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Attentat in Magdeburg: Neunjähriges Todesopfer war bei der Kinderfeuerwehr

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Am Sonntag nach der Horrorfahrt von Magdeburg: Menschen gedenken der Opfer mit Blumen und Kerzen. - © AFP
Am Sonntag nach der Horrorfahrt von Magdeburg: Menschen gedenken der Opfer mit Blumen und Kerzen. (© AFP)

Das Wichtigste in Kürze:

  • Ein Autofahrer ist am Freitagabend mit einem Leihwagen in eine Menschengruppe auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt gefahren.
  • Der Täter soll ungebremst 400 Meter durch eine Gasse von Buden gerast sein.
  • Die Behörden gehen von einem Anschlag aus.
  • Mindestens fünf Menschen sind dabei getötet worden, es gibt zahlreiche Verletzte.
  • Der 50-Jährige muss wegen des Vorwurfs fünffachen Mordes, mehrfach versuchten Mordes und mehrfacher gefährlicher Körperverletzung in Untersuchungshaft.

Nach der tödlichen Fahrt mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg muss der Tatverdächtige in Untersuchungshaft – die Suche nach seinem Tatmotiv steht derweil weiter im Fokus. Die Staatsanwaltschaft Magdeburg beantragte einen Haftbefehl gegen den 50-Jährigen. Er müsse wegen des Vorwurfs fünffachen Mordes, mehrfachen versuchten Mordes und mehrfacher gefährlicher Körperverletzung in Untersuchungshaft, teilte die Polizei am frühen Sonntagmorgen mit.

Das Auto war am Freitagabend mit hoher Geschwindigkeit in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt gerast. Nach Behördenangaben wurden vier Frauen im Alter von 45, 52, 67 und 75 Jahren aus dem Großraum Magdeburg sowie ein neunjähriger Junge aus Niedersachsen getötet. Die Niedersächsische Jugendfeuerwehr teilte auf ihrer Homepage mit, dass der Junge Mitglied der Kinderfeuerwehr Warle im Landkreis Wolfenbüttel war. Gemeinsam mit dem Landesfeuerwehrverband Niedersachsen bat die Jugendfeuerwehr um Spenden, um die Familie des Jungen finanziell zu unterstützen. Der Junge war in Bayern aufgewachsen und kürzlich mit seiner Mutter nach Niedersachsen gezogen.

Weitere 200 Menschen wurden verletzt. Viele von ihnen erlitten schwere und schwerste Verletzungen, deswegen könnte die Zahl der Todesopfer weiter steigen.

Staatsanwaltschaft nennt ein mögliches Motiv

Die tödliche Fahrt dauerte nur rund drei Minuten. Wie die Polizei am Samstagnachmittag auf einer Pressekonferenz mitteilte, bog der Tatverdächtige an einer Fußgängerampel an der Ernst-Reuter-Allee mit einem gemieteten BMV-SUV zunächst langsam auf den Bürgersteig des Breiten Wegs ein, der zentralen Einkaufsstraße Magdeburgs. Er fuhr dann ein Stück Richtung des Weihnachtsmarkts, verletzte hier bereits die ersten Passanten. Dann bog er nach rechts auf den Alten Markt ein, beschleunigte stark und raste in gerader Linie durch den Weihnachtsmarkt. Vor dem Rathaus am anderen Ende des Alten Markts bog er wieder rechts ab, dann ein weiteres Mal rechts und landete erneut auf der Ernst-Reuter-Allee. Dort stellte sich ein Polizist mit gezogener Waffe vor den Wagen. Seine Kollegen überwältigen den Mann.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sprach am Samstag von einem „menschenverachtenden Anschlag“. Als mögliches Motiv nannte die ermittelnde Staatsanwaltschaft „Unzufriedenheit mit dem Umgang mit saudiarabischen Flüchtlingen“. Er habe den Zentralrat der Ex-Muslime und die Säkulare Flüchtlingshilfe übermehrere Jahre hinweg terrorisiert.

Was wir über den Verdächtigen wissen

Spezialkräfte der Polizei stehen vor einem Mehrfamilienhaus in Bernburg in Sachsen-Anhalt, das in Zusammenhang mit der tödlichen Attacke auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg stehen soll. - © Sebastian Willnow/dpa
Spezialkräfte der Polizei stehen vor einem Mehrfamilienhaus in Bernburg in Sachsen-Anhalt, das in Zusammenhang mit der tödlichen Attacke auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg stehen soll. (© Sebastian Willnow/dpa)

Der mutmaßliche Täter Taleb A. hat als Facharzt für Psychiatrie in Sachsen-Anhalt gearbeitet. Wie eine Sprecherin der Betreibergesellschaft Salus auf Anfrage mitteilte, war der 50 Jahre alte Arzt im Maßregelvollzug in Bernburg tätig. Er habe mit suchtkranken Straftätern gearbeitet und sei seit März 2020 in der Einrichtung tätig gewesen. Nach Informationen der dpa hatte das Gesundheitsministerium von Sachsen-Anhalt noch in der Nacht die Personalakte des Mannes angefordert und den Ermittlungsbehörden übergeben.

Laut Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) lebte der Verdächtige in Bernburg. Der Mann stamme aus Saudi-Arabien. Er sei 2006 erstmals nach Deutschland gekommen und habe zwischen 2009 und 2010 in NRW gelebt, zunächst in Düsseldorf und dann in Bochum. Er habe einen unbefristeten Aufenthaltstitel. Interviews und Onlineaktivitäten zeigen das Bild eines Mannes, der den Islam ablehnt und mit der AfD sympathisiert. Auf der Plattform „X“ hatte Taleb A. vor der Tat mehr als 40.000 Follower.

Saudi-Arabien hat Deutschland saudischen Sicherheitskreisen zufolge vor Taleb A. gewarnt. Das Königreich habe seine Auslieferung beantragt, darauf habe Deutschland nicht reagiert, hieß es. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in Berlin hatte es vor rund einem Jahr eine Art Warnhinweis zu dem Mann an die deutschen Behörden gegeben.

Der Chef des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, bestätigte im ZDF-„heute journal“, das BKA habe im November 2023 einen Hinweis aus Saudi-Arabien zu dem Mann bekommen. „Hier ist auch ein Verfahren eingeleitet worden. Die Polizei in Sachsen-Anhalt hat dann auch entsprechende Ermittlungsmaßnahmen vorgenommen.“ Die Sache sei aber unspezifisch gewesen. „Er hat auch verschiedene Behördenkontakte gehabt, Beleidigungen, auch mal Drohungen ausgesprochen. Er war aber nicht bekannt, was Gewalthandlungen angeht“, sagte Münch zu dem Verdächtigen. Diese Dinge müssten aber nochmal überprüft werden, um zu schauen, ob den Sicherheitsbehörden etwas durchgegangen sei.

Auch Bundesinnenministerien Nancy Faeser (SPD) hat zusätzliche Ermittlungen angekündigt, um herauszufinden, welche Behörden zuvor Hinweise auf den Täter hatten – und wie diesen nachgegangen wurde.

Die Spurensicherung arbeitet an dem schwarzen BMW, mit dem der mutmaßliche Täter in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg gefahren sein soll. - © Hendrik Schmidt/dpa
Die Spurensicherung arbeitet an dem schwarzen BMW, mit dem der mutmaßliche Täter in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg gefahren sein soll. (© Hendrik Schmidt/dpa)

Vom Islam losgesagt

Die von den Behörden zu Taleb A. offiziell bestätigten Informationen sind knapp. A. kam nach seinem der Nachrichtenagentur AFP vorliegenden saudi-arabischen Pass am 5. November 1974 zur Welt. Er ist Schiite und stammt aus dem Osten Saudi-Arabiens. In seinem Heimatland studierte er Psychologie, bevor er nach Deutschland ging. Dorthin kam er, weil er sich vom Islam lossagte und seither verfolgt fühlte. Er habe öffentlich gegen den Islam geschrieben, sagte er vor fünf Jahren der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Man wollte mich ’schlachten’, wenn ich nach Saudi-Arabien zurückkehren würde.“ Deshalb sei er lieber in Deutschland geblieben. „Ich bin der aggressivste Kritiker des Islams in der Geschichte“, behauptete er damals über sich.

Und A. versteht sich als Aktivist, der insbesondere bei dem als Twitter bekannt gewordenen heutigen Onlinedienst X seit vielen Jahren aus Deutschland heraus bis zu seiner Festnahme mit Tausenden Nachrichten extrem aktiv war. Er zeigte sich dort und bezeichnete sich auch als Islamkritiker. Doch seit einiger Zeit veränderte sich das Auftreten des saudischen Arztes in den sozialen Netzwerken, wurde aggressiver. So schrieb A. etwa, seiner Erfahrung nach sei „die deutsche Polizei der echte Treiber des Islamismus in Deutschland“. Er warf der Polizei vor, zuletzt im März dieses Jahres gegen ihn und andere Islamkritiker „schmutzige Taktiken“ angewendet zu haben, „um unseren anti-islamischen Aktivismus zu zerstören“. Zudem äußerte er sich als Fan von X-Inhaber Elon Musk und der AfD, die die gleichen Ziele wie er verfolge.

Taleb A. hegt Sympathie für die AfD

A. pflegt also das Selbstbild eines Islamkritikers. Und er positioniert sich politisch rechts. Die Linken seien „verrückt“ – „wir brauchen AfD, um die Polizei vor sich zu schützen.“ In einem anderen Post wirft er auch die Frage auf, wer außer der AfD Deutschland vor dem Islam schützen könne. In seiner Selbstbeschreibung bei X äußert sich A. zugleich wie ein Verschwörungstheoretiker. „Deutschland jagt saudische Asylsuchende innerhalb und außerhalb Deutschlands, um ihr Leben zu zerstören“, schrieb er dort etwa und außerdem: „Deutschland will Europa islamisieren.“ A. veröffentlichte zum Ende der Terrorfahrt noch aus dem Tatauto heraus ein Video voller wirr erscheinender Anschuldigungen. Nach den darin getroffenen Aussagen fühlte er sich verfolgt.

Dass Deutschland in den vergangenen Jahren Hunderttausende Flüchtlinge aus Syrien - mehrheitlich Muslime - aufnahm, störte ihn, wie aus einem Video hervorgeht. Nach dpa-Informationen stellte der Arzt selbst, der sich zu diesem Zeitpunkt bereits zehn Jahre in Deutschland aufhielt, im Februar 2016 einen Asylantrag, über den im Juli desselben Jahres entschieden wurde. Der saudische Staatsbürger erhielt damals Asyl als politisch Verfolgter.

A. als Aktivist für Frauen aus Saudi-Arabien

Noch vor wenigen Jahren zeigte sich A. als Aktivist, der Frauen aus Saudi-Arabien bei ihrer Flucht hilft. Im Jahr 2019 erschienen in Deutschland und auch international mehrere Interviews und Berichte über sein Agieren. Er gab damals an, Frauen aus Saudi-Arabien über das deutsche Asylsystem informieren zu wollen. Mit diesen Informationen sollten sie dann ihren Weg finden, um nach seinen Angaben aus Unterdrückung in Freiheit zu kommen. A. veröffentlichte dazu neben zahlreichen Twitter-Nachrichten auch eine eigene Homepage. Das damalige Ziel des mutmaßlichen Attentäters war, dass die von ihren Männern unterdrückten Frauen in Deutschland Schutz suchen sollten. Auch in diesem Punkt wandelte sich allerdings seine Haltung und er wandte sich gegen das Land, in dem er lebte. Auf der nach wie vor aktiven Homepage schrieb A., sein Rat sei, kein Asyl in Deutschland zu beantragen.

Kanzler Scholz besucht Tatort in Magdeburg

Am Tatort in Magdeburg: Kanzler Scholz (Mitte), neben ihm Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff und Innenministerin Nancy Faeser. - © AFP
Am Tatort in Magdeburg: Kanzler Scholz (Mitte), neben ihm Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff und Innenministerin Nancy Faeser. (© AFP)

Bundeskanzler Scholz hat eine umfassende Aufklärung des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg angemahnt. Es sei wichtig, „dass das mit aller Präzision und Genauigkeit geschieht“, sagte Scholz nach dem Besuch des Tatortes am Samstag. „Es darf nichts ununtersucht bleiben.“ Scholz sprach von einer „furchtbaren, wahnsinnigen Tat“, die „zutiefst zu Herzen“ gehe. Er sicherte Stadt, Opfern und Angehörigen „die Solidarität des ganzen Landes“ zu und würdigte den Einsatz der Rettungskräfte. Der Kanzler mahnte gleichzeitig, „dass wir als Land zusammenbleiben, dass wir zusammenhalten, dass wir uns unterhaken, dass nicht Hass unser Miteinander bestimmt“. Es dürften nicht diejenigen durchkommen, „die Hass säen wollen“.

Auch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Bundesjustizminister Volker Wissing (parteilos) sowie CDU-Chef Friedrich Merz waren vor Ort mit dabei.

Am Abend soll es im Dom eine Gedenkfeier geben. Man wolle Betroffenen, Angehörigen und allen anderen Bürgern eine Möglichkeit zum Trauern geben, sagte Oberbürgermeisterin Simone Borris am Freitagabend unter Tränen vor Journalisten. „Wir werden eine lange Zeit zum Trauern brauchen“, sagte sie sichtlich fassungslos.

Was die Gewalttat für die Weihnachtsmärkte in OWL bedeutet

Betonblöcke in Form von großen Legosteinen sollten den Weihnachtsmarkt in Magdeburg sichern. - © IMAGO/dts Nachrichtenagentur
Betonblöcke in Form von großen Legosteinen sollten den Weihnachtsmarkt in Magdeburg sichern. (© IMAGO/dts Nachrichtenagentur)

Die Vorkehrungen für die Weihnachtsmärkte in Nordrhein-Westfalen bleiben zunächst unverändert. „Die Sicherheitsmaßnahmen sind bereits nach dem Anschlag in Solingen noch einmal verstärkt worden“, sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums auf Anfrage. „Die nordrhein-westfälischen Sicherheitsbehörden bleiben höchst wachsam. Unsere Sicherheitskonzepte werden nötigenfalls angepasst, derzeit gibt es aber keine Hinweise auf eine konkrete Gefahr“, hieß es weiter.

Nach dem Anschlag in Solingen am 23. August und dem Messerangriff in Siegen am 30. August hatte NRW-Innenminister Reul eine höhere Polizeipräsenz auf öffentlichen Veranstaltungen wie Weihnachtsmärkten angeordnet. Zudem können auch Personen- und Taschenkontrollen auf Waffen oder andere gefährliche Gegenstände durchgeführt werden.

Der Weihnachtsmarkt in der Bielefelder Innenstadt wird zunächst wie gewohnt stattfinden. Das erklären die Polizei sowie die Bielefelder Stadtmarketing-Gesellschaft als Veranstalter am Samstagmorgen. Nach Angaben der Bielefelder Leitstelle der Polizei besteht aktuell keine Bedrohung für Bielefeld. Derzeit würden Landes- und Bundeskriminalamt die Lage analysieren. Auch die lokalen Behörden seien eingebunden. Das Sicherheitskonzept für den Weihnachtsmarkt in der Bielefelder City werde überprüft.

Auch Herford zeigt Anteilnahme nach dem Anschlag in Magdeburg, bei dem mehrere Menschen ums Leben kamen. Die Stadt passt das Festprogramm an und gedenkt der Opfer mit einer Schweigeminute.

Auch im Mühlenkreis reagiert die Polizei auf den Anschlag von Magdeburg. Die Polizei will auf den Veranstaltungen in Minden-Lübbecke eine nochmals erhöhte Präsenz zeigen. In Minden soll die Polleranlage, die seit 2023 in Betrieb ist, für zusätzlichen Schutz sorgen.

Gedenkminute auf allen Weihnachtsmärkten

Der deutsche Schaustellerbund hat sich gegen die Absage von Weihnachtsmärkten in Deutschland ausgesprochen. Präsident Albert Ritter sagte der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Samstag online): „Die Weihnachtsmärkte pauschal als Symbol abzusagen, wäre das falsche Zeichen. So, wie wir sie feiern, ist das ein Zeichen gelebter Demokratie und des friedlichen Miteinanders.“ Auf allen Weihnachtsmärkten in Deutschland sollte es am Samstag um 19 Uhr eine Gedenkminute geben. Auch die Schausteller des Bielefelder Weihnachtsmarktes beteiligten sich.

NRW-Innenminister Herbert Reul hatte für Samstag, 21. Dezember, aus Anlass der Gewalttat in Magdeburg Trauerbeflaggung angeordnet.

Reaktionen auf den Anschlag von Magdeburg

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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich entsetzt. „Die Vorfreude auf ein friedliches Weihnachtsfest wurde durch die Meldungen aus Magdeburg jäh unterbrochen“, erklärte er. Kanzler Olaf Scholz (SPD) erklärte, seine Gedanken seien bei den Opfern und ihren Angehörigen. Er dankte „den engagierten Rettungskräften in diesen bangen Stunden“. Ähnlich äußerten sich zahlreiche weitere Politikerinnen und Politiker.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte der Landesregierung von Sachsen-Anhalt Hilfe des Bundes bei den Ermittlungen zu. Nach einem Telefonat mit Zieschang erklärte Faeser, sie habe ihrer Kollegin „jede mögliche Unterstützung des Bundes zugesagt“.

Mehrere ausländische Regierungen bekundeten nach dem Anschlag ihre Solidarität. „Die Vereinigten Staaten sind schockiert und traurig über die tragischen Nachrichten aus Magdeburg“, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, am Freitag. Er erklärte auch, dass die USA „bereit“ seien, „Hilfe“ zu leisten.

Spezialeinsatzkräfte der Polizei sind im Einsatz auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg. - © Thomas Schulz/dpa
Spezialeinsatzkräfte der Polizei sind im Einsatz auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg. (© Thomas Schulz/dpa)

Auch Saudi-Arabien drückte laut einem Beitrag des Außenministeriums in Riad bei X „seine Solidarität mit dem deutschen Volk und den Familien der Opfer“ aus. Der französische Präsident Emmanuel Macron schrieb im Online-Dienst X, er sei angesichts des „Horrors, der an diesem Abend den Weihnachtsmarkt in Magdeburg“ getroffen habe „zuftiefst schockiert“. Frankreich teile „den Schmerz des deutschen Volkes und bringt seine volle Solidarität zum Ausdruck“.

Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni schrieb bei X, sie sei „zutiefst erschüttert“ über den „brutalen“ Angriff. Auch der spanische Regierungschef Pedro Sánchez teilte in dem Onlinedienst mit, er sei „schockiert“ über den „schrecklichen Angriff“ in Deutschland.

Bundeskanzler dankt Rettungskräften in Magdeburg

Einsatzkräfte von Rettungsdiensten, Polizei und Feuerwehr sind im Einsatz auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg. - © Heiko Rebsch/dpa
Einsatzkräfte von Rettungsdiensten, Polizei und Feuerwehr sind im Einsatz auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg. (© Heiko Rebsch/dpa)

Bundesinnenministerin Nancy Faeser hatte zuletzt wiederholt zu Wachsamkeit bei Weihnachtsmarktbesuchen aufgerufen. Konkrete Gefährdungshinweise gebe es aktuell nicht, sagte die SPD-Politikerin Ende November. „Die Nachrichten aus Magdeburg sind zutiefst erschütternd“, schrieb Faeser nach dem Anschlag auf X. Und: „Die Sicherheitsbehörden werden die Hintergründe aufklären.“

Bundeskanzler Scholz schrieb ebenfalls auf der Plattform: „Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Wir stehen an ihrer Seite und an der Seite der Magdeburgerinnen und Magdeburger. Mein Dank gilt den engagierten Rettungskräften in diesen bangen Stunden.“ Der Kanzlerkandidat der Grünen, Robert Habeck, teilte mit: „Welch furchtbare Nachrichten aus Magdeburg, wo Menschen die Adventszeit in Frieden und Gemeinschaft verbringen wollten.“

Auch der FDP-Vorsitzende Christian Lindner ist bestürzt über den mutmaßlichen Anschlag. „In Magdeburg wurden viele Menschen Opfer eines tödlichen Anschlags“, schrieb Lindner bei X. „Die Bilder haben mich schockiert. Ich denke an die Opfer, ihre Familien und die Einsatzkräfte vor Ort.“

Das Standbild aus einem Video zeigt Polizisten bei der Festnahme einer tatverdächtigen Person am Weihnachtsmarkt in Magdeburg. - © Privat/TNN/dpa
Das Standbild aus einem Video zeigt Polizisten bei der Festnahme einer tatverdächtigen Person am Weihnachtsmarkt in Magdeburg. (© Privat/TNN/dpa)

Rund acht Jahre nach Berliner Weihnachtsmarktanschlag

Fast auf den Tag genau vor acht Jahren, am 19. Dezember 2016, war in Berlin ein islamistischer Terrorist mit einem entführten Lastwagen auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz gerast. Dabei wurden 12 Menschen getötet, das 13. Opfer starb 2021 an den Folgen. Mehr als 70 Menschen wurden verletzt. Der Attentäter floh nach Italien, wo er von der Polizei erschossen wurde.

Auch in anderen Städten mit Weihnachtsmärkten ist die Polizei nun besonders achtsam. In Stuttgart sagte ein Polizeisprecher, die Polizeikräfte seien vor Ort sensibilisiert worden. In Berlin sagte ein Sprecher, man habe die Beamten aufgerufen, ein erhöhtes Augenmerk auf Weihnachtsmärkte zu richten. (dpa/AFP)

Mit Material des RND.

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