10.000 neue Lehrkräfte an den NRW-Schulen – doch ein Defizit bleibt

Düsseldorf. Die NRW-Landesregierung will den Mangel an Lehrkräften bekämpfen – und setzt auf verschiedene Konzepte. Die zeigen zwar erste Erfolge, doch unterm Strich bleibt ein Defizit. So hat das Land seit Dezember 2022 knapp 12.000 Kräfte an den Schulen neu eingestellt. Mehr als 10.000 davon waren Lehrkräfte. Hinzu kommen Schulsozialarbeiter, Fachkräfte für multiprofessionelle Teams, Verwaltungsassistenten, Alltagshelfer, die Lehrkräfte bei ihrer täglichen Arbeit entlasten und unterstützen.

&bdquo;Wir kommen Schritt für Schritt voran“, sagt NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU). Doch der Weg sei noch &bdquo;weit“. Das zeigt sich unter anderem daran, dass Anfang Dezember noch immer rund 8.000 Stellen nicht besetzt sind. Vor zwei Jahren waren es genau so viele. Das Ministerium hält dem entgegen, dass in diesem Zeitraum aber auch der Bedarf an Lehrkräften um rund 5.700 Stellen gestiegen sei, weil es inzwischen auch mehr Schülerinnen und Schüler gibt – und weil zum Beispiel der Ausbau des Ganztags zu einem steigenden Personalbedarf führe. Es ist jedoch gelungen, diesen gestiegenen Bedarf an Stellen durch zusätzliche Neueinstellungen &bdquo;aufzufangen“, so Feller.

Insgesamt arbeiten aktuell knapp 163.000 Menschen an den Schulen in NRW – und somit rund 7.400 mehr als Ende 2022. Feller führt das Ministerium seit Mitte 2022. Sie ist die Nachfolgerin von Yvonne Gebauer (FDP). Feller setzt unter anderem auf ein Handlungskonzept gegen Unterrichtsausfall. Mit dem sei es gelungen, mehr Personal zu gewinnen und besonders belastete Schulen gezielt zu unterstützen. Ein Überblick.

Alltagshelfer Die Zahl der Alltagshelferinnen und Alltagshelfer ist nach Angaben des Landes auf rund 1.700 gestiegen, davon 1.500 an Grundschulen und knapp 260 an Förderschulen. Neu ist laut Ministerium, dass seit November auch Hauptschulen und Realschulen unbesetzte Lehrkräftestellen mit Alltagshelferinnen und Alltagshelfern besetzen können. Diese Kräfte entlasten Lehrkräfte im Alltag; sie führen aber keinen Unterricht durch.

Abordnungen Eine Maßnahme im Handlungskonzept, die besonders umstritten ist, sind die sogenannten Abordnungen. Das Land behält sich vor, Lehrkräfte in bestimmten Situationen an Schulen abzuordnen, die besonders stark unter einem Personalmangel leiden. Das trifft aktuell auf 9.310 Lehrkräfte zu – ein Anstieg um rund 1.200 im Vergleich zum April 2023. Feller hatte zuletzt betont, dass &bdquo;Abordnungen bis auf Weiteres unverzichtbar“ blieben, um faire Bildungschancen zu sichern. Man sei sich bewusst, dass Abordnungen für die betreffenden Lehrkräfte mit &bdquo;Herausforderungen“ verbunden seien.

Teilzeit Ebenso umstritten ist die Maßnahme des Landes, die voraussetzungslose Teilzeit der Lehrkräfte zu überprüfen. Kritiker sprechen auch von einem Teilzeitverbot. Das Land behält sich vor, Teilzeitmöglichkeiten einzuschränken. Das zeigt sich auch an den Zahlen. So ist die Anzahl der Beschäftigten in voraussetzungsloser Teilzeit in den vergangenen 18 Monaten &bdquo;deutlich“ um fast 2.000 Lehrkräfte zurückgegangen – von knapp 13.800 auf rund 11.900. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert beispielsweise, dass sich so die Belastung der Lehrkräfte weiter erhöhe – und die Stimmung verschlechtere.

Grundschullehrer Das Land will vor allem das Grundschullehramt stärken, indem es inzwischen schrittweise die dortige Besoldung auf A13 anhebt. Das könnte erste positive Auswirkungen haben. Mit rund 1.500 Lehramtsanwärtern im Grundschulbereich sei der Wert so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Insgesamt haben rund 6.600 Lehramtsanwärter in diesem Jahr ihren Vorbereitungsdienst angetreten.

Kritik Die Zahlen zur Personalsituation offenbarten erneut, dass Feller die Probleme &bdquo;nicht im Griff“ habe, meint FDP-Bildungsexpertin Franziska Müller-Rech. Feller versuche, mit Alltagshelfern und Zwangsversetzungen zu kaschieren, dass es an nachhaltigen Lösungen fehle. Die FDP fordert mehr Unterstützung durch Verwaltungsassistenten sowie Bürokratieabbau. Zudem bräuchten die Schulen mehr Spielraum, um flexibel auf ihre Herausforderungen zu reagieren.In den Augen der SPD hat sich die Situation auch zwei Jahre nach Fellers Handlungskonzept nicht verbessert. &bdquo;Die Personalsituation an unseren Schulen bleibt ein deutlicher Schwachpunkt dieser schwarz-grünen Landesregierung“, sagt SPD-Bildungsexpertin Dilek Engin. In manchen Bezirksregierungen sei bis zu jede zehnte Lehrerstelle an Grundschulen unbesetzt. &bdquo;Nichts ist besser geworden“, meint Engin. Feller fehle der Mut, &bdquo;Grundsätzliches“ im System Schule zu verändern.

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