Bielefeld. Historische Filmkameras, Projektoren, Filmplakate, riesige Fotos von Leinwandstars und Kinosälen, Touchscreens und sogar ein kleines Kino: Mit hunderten von Exponaten und modernster Ausstellungstechnik präsentiert Bielefelds neuestes Museum die Geschichte des Kinofilms. „Wir zeigen hier den Zusammenhang zwischen Kunst und Technik", sagt Mitgründer Holger Schettler. Deshalb ist das Museum zwei bedeutenden Bielefeldern gewidmet: Friedrich Wilhelm Murnau und Joseph Massolle. Mutter aller Dracula-Streifen Murnau (1888 – 1931) war einer der bedeutendsten und revolutionärsten Stummfilmregisseure. Er arbeitete in Deutschland und den USA und errang bei der ersten Oscar–Verleihung im Jahr 1929 gleich drei Auszeichnungen. In Deutschland hatte er 1921 den berühmten Vampirfilm Nosferatu gedreht, die Mutter aller Dracula-Streifen. Zudem war er der Erfinder der „entfesselten Kamera": Hatte das Aufnahmegerät bisher meist auf einem festen Stativ gestanden, ließ es Murnau auf einem Fahrrad, auf Leitern oder Rutschen befestigen, um Dynamik oder subjektive Blickwinkel seiner Figuren auf Zelluloid zu bannen. Ende des Stummfilms Massolle (1889 – 1957) war als Ingenieur einer der Erfinder des Tonfilms. Er entwickelte dafür neue Verstärker, Mikrofone und Lautsprecher. Schon als Marinesoldat hatte er sich mit der Funktechnik befasst. Zusammen mit Jo Engl und Hans Vogt entwickelte er von 1918 bis 1922 das erste produktions- und serienreife Lichttonverfahren, das sich aber erst ab 1929 durchsetzte. Als technischer Direktor der Produktionsfirma Tobis baute er mobile Tonfilmapparaturen für Ateliers und den Einsatz vor Ort. Damit trug er zum Ende Stummfilmära bei. Das Wirken und Leben der beiden Bielefelder dokumentiert das neue Museum. Es wurde innerhalb eines Jahres in einer früheren Lagerhalle im Hillegosser Gewerbegebiet an der Walter-Werning-Straße gebaut. 1.250 Quadratmeter groß ist die Ausstellung, allein die technischen Exponate waren so umfangreich, dass sie auf 200 Europaletten herangekarrt werden mussten. 400.000 Euro Fördergeld Im MuMa soll man Filmtechnik erleben. Darum werden Führungen angeboten, an denen für 95 Euro bis zu 12 Personen teilnehmen können. Termine können vom kommenden Montag an unter muma-forum.de gebucht werden. Zudem sind Workshops geplant. Dort kann man analoge Technik ausprobieren und erfahren, wie Filme geschnitten werden oder wie ein riesiger Filmtricktisch funktioniert. Für besonders Interessierte wird auf Anfrage auch das Technik-Magazin geöffnet. Eigenes Kino „Außerdem gibt es Platz für Vorträge oder Veranstaltungen", sagt Schettler. Angesprochen sind Schüler und Studenten, Vereine, Firmen oder private Gruppen. Wem die 1,5 bis zwei Stunden langen Führungen nicht reichen, kann danach mit seiner Gruppe auch einen historischen Film ansehen. Dafür wurde eigens ein kleines Kino eingerichtet. Mit 400.000 Euro an Fördermitteln von Land, Bund und privaten Geldgebern hat die private Stiftung „Tri-Ergon-Filmwerk" das MuMa-Forum geschaffen. Die technischen Exponate entstammen dem Stiftungsvermögen.