Power-Kühe kommen aus OWL

Bielefeld . Die Kartoffeln zu klein, zu wenig Zuckerrüben, zu wenig Getreide – das abgelaufene Jahr 2018 war für die hiesigen Landwirte kein leichtes. Denn der Hitzesommer mit hohen Temperaturen und wenig Niederschlag hat Spuren hinterlassen.

Zwei diesem Trend anscheinend widersprechende Nachrichten lauten allerdings: Die Milchleistung in NRW ist laut dem Landeskontrollverband gestiegen, und die Region Herford-Bielefeld erzielt einen neuen Rekord in der Lebenstagleistung der Kühe. Wie kann das sein?

»Jetzt ist das Ziel, dass die Kühe älter werden« Zunächst lohnt ein Blick auf die Entwicklung der Milchleistung der vergangenen Jahre. Während 2010 noch 8.526 Kilogramm Milch pro Kuh und Jahr verbucht wurden, waren es in den Jahren 2016 und 2017 jeweils etwa 9.000 Kilogramm. Im Hitzejahr 2018 stieg die Leistung hochgerechnet nochmals um 316 Kilogramm im Vergleich zum Vorjahr. Während im Rhein-Erft-Kreis so auf ein Kuh-Leben rund 17.900 Kilogramm Milch zusammenkommen, sind es in Herford-Bielefeld fast 33.000 Kilogramm. Dahinter rangiert Minden-Lübbecke mit mehr als 31.000 Kilogramm Lebensleistung. Die Power-Kühe kommen also aus OWL.

&bdquo;Bis vor etwa zehn Jahren war die Leistungssteigerung das absolut oberste Ziel", sagt Heinrich Quakernack. Der 65-jährige Brackweder, mittlerweile Landwirt in Rente, war 30 Jahre in der Agrar- und Verbandspolitik engagiert – auch beim Landwirtschaftlichen Kreisverband Herford-Bielefeld.

Quakernack sagt, mittlerweile würden die Milchviehhalter mehr auf die Gesundheit ihrer Tiere achten. &bdquo;Jetzt ist das Ziel, dass die Kühe älter werden, ihre Lebensleistung gesteigert wird." Haltung und Futter seien ausschlaggebende Faktoren. Die Erklärung für die erhöhte Lebensleistung der Kühe wäre demnach, dass die Tiere älter werden.

Ein weiterer Blick auf die Zahlen verrät allerdings, dass nicht nur die Lebensleistung, sondern auch die abgegebene Milch pro Tag gestiegen ist. Eine Kuh in der Region Herford-Bielefeld kommt so auf durchschnittlich 16 Kilogramm Milch täglich, in Paderborn sind es 14,1 und in Höxter 13,8 Kilogramm. &bdquo;In Bielefeld und Umgebung haben viele Milcherzeuger aufgehört. Die übrig geblieben sind, sind wohl auch die Besten", mutmaßt Quakernack. Doch der entscheidende Faktor für die erhöhte Milchleistung bleibe der &bdquo;züchterische Fortschritt", also die Art und Weise, wie der Mensch die Kuh nach seinen Bedürfnissen auf die Produktion von Milch getrimmt hat.

Sinkende Milchleistung nicht ausgemacht Der Hitzesommer des vergangenen Jahres könnte bei den aktuellen Zahlen indes nicht allzu sehr ins Gewicht gefallen sein. Denn das Futter für die Kühe wurde zum Teil bereits 2017 eingebracht. Darüber hinaus beziehen sich die bisherigen Ergebnisse auf einen Stichtag Ende September. Die Auswirkungen des Hitzesommers auf das Futter werden also wohl erst im kommenden Sommer spürbar sein. Eine sinkende Milchleistung ist damit aber nicht ausgemacht. Laut Heinrich Quakernack wäre es im Bereich des Möglichen, dass die Lebensleistung der Kühe in den kommenden Jahren weiter erhöht wird.

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