Tönnies im Kreis Gütersloh erschüttert: Ermittlungen wegen Tierquälerei bei Zulieferer

Kreis Gütersloh/Rees. Der Verein "Deutsches Tierschutzbüro" erhebt schwere Vorwürfe gegen einen Schweinemastbetrieb in Rees. Der Landwirt aus dem Kreis Kleve soll seine Tiere auch an das Schlachtunternehmen Tönnies in Rheda-Wiedenbrück geliefert haben.

Das Videomaterial des Deutschen Tierschutzbüros - mit versteckter Kamera gefilmt - zeigt Schweine in einer Mastanlage, teilweise krank, verletzt und blutend. Der Hauptvorwurf sei, so der Verein in einer Pressemitteilung, dass der Landwirt kranke und verletzte Schweine in einem Gang separiere, wo die Tiere weder Zugang zu Wasser noch Futter hätten. &bdquo;Die Tiere sollen dort qualvoll verhungern und verdursten, denn das ist offenbar billiger, als den Tierarzt zu rufen“, empört sich Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender vom Deutschen Tierschutzbüro.

Staatsanwaltschaft in Kleve bestätigt die laufenden Ermittlungen Die erschreckenden Video-Aufnahmen stammen von Juli 2022, damals sei auch das zuständige Veterinäramt eingeschaltet und Strafanzeige erstattet worden. Der Klever Oberstaatsanwalt Johannes Hoppmann bestätigt auf Nachfrage der Redaktion, "dass gegen den Verantwortlichen des hier gegenständlichen Schweinemastbetriebes bei der Staatsanwaltschaft Kleve ein Ermittlungsverfahren wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz anhängig ist". Vor dem Hintergrund der laufenden Ermittlungen könne er jedoch keine weitergehenden Auskünfte erteilen.

Bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück zeigte man sich von den Bildern des Deutschen Tierschutzbüros erschüttert. Jörg Altemeier, Leiter der Stabsstelle Tierschutz, sagte: "Die Tönnies Unternehmensgruppe verurteilt jegliche Art von Tierschutzverstößen und geht jedem Hinweis konsequent nach. So auch in diesem Fall: Der Landwirt wurde unverzüglich von uns gesperrt. Dennoch können wir im konkreten Fall ausschließen, dass die in den Aufnahmen gezeigten Tiere an uns geliefert wurden. Die umgehend eingeleitete Analyse der Gesundheitsbefunddaten jedes einzelnen von diesem Landwirt eingesendeten Tieres weist keinerlei Anhaltspunkte für Vernachlässigungen auf. Unseren Informationen nach wurden diese Schweine von einem anderen regionalen Schlachtunternehmen abgenommen und verarbeitet."

Bei Tönnies wundert man sich, nicht umgehend über Missstände informiert worden zu sein Unverständnis zeigt Altemeier dafür, dass das Deutsche Tierschutzbüro Tönnies nicht umgehend über die Missstände informiert habe - die Aufnahmen seien schließlich schon ein Jahr alt. "Tierwohl und der schonende Umgang mit dem Tier sind das höchste Gut in unseren Unternehmenswerten und Tierquälerei in keiner Sekunde zu dulden. Anstatt uns die Möglichkeit zu geben, unverzüglich Maßnahmen einzuleiten, scheint das Tierschutzbüro über ein Jahr lang Informationen zurückzuhalten, um sie für eine breitgestreute PR Kampagne zu nutzen."

Jan Peifer kontert: "Das Deutsche Tierschutzbüro informiert die Öffentlichkeit erst jetzt über die Aufdeckung, da dem Verein in der Vergangenheit öfters der Vorwurf gemacht wurde, dass man durch eine zu schnelle Öffentlichkeitsarbeit die Arbeit der Behörden behindern würde."

Tönnies nimmt auf Nachfrage auch Stellung zu den Fällen, bei denen das Gütersloher Veterinäramt eingeschritten war. Altemeier: "Bei denen vom Tierschutzbüro genannten Einzelfällen aus 2021, in denen über einen Zeitraum von neun Monaten wenige Tiere des betreffenden Landwirts verworfen werden mussten, handelte es sich eindeutig nicht um vernachlässigte, sondern erkrankte Tiere, was haltungsformunabhängig bei jedem Schwein vorkommen kann. Die mit den Behörden implementierten, umfangreichen Kontroll-Systeme an unserem Schlachthof haben damals gegriffen und wir konnten diese optisch einwandfreien, aber erkrankten Tiere herausfiltern und verwerfen."

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