Erste Supermärkte in OWL schließen wegen der Energie-Krise früher

Bielefeld. Muss bald der spontane Einkauf zu später Stunde entfallen? Tegut-Geschäftsführer Thomas Gutberlet hat sich mit der Idee, Supermärkte früher zu schließen, um Energie zu sparen, an die Länder gewendet. Das Handelsunternehmen Tegut hat Supermärkte in Hessen, Bayern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Thüringen und Baden-Württemberg - doch auch in NRW wird die Thematik diskutiert - erste Märkte schließen sogar bereits früher als bislang.

Während nämlich Gutberlet zwar für eine Debatte sorgt, macht er aber keine konkreten Vorschläge für die geänderten Öffnungszeiten. Anders Discounter Aldi Nord. Hieß es im September auf Anfrage dieser Redaktion noch, man schließe die Anpassung der Öffnungszeiten nicht aus, habe aber "noch keine konkreten Pläne", hat sich das inzwischen geändert: Die Öffnungszeiten &bdquo;zahlreicher Märkte" würden angepasst, teilte das Unternehmen am Dienstagabend auf Twitter mit. Ab November würden diese Märkte um 20 Uhr schließen, hieß es. Die Maßnahme, die einen Beitrag zum Energiesparen leisten solle, gelte zunächst für die Winterzeit 2022/2023. Wie viele und welche Märkte von kürzeren Öffnungszeiten betroffen sind, teilte Aldi Nord nicht mit.

Als erster Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland passt #ALDI Nord die Öffnungszeiten zahlreicher Märkte an und leistet damit aktiv einen Beitrag zum Energiesparen. Ab 01.11.22 schließen diese Märkte um 20 Uhr. Dies gilt zunächst für die Winterzeit 2022/2023. #ALDInews pic.twitter.com/UrOrj7Zigf

ALDI Nord (@ALDINord_Presse) October 18, 2022 Schon im September handelte Edeka Minden-Hannover: Aus der Pressestelle heißt es auf Anfrage dieser Redaktion, dass testweise seit Anfang September zwei Marktkauf-Häuser in Ostwestfalen-Lippe bis zu einer Stunde früher am Abend schließen. Betroffen sind die Märkte in Bünde im Kreis Herford (Ladenschluss ist nun um 21 Uhr, statt um 21.30 Uhr) und Espelkamp im Kreis Minden-Lübbecke (statt um 22 Uhr ist um 21 Uhr Ladenschluss). So wolle man einen zusätzlichen Beitrag zur Energieeinsparung leisten.

Denn, so das Unternehmen, man rechne in den kommenden Monaten mit erheblichen Mehrkosten und prüfe derzeit in allen Bereichen alternative Optionen für die bisherige Energieversorgung. "Für unsere Kunden hat die Kürzung nur eine geringe Auswirkung, mit Blick auf die eingesparte Energie macht sich das insgesamt aber durchaus bemerkbar", sagt die Unternehmenssprecherin.

Abwärme zum Aufheizen Auch in anderen Bereichen arbeite man an Optimierungen. So werde etwa die Energieeffizienz der Märkte durch eine zentrale Leitwarte von Minden aus überwacht und man nutze "wo möglich die Abwärme von Kühlmöbeln im Markt, um im Winter die Märkte zu beheizen".

Weitere Supermärkte reagieren ablehnend. Eine Verkürzung der Öffnungszeiten sei nicht geplant, man wolle damit Berufstätigen entgegenkommen, heißt es etwa von Kaufland. Auch die Bünting-Unternehmensgruppe, zu der unter anderem Combi gehört, antwortet auf die Anfrage: "Derzeit ist von unserer Seite aus keine Reduzierung der Öffnungszeiten geplant."

"Wir haben die Öffnungszeiten angepasst. Rund zwei Drittel unserer Standorte schließen nun 30 bis 60 Minuten früher", hieß es dagegen auch von Möbel-Discounter Poco. Auf Nachfrage dieser Redaktion, welche Märkte das betrifft, heißt es, dass alle fünf Filialen in Ostwestfalen-Lippe betroffen seien. Von montags bis freitags schließen sie nun statt um 19.30 um 19 Uhr und am Samstag öffnen sie statt um 9 Uhr um 10 Uhr und sind dann bis 18 Uhr geöffnet. "Die Öffnungszeiten wurden bei den Märkten gekürzt, bei denen wir dadurch keine starken Umsatzeinbußen befürchten müssen", so die Erklärung. Auch die Außenbeleuchtung schalte man nun früher aus und die Geschäfte werden nur noch auf 20 Grad geheizt.

Verkürzte Öffnungszeiten sollen Mitarbeiter entlasten In NRW dürfen Supermärkte sogar bis Mitternacht öffnen. Gutberlet hat nach eigenen Angaben keine Rückmeldungen von den Ländern auf seine Briefe erhalten. Auf Anfrage dieser Redaktion antwortet das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIKE): "Zu den Überlegungen von Tegut ist das MWIKE informiert. Allerdings ist Tegut nicht mit Standorten in NRW vertreten. Von anderen Unternehmen aus dem Lebensmitteleinzelhandel sind dem MWIKE Überlegungen zur Reduzierung der Öffnungszeiten aktuell nicht bekannt." In NRW läge es in der unternehmerischen Entscheidung, wann ein Laden von Montag bis Samstag innerhalb des gesetzlichen Rahmens geöffnet habe.

Kürzlich plädierte bereits Edeka-Kaufmann Dieter Hieber mit Läden im Süden Deutschlands für verkürzte Öffnungszeiten von Supermärkten, um die Angestellten zu entlasten. Testweise ließ er darum in diesem Sommer seine Läden mittwochs schon um 13 Uhr schließen. Seine Mitarbeiter seien überlastet, sagte er in einem Interview mit der "Lebensmittel-Zeitung". Durch diesen Schritt wolle er den Beruf wieder attraktiver gestalten. Diesen Vorteil des Tests in OWL betont auch die Edeka-Sprecherin: "Für unsere Mitarbeitenden in den Märkten hat dies auch einen positiven Nebeneffekt: Ihre Arbeitszeiten wurden entsprechend den neuen Öffnungszeiten verschoben, sodass sie abends früher zu Hause sind."

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