Bielefelder Polizei-Hochschule überfüllt: Nun muss sich der Innenminister erklären

Bielefeld/Düsseldorf. Weil zu viele Studierende die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung (HSPV) am Bielefelder Standort besuchen, musste der Hochschulpräsident zu Semesterbeginn für einen Großteil Online-Unterricht anordnen. Denn das Brandschutzkonzept des Gebäudes von 2018 war nicht für die immer größer gewordene Studierendenzahl angepasst worden. Die FDP wirft dem CDU-geführten Innenministerium daher Planungsversäumnisse vor.

Am Donnerstag, 14. September, landet der Fall vor dem Innenausschuss im Landtag. Wie berichtet, dürfen nur 695 der 1596 Studierenden in Bielefeld das ehemalige FH-Gebäude Am Stadtholz betreten. Durch den hohen Praxis-Anteil kämen sei zwar nur Unterricht für 850 Personen pro Tag nötig, aber auch das ist zu viel. Laut Hochschulpräsident Martin Bornträger drohe bei Überschreiten der Höchstpersonenzahl die Stilllegung durch die Bauaufsichtsbehörde.

Immer mehr Polizeianwärter bei gleichgebliebenem Raummangel in Bielefeld Auf Anfrage des FDP-Polizeiexperten Marc Lürbke bestätigt das Innenministerium, dass die Polizei in NRW bei 3000 eingestellten Kommissaranwärterinnen und -anwärtern in ganz NRW auch für die räumliche Unterbringung &bdquo;an die äußersten Grenzen der Kapazität“ gehe. In Bielefeld habe man zwar &bdquo;die steigende Anzahl der Studentinnen und Studenten durch eine Erweiterung des Mietvertrages und die Anmietung zusätzlicher Räumlichkeiten berücksichtigt“, doch das seit 2018 unverändert geltende Brandschutzkonzept wurde offensichtlich nicht angepasst.

Deshalb habe die Hochschule nun ein hohes Interesse daran, zusammen mit dem Vermieter – dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW – schnellstmöglich eine Aktualisierung umzusetzen. Allerdings gehe es dabei nicht nur um Konzepte, sondern auch um bauliche Anpassungen. Erst nach dessen Abschluss können die &bdquo;Kapazitätsbeschränkung des Gebäudes aufgehoben werden“.

Übergangslösung: Lebende Brandwachen statt automatischer Sprinkler-Anlage Bis es so weit ist, müssen die Studierenden in einem Wochen-Wechselmodell von zu Hause aus lernen. Das Innenministerium betont: Die Lehrveranstaltungen, die teilweise online besucht werden müssen, sind ausschließlich theoretischen Inhalts. &bdquo;Der fachpraktische Unterricht ist nicht betroffen.“

Um die Zeit des Online-Unterrichts – aktuell bis Dezember geplant – noch zu verkürzen, hofft die HSPV auf die Übergangsnutzung von Räumlichkeiten privater Anbieter. Auch soll eine automatische Brandmeldeanlage helfen. Bis die installiert ist, könnten Brandwachen im Gebäude für Sicherheit sorgen. Das überlegte jedenfalls die Hochschulleitung. Nun soll ein Fachgutachter den Fall erörtern.

FDP-Experte: "Innenminister Herbert Raul vergisst einfach den notwendigen Ausbau der Lehre" Marc Lürbke, innenpolitischer Sprecher der NRW-FDP, ist entsetzt: &bdquo;Es reicht nicht, wenn Innenminister Herbert Reul sich mit den hohen Einstellungszahlen bei der Polizei brüstet, während er den dringend notwendigen Ausbau der Lehre einfach vergisst.“ In Bielefeld mangele es gravierend an Lehrenden, Ausbildern, Räumen und sogar vernünftiger IT und Software-Lizenzen für die Polizeischüler. Nun kämen auch noch &bdquo;Brandschutzmängel hinzu, die nicht erst seit gestern bestehen. Das Innenministerium hat versäumt, frühzeitig darauf zu reagieren, und damit die ohnehin schon angespannte Situation in der Polizeiausbildung noch weiter verschärft.“

Studenten der Polizeihochschule hatten sich kritisch über ihre aktuelle Situation geäußert. Sie befürchten Leistungseinbrüche durch den Online-Unterricht. Die Corona-Zeit habe mehr als deutlich gezeigt, dass der digitale Unterricht Motivationsprobleme verursacht. Für das Ziel des Innenministeriums, die hohe Abbrecherzahl unter den Polizeianwärtern zu reduzieren, dürfte das ein Problem darstellen.

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