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Milliardengeschäft: Bertelsmann übernimmt US-Verlag Simon & Schuster

Martin Krause

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<p>Erfolgsgespann: Markus Dohle (l.) und Thomas Rabe hatten 2013 für Bertelsmann bereits die Fusion von Penguin und Random House gemanagt.</p> 
- © Alexander Herold

Erfolgsgespann: Markus Dohle (l.) und Thomas Rabe hatten 2013 für Bertelsmann bereits die Fusion von Penguin und Random House gemanagt.

(© Alexander Herold)

Gütersloh/New York. Der Bertelsmann-Konzern vertraut weiter in die Zukunft des Buchgeschäfts: Vorstandschef Thomas Rabe und Buch-Vorstand Markus Dohle ist es gelungen, den Zuschlag für die Übernahme des US-Verlags Simon & Schuster zu erhalten. Der Gütersloher Medienkonzern investiert fast 2,2 Milliarden Dollar (etwa 1,83 Milliarden Euro) für den Deal und will den Preis aus vorhandenen Mitteln bar bezahlen. „Mit diesem Zukauf gelingt uns nach der Komplettübernahme von Penguin Random House im April ein weiterer strategischer Meilenstein zur Stärkung unserer globalen Inhaltegeschäfte", erklärte Rabe.

Der US-Riese Viacom-CBS hatte seine Verkaufsabsichten bereits im März kundgetan - seither liefen die Verhandlungen. Simon & Schuster gehört mit 1.500 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zuletzt rund 700 Millionen Euro zu den Großen der Branche. An deren Spitze steht mit Penguin Random House (10.000 Mitarbeiter) bereits eine Bertelsmann-Tochter als Marktführer. Simon & Schuster ist wie die neue Mutter in New York ansässig und hat eine große Tradition: Der Verlag wurde vor fast hundert Jahren 1924 gegründet und brachte 1939 mit seiner Tochterfirma Pocket Books als erstes Unternehmen Taschenbücher auf den Markt.

Stephen King, Kamala Harris und Bob Woodward unter den Autoren

<p>Der Verlag Simon & Schuster hat seinen Sitz in New York - so wie auch die inzwischen vollständig zum Bertelsmann-Konzern gehörende Gruppe  Penguin Random House.</p> 
- © picture alliance / Photoshot

Der Verlag Simon & Schuster hat seinen Sitz in New York - so wie auch die inzwischen vollständig zum Bertelsmann-Konzern gehörende Gruppe  Penguin Random House.

(© picture alliance / Photoshot)

Simon & Schuster habe mit einer Umsatzrendite von 15 Prozent (vor Steuern) "eine hohe Profitabilität", so Konzernchef Rabe. Zu den Stammautoren des in vier Verlagsgruppen operierenden Unternehmens gehören unter anderem der Horror-Schriftsteller Stephen King und John Irving. Gerade in den vergangenen Monaten hatte Simon & Schuster allerdings auch mit einer ganzen Serie von politischen Sachbüchern Furore gemacht: "The Room where it happened", die Erinnerungen des früheren US-Sicherheitsberaters John Bolton an seine Zeit unter US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus, erschien zum Beispiel im Juni - Trump hatte vergeblich versucht, das Erscheinen zu verhindern.

Im Juli folgte "Too much and never enough" von Mary Trump, der Nichte des 74-jährigen Präsidenten, bei Simon & Schuster. Das Buch trägt den Untertitel: "Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt hervorbrachte." Die designierte neue US-Vizepräsidentin Kamala Harris publizierte ihr autobiographisches Werk "Rooted in Justice" im August 2020 bei Simon & Schuster, im September erschien "Rage" von Watergate-Reporter Bob Woodward. Der legendäre Journalist schreibt darin über Trumps Präsidentschaft - mit Trump selbst hat er nach eigenen Angaben 17 Interviews geführt.

Rabe erwartet keine kartellrechtlichen Probleme

Laut Financial Times waren auch der französische Vivendi-Konzern und der US-Riese News Corp.mit seiner Tochter Harper Collins an Simon & Schuster interessiert. "Wir haben uns durchgesetzt", sagte dazu Bertelsmann-Chef Rabe. Simon & Schuster passe auch am besten zu seinem Konzern, der bereits seit 1835 im Buchgeschäft aktiv ist.

Der jetzt vereinbarte Kauf stehe zwar noch unter dem Vorbehalt, dass die Kartellbehörden zustimmen, so Rabe. Bedenken hat er seinen Worten zufolge aber kaum: In den USA hätten Penguin Random House und Simon & Schuster zusammen nicht einmal 20 Prozent Marktanteil, "der Markt ist hart umkämpft". Dies gelte, zumal der Onlinehändler Amazon eine wachsende Rolle in dem Geschäft spiele. Und in Europa sei der Anteil von Simon & Schuster nur sehr gering.

Verwaltung, Vertrieb und Marketing der Verlage werden gebündelt

In der vergangenen Woche hatte die von Markus Dohle geführte Penguin Random House-Gruppe "Ein verheißenes Land" veröffentlicht, den ersten Band der Memoiren des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama "A Promised Land"). Ein Teil der Auflage wird bei Mohn Media in Gütersloh gedruckt. Die Obamas sorgen für gute Umsätze bei dem Medienkonzern: Das Buch "Becoming" von der früheren First Lady der USA, Michelle Obama, wurde zu einem der größten Bestseller der vergangenen Jahre.

Simon & Schuster soll als eigene Verlagseinheit unter dem Dach von Penguin Random House weitergeführt werden - mit Jonathan Karp und Dennis Eulau an der Spitze. Das Verlagsgeschäft bleibe weitgehend unberührt, nur Verwaltung, Vertrieb und Marketing sollen bei Penguin Random House zusammengeführt werden, sagte Rabe.

Bertelsmann und seine Fernsehtochter RTL Group spüren derzeit wie alle Medienunternehmen die Folgen der Virus-Pandemie. Rabe hatte allerdings jüngst betont: "Die Zahlen im dritten Quartal zeigen einen deutlichen Aufwärtstrend und stimmen uns zuversichtlich für das wichtige vierte Quartal." Zwischen Juli und September sei der Bertelsmann-Umsatz um rund 1,6 Prozent gewachsen. In den gesamten ersten neun Monaten 2020 sei der Umsatz aber um 6,3 Prozent auf zwölf Milliarden Euro gesunken.

Information

Stark nachgefragt

Die erst im November erschienenen Memoiren von Ex-US-Präsident Barack Obama sind stark nachgefragt, wie Bertelsmann-Chef Thomas Rabe sagt. Zwei Millionen Exemplare seien bereits verkauft. Um lieferfähig zu bleiben und ausgefallene Druckkapazitäten in den USA zu ersetzen, habe sein Unternehmen daher jetzt zwei Druckereien in den USA übernommen.

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