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Streik im Nahverkehr ab Donnerstag: Das müssen Fahrgäste in Bielefeld und Gütersloh wissen

Beschäftigte von Mobiel in Bielefeld und der Stadtwerke Gütersloh sind vom 29. Februar bis zum 2. März aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen.

Anke Groenewold und Carolin Nieder-Entgelmeier

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Der Betrieb stand bei Mobiel in Bielefeld bereits am 2. und am 15. Februar still. - © Andreas Zobe
Der Betrieb stand bei Mobiel in Bielefeld bereits am 2. und am 15. Februar still. (© Andreas Zobe)

Bielefeld/Gütersloh. Die Menschen in OWL müssen sich in der kommenden Woche erneut auf Behinderungen im Nahverkehr einstellen. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) ruft die Mitarbeiter im kommunalen Nahverkehr zu einem Wellen-Streik vom 26. Februar bis zum 2. März auf. Aufgerufen sind die Mitarbeiter von 32 kommunalen Nahverkehrsunternehmen, darunter auch die Beschäftigten des Stadtbusses Gütersloh (Stadtwerke Gütersloh) und Mobiel in Bielefeld. In OWL beginnt der Streik nach Angaben von Gewerkschaftssekretär Sebastian Schulze am 29. Februar um 4 Uhr und endet am 2. März um 4 Uhr.

Das sind die Auswirkungen in Gütersloh

An beiden Tagen wird deshalb kein Stadtbusverkehr stattfinden. Betroffen sind jeweils ganztags der reguläre Linien- und Schulbusverkehr sowie alle weiteren Angebote des Stadtbusses.

Das Servicezentrum am ZOB kann ebenfalls vom Streik betroffen sein.

Weitere Informationen finden Fahrgäste hier.

Das sind die Auswirkungen in Bielefeld

An beiden Tagen werden alle Stadtbahnen und Busse von Mobiel ausfallen. Das gilt auch für einen Großteil der Nachtbusfahrten von Freitag auf Samstag.

Die für Freitag angesetzte Veranstaltung „Drink & Drive“ im Sparren-Express fällt aus. „Einen Ersatztermin anzubieten, ist leider nicht möglich. Mobiel kommt auf alle Kunden, die bereits Tickets gekauft haben, zu, um über die Rückerstattung zu informieren“, heißt es in einer Mitteilung.

Das Servicecenter in der unterirdischen Jahnplatz-Haltestelle wird an beiden Tagen geschlossen.

Mobiel-Geschäftsführer Martin Uekmann empfhielt Fahrgästen umzuplanen oder andere Verkehrsmittel zu nutzen. In Frage kommen Busse und Linien, die von Fremdunternehmen bedient werden. Einen Übersichtsplan finden Fahrgäste hier.

Die Deutsche Bahn, die BVO mit Linien wie 350 oder 351, der TWV-Bus mit Linien wie 48, 61/62, 80.2, 83, 88 oder 157, die Westfalenbahn (RE70), die Nordwestbahn (RE74, RE75) und die Eurobahn (RE61, RE67, RE69, RE71, RE73, RE78, RE82) sind nicht vom Streik betroffen.

Hintergrund des Warnstreiks sind die laufenden Tarifverhandlungen für die rund 30.000 Mitarbeiter im kommunalen Nahverkehr in NRW sowie weiteren Bundesländern. In den Tarifverhandlungen geht es nach Angaben von Verdi um Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und eine Entlastung der Mitarbeiter.In

NRW fordert die Gewerkschaft Entlastungstage für alle Beschäftigten im Nahverkehr, identische Orte für Arbeitsbeginn und -ende, Zulagen ab dem ersten Tag bei vorübergehender Übertragung höherwertiger Tätigkeiten, Schicht- und Wechselschichtzulage für den Fahrdienst, 100 Prozent Jahressonderzahlung, Überstunden ab der ersten Minute und in der individuellen Stufe ohne Abzug sowie Zulagen für Vorhandwerker, Gruppenführer und Teamleiter nach individueller Stufe.

In OWL sind die 860 Mitarbeiter des Bielefelder Unternehmens Mobiel sowie die 86 Mitarbeiter des Stadtbusses in Gütersloh (Stadtwerke Gütersloh) zum Streik aufgerufen. „Die Belastung der Beschäftigten hat ein Ausmaß erreicht, das nicht mehr zu akzeptieren ist. Der durchschnittliche Mitarbeiter von Mobiel in Bielefeld hat 400 Überstunden“, erklärt Schulze. „Diese Belastung gefährdet die Gesundheit der Beschäftigten und damit die Sicherheit der Fahrgäste. Wenn ein Busfahrer aufgrund von Sekundenschlaf einen Unfall verursacht, kann das lebensgefährliche Folgen haben.“

Zweite Tarifrunde endete ergebnislos

Am 16. Februar sind die Manteltarifverhandlungen für die Mitarbeiter des kommunalen Nahverkehrs in Bochum in die zweite Runde gegangen, jedoch ergebnislos geblieben. „Die Arbeitgeber haben die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Statt für attraktive Arbeitsbedingungen im ÖPNV zu sorgen, um auch zukünftig ausreichend Personal zu finden, sollen die Arbeitsbedingungen - unter anderem durch Arbeitszeitverlängerungen – noch verschlechtert werden“, moniert Verdi-Fachbereichsleiterin Andrea Becker.

Dieses Verhalten sei verantwortungslos und ein Schlag ins Gesicht aller Kollegen, die durch Schichtarbeit und Überstunden ihre Gesundheit aufs Spiel setzten. „Aktuell liegen unsere Positionen daher noch sehr weit auseinander, die Arbeitgeber haben bisher nicht einmal ein Angebot vorgelegt.“

Nach Angaben Beckers herrscht im Nahverkehr ein dramatischer Arbeitskräftemangel und ein starker Druck auf die Mitarbeiter, weshalb täglich Busse und Bahnen ausfallen, was vor allem Pendler belastet. „Bundesweit muss sich die Zahl der Beschäftigten verdoppeln. Es fehlen genauso viele Menschen, wie aktuell im kommunalen Nahverkehr beschäftigt sind“, erklärt Becker.

Verdi fordert Entlastung der Mitarbeiter

Zudem müssten die Mitarbeiter entlastet werden, fordert Becker. „Die Arbeitgeber fahren auf Verschleiß, das ist kein sinnvolles Vorgehen. Wir erhöhen den Druck jetzt, damit die Arbeitgeber unsere Botschaft verstehen und wir endlich zu einem fairen Tarifergebnis kommen. Denn obwohl eine Attraktivitätssteigerung unumgänglich ist, sind die Arbeitgeber nach wie vor nicht bereit, den Beschäftigten entgegenzukommen.“ Schulze kritisiert, dass die Arbeitgeber die Forderungen nach Entlastung ohne Gegenangebot abgelehnt haben. „Stattdessen fordern die Arbeitgeber weiterhin eine 43-Stunden-Woche, obwohl die Mitarbeiter bereits jetzt überlastet sind.“

Verdi bedauert, dass die Folgen des Streiks vor allem Pendler treffen. „Wir kündigen die Einschränkungen aber extra früh an, damit alle Betroffenen umplanen kommen“, sagt Schulze. Der Gewerkschaftssekretär wirbt um Verständnis: „Wir hoffen sehr, dass die Bevölkerung im Kampf für einen sicheren und guten Nahverkehr weiter hinter uns steht. Doch sie muss auch damit rechnen, dass es in den nächsten Wochen noch härter wird.“

1. März wird laut Verdi der Hauptstreiktag

Der 1. März, an dem laut Verdi die meisten regionalen Streiks durchgeführt werden, ist gleichzeitig der Klimastreiktag, zu dem Fridays for Future aufgerufen hat. Fridays for Future unterstützt die ÖPNV-Beschäftigten im Streik für bessere Arbeitsbedingungen und die Verkehrswende.

„Eine klimafreundliche Verkehrswende ist nur mit einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen und mehr Personal umsetzbar. Deshalb werden wir am 1. März gemeinsam ein Zeichen setzen. Hier muss mehr Druck auf den Kessel und mehr Geld ins System“, sagt Becker.

Bereits der dritte Warnstreik im Februar

Bereits am 2. Februar sowie am 15. Februar hatten Streiks den Nahverkehr in Bielefeld und Gütersloh lahmgelegt. Andere Anbieter des öffentlichen Nahverkehrs in OWL, etwa in den Kreisen Minden-Lübbecke, Lippe oder dem Hochstift, haben bereits Haustarifverträge abgeschlossen. Daher wurde dort nicht gestreikt. Dennoch waren auch dort die Auswirkungen des Streiks zu spüren, denn bestimmte Linien pendeln über Kreisgrenzen hinweg.

Der Druck müsse auch deshalb erhöht werden, weil die Arbeitgeberseite in der ersten Verhandlungsrunde alle Forderungen der Gewerkschaft vom Tisch gewischt und selbst eine Reihe von Gegenforderungen eingebracht habe, erklärt Verdi in einer Mitteilung.

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