Angeklagter im Mordprozess: "Meine Frau starb bei Sex-Spiel"

Bünde/Bielefeld. Nimmt der Prozess vor dem Landgericht Bielefeld einen gänzlich anderen Verlauf, als er von vielen erwartet wurde? Seit Dienstag muss sich ein 48-jähriger Bünder vor Gericht für eine Tat verantworten, die sich in der Anklageschrift leicht und verständlich liest: Markus W. wird vorgeworfen, am 27. November 2017 in seinem Wohnhaus in Bünde seine Ehefrau getötet zu haben. An diesem Tag soll er vormittags seine Hände um den Hals von Nathalie W. gelegt und so lange zugedrückt haben, bis absichtlich der Tod eintrat. Ihm wird Totschlag vorgeworfen.

Um 9 Uhr eröffnet der Vorsitzende Richter der X. Strafkammer, Christoph Meiring, die Sitzung. Der Angeklagte hat ein paar Minuten vorher unter dem Blitzlichtgewitter der vielen Fotografen den Sitzungssaal betreten. Das Medieninteresse ist riesengroß. Der Angeklagte zeigt offen sein Gesicht, will in den Medien nicht unkenntlich gemacht werden. &bdquo;Unser Mandant muss sich nicht vor der Öffentlichkeit verstecken", sagt Holger Rostek, der gemeinsam mit seinem Sohn Peter die Strafverteidigung übernommen hat.

"Ich habe meine Frau geliebt" Zunächst geht es um Fragen zu seiner Person, die Markus W. dem Richter beantwortet. Realschule, dann Handelsschule, Ausbildung zum Lageristen, später zum KFZ-Mechatroniker, dann Bundeswehr. Beruflich führt er ein unstetes Leben. Wegen gemeinschaftlichen Diebstahls mit Urkundenfälschung sowie Unterschlagung hat er bereits für ein paar Monate im Gefängnis gesessen. 2007 lernt er seine Frau Nathalie kennen.

Zu der vorgeworfenen Straftat lässt er von seinem Verteidiger eine von ihm entworfene Erklärung verlesen. &bdquo;Ich habe meine Frau geliebt. Wir hatten in der Vergangenheit zahlreiche Streitigkeiten, da ging es in erster Linie um die Kinder. Doch wir haben uns immer wieder vertragen. Unser Sexualleben war sehr intensiv. Meine Frau liebte es, von mir mit einem Gürtel gewürgt zu werden, so dass sie unter Atemnot litt. Wir wussten, dass diese Spiele gefährlich sind und wir vorsichtig damit umgehen mussten.

Am 27. November 2017 kam es während des Geschlechtsverkehrs zu einem ganz erheblichen Würgen, offensichtlich war es zu heftig. Ich habe es erst gemerkt, als meine Frau nicht mehr atmete. Ich bekam Angst, dass mir die Tötung meiner Frau angelastet wird. So habe ich die Leiche in eine Holzkiste verpackt und in der von mir angemietete Garage untergestellt."

Täter verschleiert seine Tat Damit endet die Einlassung des Angeklagten. Holger Rostek teilt dem Vorsitzenden Richter mit, dass weitere Fragen zum Tathergang nicht beantwortet werden.

Um die Tat weiter zu verschleiern, schickte der Angeklagte noch eine fingierte WhatsApp-Nachricht vom Handy seiner toten Frau an sich selbst: &bdquo;Ich habe die Schnauze voll, ich mache das Theater nicht mehr mit, immer die Streitigkeiten wegen Deiner Tochter. (Gemeint ist die 23-jährige Tochter aus einer früheren Beziehung von Markus W.) Jetzt kannst du mit deiner Tochter eine Familie spielen".

Eltern des Opfers hören im Gericht die Schilderungen des Täters Ungläubig haben die Eltern des Opfers den Ausführungen ihres Schwiegersohns gelauscht. Rechtsanwalt Armin Knoch vertritt sie. Er hat vor Sitzungsbeginn berichtet, dass es die Mutter bis heute nicht verkraftet hat, dass ihre Tochter zu Tode gekommen ist. Monatelang hatte sie gehofft, dass ihre Tochter zurückkehrt. Mit dem Auffinden ihres toten Körpers in einer Garage in Bielefeld sind sämtliche Hoffnungen zerstoben. Zurück bleibe ein gebrochenes Herz.

Nur einen Tag nach dem Tod von Nathalie W., am 28. November 2018, mietete Markus W. unter falschem Namen und falscher Adresse eine Garage in Bielefeld-Vilsendorf an. Der Vermieter ist als Zeuge geladen und schildert, wie schnell und reibungslos der Mietvertrag unterschrieben wurde. Die erste Miete wird noch vor Ort in bar bezahlt, danach blieben weitere Zahlungen aus.

Gerichtsmedizinerin berichtet von der komplizierten Obduktion Grund hierfür ist, dass Markus W. inzwischen wegen des dringenden Tatverdachts, seine Frau getötet zu haben, festgenommen wurde. &bdquo;Am 11. Januar 2019 haben wir, weil keine Miete mehr kam, die Garage aufgebrochen. Hinter einem schwarzen VW Polo stand eine massive Holzkiste. Wir konnten den Deckel abheben und sahen einen leblosen Körper", beschreibt der Vermieter den grausamen Fund.

Karin Varchmin-Schulthein von der Gerichtsmedizin berichtet dem Gericht von einer nicht einfachen Obduktion. Nach Untersuchung der Leiche stellt sie einen Bruch des Kehlkopfes fest, der durch Druck auf den Hals geschieht. Ob diese Verletzung vorsätzlich oder fahrlässig hervorgerufen wurde, kann sie nicht genau sagen. Jetzt ist das Gericht gefragt. Hat der Angeklagte ein Märchen aufgetischt? Geht die Verteidigungsstrategie auf? Nächster Sitzungstag ist Mittwoch, 15. Mai.

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