steve Mcalpine auf das neue Verbot hin. Herbert Linnemann, bei der Stadt zuständig für den Tierpark, bestätigt das Verbot. Tierpflegermeister Markus Hinker erklärt, was dahinter steckt. Offenbar nutzten besonders ehrgeizige Hundebesitzer die Wolfsbrücke immer wieder für ein Extra-Hundetraining: übten das "Bei Fuß" Auge in Auge mit dem Wolf.

Hinker sagt, es habe da wohl eine Hundeschule gegeben, die die Brücke genutzt hätte. "Da kam oft eine Gruppe mit Hunden, man hörte Kommandos, sah Haltis. Die gingen auch immer wieder über die Brücke, wohl um die wilden Artgenossen zu besuchen." Ein Stressprogramm für die Wölfe. Damit soll Schluss sein.

Wolfsbrücke für Hundetraining missbraucht Denn vor allem die jungen Wölfe reagierten extrem auf ihre vierbeinigen Artgenossen, erzählt Hinker. "Da kam es immer wieder zu Interaktionen zwischen Wölfen und Hunden." Zwar seien die meistens nicht aggressiver Natur gewesen. "Aber so weit soll es erst gar nicht kommen." Für die Wölfe sei es wichtig, einen sicheren Rückzugsraum zu haben, erklärt Hinker. Erste Stresssymptome habe die Wolfsmama bereits gezeigt.

"Wir haben beobachtet, dass sich die Fähe, die Wolfsmutter, an Tagen mit vielen Besuchern zunehmend zurückgezogen hat", erzählt Hinker. Außerdem habe sie begonnen immer wieder im Boden eine Kuhle zu buddeln. "Das ist eine Übersprungshandlung", erklärt der Tierpflegermeister. Ein Anzeichen für Stress bei der Wölfin.

Junger Wolf gerät an den Elektrozaun Mit dem Hundeverbot auf der Brücke ziehe man jetzt mit den anderen begehbaren Anlagen gleich, auf denen seit langem Hunde keinen Zutritt haben. Auch an die Zäune des Wolfsgeheges gingen Hundehalter immer wieder zu nah heran, obwohl bauliche Anlagen für Abstand sorgen sollen, so Hinker. "Es gibt Hundebesitzer, die mit ihren Hunden durch den Graben durch trotzdem bis zum Zaun gehen."

Wolf und Hund sollen sich beschnuppern können, so denkt mancher Hundebesitzer. "Dabei ist neulich ein junger Wolf schon zu nah an den Elektrozaun gekommen, der die Anlage sichert, weil der Hund da war", kritisiert Hinker. Die Jungwölfe seien jetzt im besten Teenager-Alter und neugierig.

Kürzere Besuchszeiten Um die gestressten Tiere zu schützen, wird auch der Zugang für Zweibeiner auf der Wolfsbrücke in Zukunft beschränkt. Ohnehin seien derzeit alle begehbaren Anlagen und Podeste wegen des Raureifs gesperrt, erklärt Hinker. Sie sind zu rutschig. Das gilt auch für die Brücke. An Wochenenden und Tagen mit vielen Besuchern soll die Brücke zusätzlich ganz geschlossen bleiben. Ein Entspannungsprogramm für die Wölfe.

Das sei auch im Interesse der Besucher: "Wir haben in diesem Jahr die Brücke ohnehin häufiger schließen müssen wegen des Sturms und Reparaturarbeiten", erzählt Hinker. "In diesen Zeiten haben wir gemerkt, dass die Wölfe oft viel besser zu sehen waren für die Besucher, weil sie ihre Rückzugsbereiche hatten." Die Tiere fühlten sich sicherer und zeigten sich deshalb häufiger.

Wer die scheuen Wölfe trotzdem einmal mit Garantie nah erleben möchte, kann immer von Dienstag bis Sonntag um zehn Uhr bei der Fütterung dabei sein. Bei Glätte und Rutschgefahr fällt allerdings auch dieser Programmpunkt aus. Montags haben die Wölfe einen Fastentag.

Die Facebook-Kommentare unter der Nachricht von Steve Mcalpine zeigen: Das Verständnis für diese Entscheidungen des Tierparks ist bei den Bielefeldern groß ist. Und die Wölfe könnten sich in Zukunft wieder öfter den Besuchern zeigen.

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