Bielefelder Physiotherapeut trifft alle paar Tage Cristiano Ronaldo

Bielefeld. Betritt Cristiano Ronaldo den Raum, ist das zu sofort spüren – der Superstar habe eine einzigartige Aura. Das sagt Physiotherapeut Alfio Longo. Er muss es wissen, traf er doch im Juni gleich sechs Mal auf den 39-jährigen portugiesischen Nationalspieler. Auf jenen Ronaldo, der ein Fußballer ist, wie man ihn wohl erfinden müsste, gäbe es ihn nicht bereits.

Für Longo gibt es nur einen Wermutstropfen: &bdquo;Leider ist Ronaldo eher der Eistonnentyp.“ Heißt: Kommt das Team nach Spiel oder Training zu den Physios, drehen manche ab zu den Eistonnen, andere bevorzugen die Hände des Physio-Teams. Beides lockert Muskeln, es gibt Vorlieben. Und so saß Longo in Marienfeld, wo die Portugiesen während der EM residieren, zwar schon neben Ronaldo, &bdquo;aber seine Wade habe ich leider noch nicht zwischen die Finger bekommen“, sagt der 44-Jährige, der dem fünfmaligen Weltfußballer natürlich nur zu gerne mal den &bdquo;unglaublich definierten Körper“ mal so richtig durchgeknetet und gelockert hätte.

Er knetet die Stars aus Portugal so richtig durch Das konnte er bereits bei anderen Stars – von João Félix (FC Barcelona) über Bruno Fernandes (Manchester United) bis hin zu Rafael Leão (AC Mailand). Mit letzterem konnte Longo mit seinen italienischen Wurzeln natürlich perfekt quatschen, &bdquo;Leão spricht bestes Italienisch“. Und auch mit Ronaldo gab es schon Kontakt, freundlicher Smalltalk – aber immerhin. Auffällig, so Longo: &bdquo;Ronaldo sieht die Menschen, er schaut dich direkt an, grüßt, sagt Hi guy, everyting fine?“ Longo: &bdquo;Er sieht dich.“

Das sei im gesamten Team Portugal auffällig, alle seien freundlich und wahrlich nicht arrogant. Ronaldo rage heraus, körperlich und von der Aura her. &bdquo;Als ich ihn das erste Mal reinkommen sah, dachte ich boah, was für ein super Körper“, kommt der Physio ins Schwärmen. Ronaldo lächle viel, wirke sehr sympathisch, strahle etwas Positives aus, sei eher ruhig. Zudem sehe er &bdquo;erstaunlich jung aus für sein Alter“.

Und er liebt Komplimente: Als Longo Ronaldo nach dem Spiel gegen die Türkei auf Englisch zurief &bdquo;Glückwunsch zum tollen Pass zum 3:0!“ da war es sofort in Ronaldos Gesicht gezaubert, dieses stolze Lächeln über die eigene Stärke, die eigene Leistung. Longo: &bdquo;Man spürt sofort, wie ehrgeizig Ronaldo ist, man spürt, was er auf diesem Planeten sucht.“

Zwei Fragen hätte der Physio an Cristiano Ronaldo Würde sich Ronaldo heute Abend mal nicht für die Eistonne, sondern für die Hände von Longo entscheiden, würde dieser den Star gerne nach seinen Gefühlen in zwei Szenen fragen: Jener, wo er 2018 für Real Madrid in Turin in der Champions League einen sensationellen Fallrückziehertreffer erzielte – und das ganze Stadion (auch Zehntausende Juve-Fans) ihn feierte; und jener, wo er im EM-Finale in Frankreich gegen Frankreich nach wenigen Minuten verletzt auf dem Rasen saß und wie ein Kind vor einem Millionenpublikum weinte. Für Longo zwei irre Momente in der Karriere von &bdquo;CR7“. Vor seine Fragen würde er deshalb noch etwas anderes stellen: &bdquo;Zuallererst würde ich ihn beglückwünschen zu dem, was er erreicht hat.“

Dass Longo überhaupt in Marienfeld zum Physioteam gehört, das hat er einem Kumpel aus Studienzeiten zu verdanken. Eugen Jetscho ist als Physio in Marienfeld aktiv, er bekam die Anfrage des portugiesischen Fußballverbandes, ob er mit weiteren Physios das sechsköpfige Physio-Team Portugals ergänzen könnte. Und dachte dabei unter anderem an Longo, den Deutschen italienischer Abstammung, der plötzlich im Herzen ein bisschen Portugiese ist.

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