Lage in OWL-Kliniken wieder angespannter - mehr Geimpfte in Behandlung

Die Inzidenzen steigen und mit ihnen die Zahl der Covid-Patienten in den Krankenhäusern. Und noch etwas nimmt zu: Die Zahl der Patienten mit Impfdurchbrüchen, die in Krankenhäusern regulär oder sogar intensivmedizinisch behandelt werden müssen. Auch in Ostwestfalen-Lippe ist diese Entwicklung deutlich spürbar.

&bdquo;Wir registrieren seit etwa anderthalb Wochen eine Veränderung", sagt Christian Busse, Sprecher der Mühlenkreiskliniken im Kreis Minden-Lübbecke. Er schätzt, dass rund 30 Prozent mehr Geimpfte unter den Covid-Patienten sind, als bisher. &bdquo;Allerdings muss man genau hinsehen und unterscheiden: Wir haben Geimpfte, die mit einer anderen Beschwerde eingeliefert werden und Covid-Zufallsbefunde sind. Und wir haben Fälle, die wirklich wegen der Corona-Symptome behandelt werden." Aktuell sind zwei geimpfte Covid-Patienten auf der Intensivstation.

Auch Hans-Werner Kottkamp, Chefarzt der Notaufnahmen des Evangelischen Klinikums Bethel (EvKB) bestätigt, dass die Zahl der Erkrankungen mit Impfdurchbrüchen angestiegen sei. &bdquo;Das höchste Risiko liegt bei den Hochbetagten und weiteren Risikogruppen wie chronisch kranken oder immunsupprimierten Menschen."

Auch im Klinikum Herford ist die Zahl der Covid-Patienten angestiegen. &bdquo;Wir rechnen hier aber mit einem noch deutlicheren Anstieg in etwa zehn bis 14 Tagen", sagt Marco Kauling, Notarzt und Mitglied des Krisenstabes. &bdquo;Die gestiegenen Inzidenzen bekommen wir immer mit Verzögerung in den Krankenhäusern zu spüren." Auch Kauling bestätigt, dass zuletzt vermehrt Menschen mit Impfdurchbrüchen im Krankenhaus aufgenommen würden. &bdquo;Wir sehen dabei aber vor allem die Risikogruppen, also hochbetagte Menschen oder Menschen mit schweren Vorerkrankungen."

Als kritisch bewertet der Mediziner die Entwicklung nicht. &bdquo;Das sind meist Menschen, die bereits zum Jahresanfang geimpft wurden und bei denen die Wirkung, wie angekündigt, jetzt nachlässt. Deshalb sind die Booster-Impfungen von zentraler Bedeutung."

"Die vierte Welle hat hier bereits begonnen" Im Klinikum Lippe ist die Lage bereits angespannt. &bdquo;Die war hier auch nie richtig entspannt", fasst Chefarzt Johannes Tebbe vom Klinikum Lippe die Lage zusammen. &bdquo;Wir haben im Schnitt 40 Covid-Patienten auf Station, teilweise bis zu fünf Neuaufnahmen am Tag. Insofern würde ich sagen, die vierte Welle hat hier bereits begonnen."

Tebbe plädiert dafür, die Debatte um Patienten mit Impfdurchbrüchen sehr genau zu führen. &bdquo;Zum Beispiel wissen wir nicht: Sind das Menschen mit einem klassischen Impfdurchbruch oder lag von Anfang an keine entsprechende Immunantwort auf die Impfung vor?" Auch eine vorschnelle Bewertung über das Nachlassen der Impfung ist in seinen Augen unangebracht. &bdquo;Wir wissen gar nicht genau, ab welchem Titerwert die Aussage zulässig ist, dass die Wirkung der Impfung nachlässt."

Forderung nach Screening für Geimpfte Allerdings gibt es schon jetzt eine Konsequenz aus dem Geschehen, die in den Augen vieler Mediziner sinnvoll ist: dass die Teststrategie auch auf Geimpfte ausgeweitet werden muss. &bdquo;Wir haben derzeit eine heikle Gemengelage", sagt Franz-Josef Schmitz, Direktor des Instituts für Laboratoriumsmedizin am Universitätsklinikum Minden. &bdquo;Die Maßnahmen zum Infektionsschutz werden gelockert, die Testrate sinkt und das Leben verlagert sich durch den Herbst wieder mehr in die Innenräume. Von daher sollte überlegt werden, auch ein regelmäßiges Screening für Geimpfte einzuführen."

"Geimpfte sind auch infektiös" Dieser Ansicht ist auch Notarzt Marco Kauling vom Klinikum Herford. &bdquo;Geimpfte sind auch infektiös. Dieser Tatsache muss innerhalb der Corona-Maßnahmen auch Rechnung getragen werden."

Chefarzt Tebbe aus dem Klinikum Lemgo sieht das Problem vor allem für Massenveranstaltungen: &bdquo;Hier greift die 3G-Regel deutlich zu kurz, in solchen Fällen müssten sich alle Teilnehmer testen lassen. Da erwarte ich verständlichere und transparentere Strategien von der Politik."

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