Bielefeld. Sie kommen laut Wissenschaftlern mit Zugvögeln aus Südosteuropa, Afrika oder auch Asien nach Deutschland. Die Hyalomma-Zecken sind an ihren gestreiften Beinen erkennbar und etwa zweimal so groß wie heimische Artgenossen. Diese Riesenzecken können beim Menschen das Krim-Kongo-Virus übertragen und das tödliche Krim-Kongo-Hämorrhagische-Fieber auslösen. Insgesamt 22 dieser Tropen-Blutsauger hat allein das Robert-Koch-Institut bereits 2018 in acht Bundesländern nachgewiesen – darunter eine Riesenzecke in Rheda-Wiedenbrück.
Im Oktober meldete sich eine Finderin aus Rheda-Wiedenbrück, wie der Zeckenexperte Peter Hagedorn sagt. Sie schickte ihm die „Überreste einer Hyalomma-Zecke, die von einer Jalousie eingeklemmt war". Mittels genetischer Untersuchungen konnte das Tier der Gattung Hyalomma zugeordnet werden. „Bakterielle Erreger wurden aber nicht gefunden." Eine Untersuchung auf das Krim-Kongo-Virus konnte das Institut nicht durchführen, da das Tier zerstört war.
Bisher wurden diese Blutsauger nach Angaben des Forschers hierzulande vor allem an Pferden gefunden. „Pferde können aber das gefährliche Krim-Kongo-Fieber nicht bekommen", sagt Hagedorn. „An Hunden wurden sie nicht entdeckt. In ihren Heimatländern befallen die Riesenzecken vor allem Kühe und Ziegen."
Keine der in Deutschland untersuchten Hyalomma-Zecken trug Infektionserreger wie das Krim-Kongo-Virus in sich. Der Virus kann zunächst grippeähnliche Symptome auslösen. Bei dem hämorrhagischen Fieber erleiden Patienten auch innere Blutungen (Organe, Gehirn). In diesem Stadium endet die Krankheit meist tödlich.
Der Klimawandel begünstigt laut Hagedorn hierzulande zwar das Überleben dieser schnellen Zecke, die ihren Wirt regelrecht jagt und bei 40 Grad minus überleben kann. Aber längst nicht alle auf den Zugvögeln sitzenden Larven und Nymphen überstehen die weite Reise. „Sie sterben bei tiefen Temperaturen ab." Es ist für ihn daher offen, ob die im Winter hier überlebenden Tiere ausreichen, um langfristig eine eigene Population in Deutschland aufzubauen.