Schleichende Gefahr: Kohlenmonoxid-Vergiftung

Nieheim/Kreis Höxter. Das Gas ist tückisch, denn man kann Kohlenmonoxid weder riechen noch sehen. Das wurde Mitte Dezember einem jungen Nieheimer zum Verhängnis. Er starb bei einer Übernachtung in einem zum Wohnmobil umgebauten Transporter.

Als die Einsatzkräfte am Sonntagmittag zum Unglücksort in Nieheim gerufen wurden, war es bereits zu spät. Der Notarzt konnte nur noch den Tod des 31-Jährigen feststellen.

Die mutmaßliche Todesursache stand ebenfalls sehr schnell fest. Denn als der Rettungsdienst und die Polizeikräfte den umgebauten Transporter betraten, schlugen ihre CO-Warner an, wie Polizeisprecher Jörg Niggemann auf Anfrage der &bdquo;Neuen Westfälischen“ berichtet.

Im Fahrzeug hatte es offenbar eine sehr hohe, tödliche Konzentration gegeben. Die Polizei in Höxter ist seit rund drei Jahren mit CO-Warnern ausgestattet. Beim Rettungsdienst und der Feuerwehr gibt es sie schon deutlich länger. Sie werden oben am Revers oder am Rettungsdienstkoffer angebracht, weil Kohlenmonoxid leichter als Luft ist, nach oben steigt und in geschlossenen Räumen eine Art unsichtbare Wolke bildet.

Nach bisherigen Erkenntnissen war der junge Mann am Abend zuvor auf einer Party gewesen und hatte sich entschlossen, in seinem Transporter zu übernachten. Aufgrund der einstelligen Nachttemperaturen schaltete er auch die Standheizung ein und schlief ein.

Kohlenmonoxid im Schlaf besonders gefährlich Im Schlaf sind Kohlenmonoxid-Vergiftungen generell besonders gefährlich. Die Betroffenen werden bewusstlos und die Atmung setzt aus - ohne dass sie es merken. Erst am Sonntagmittag wurde der 31-Jährige schließlich entdeckt.

Als eine mögliche naheliegende Ursache prüft die Polizei, ob die Standheizung einen technischen Defekt hatte. Ermittelt werde aber ausdrücklich in alle Richtungen, wie Polizeisprecher Jörg Niggemann betont. Hinweise auf einen Suizid oder Fremdverschulden gebe es aktuell nicht. Das Fahrzeug wurde für die weiteren Ermittlungen von der Polizei beschlagnahmt.

Weil CO-Vergiftungen so tückisch sind, wurden vor Ort vorsorglich auch Einsatzkräfte untersucht, die sich im unmittelbaren Gefahrenbereich aufhielten. Dazu wurden mehrere Rettungswagen und auch der organisatorische Leiter des Rettungsdienstes im Kreis Höxter an die Unglücksstelle beordert.

Polizei Höxter ermittelt nach Unglück in alle Richtungen Rund 500 Todesfälle durch Kohlenmonoxid-Vergiftung pro Jahr CO-Vergiftungen kommen immer wieder vor. Nach Schätzungen der Bundesärztekammer müssen jedes Jahr mehr als 3.000 Menschen im Krankenhaus behandelt werden, weil sie Kohlenmonoxid eingeatmet haben. Rund 500 Menschen sterben in Deutschland jährlich an den Folgen.

&bdquo;Typische Gefahrenquellen sind unter anderem Brände, defekte Heizungsanlagen, Kamine und Öfen, unzureichend belüftete Garagen, Grills sowie Wasserpfeifen“, erklärt die Bundesärztekammer. Das bestätigt auch Kreisbrandmeister Stefan Nostitz. Er mahnt eindringlich, Geräte die für den Außenbereich gedacht sind, auf keinenFall in Innenbereichen zu betreiben – wie Grills, Wärmepilze, Stromaggregate oder Gasbrenner. Wer das beherzige, habe schon viel zur Vorbeugung getan. Zudem sei es wichtig, technische Geräte wie Gasthermen und deren Dichtungen, aber auch Kamine regelmäßig zu warten.

Sind CO-Melder sinnvoll? Und wie sinnvoll ist ein CO-Melder in der eigenen Wohnung, der bisher im Gegensatz zu Rauchmeldern nicht Pflicht ist? Nostitz rät dazu, CO-Melder zu installieren, auch wenn sie etwas teurer sind. Denn ein Rauchmelder allein sei kein adäquater Ersatz, weil er Brände erst viel später als ein CO-Melder erkenne. Ein Kombigerät vereint die Eigenschaften eines Rauch- und eines CO-Melders und sei daher eine sehr sichere Wahl, erklärt auch der Feuerwehrverband.

Kreisbrandmeister Stefan Nostitz hat selbst daheim im Wohnzimmer einen solchen Kohlenmonoxid-Melder angebracht. &bdquo;Weil wir einen Kaminofen haben und damit Holz im Wohnraum verbrennen. Falls es mal eine Verstopfung im Kamin geben sollte, will ich sicher sein.“

Bewusstlosigkeit kommt sehr schnell Was Kohlenmonoxid so besonders gefährlich macht, ist, dass man die Gefahr nicht sieht, spürt oder riecht. Und das schon ein, zwei Atemzüge reichen, um ernsthaft gefährdet zu sein. Denn der CO geht schneller ins Blut als Sauerstoff und unterbindet den Transport von Sauerstoff. Selbst einmal durchs Gebäude zu huschen, nur um ein Fenster zu öffnen, könne da schon einmal zu viel sein, erklärt Nostitz.

Erste Anzeichen einer Kohlenmonoxid-Vergiftung sind Kopfschmerzen, Schwindel, Schwächegefühl, Übelkeit und Erbrechen. Dann hilft nur noch der ganz schnelle Weg ins Freie. Wird der Patient ohnmächtig, besteht akute Lebensgefahr. Kinder sind übrigens in Gefahrenlagen besonders anfällig für Kohlenmonoxid-Vergiftungen, da sie schneller atmen und im Ernstfall im Vergleich zu Erwachsenen relativ gesehen eine höhere Dosis aufnähmen. Auch für schwangere Frauen besteht ein erhöhtes Risiko.

Was tun, wenn der CO-Warner schrillt? So reagiert man, wenn der CO-Warner anschlägt: ruhig bleiben, Luft anhalten und sofort Türen und Fenster öffnen. Dadurch verringert sich die Kohlenmonoxid-Konzentration im Haus. Anschließend das Haus verlassen und nach Möglichkeit das Handy mitnehmen - aber nicht erst suchen. In Mehrfamilienhäusern sollten alle Bewohner gewarnt werden, denn das tückische Gas dringt durch Wände, Decken und Böden. Nie zurück ins Innere gehen und per 112-Notruf die Feuerwehr und den Rettungsdienst alarmieren.

Kreisbrandmeister Nolte ergänzt: &bdquo;Lieber einmal mehr Alarm schlagen, als einmal zu wenig. &bdquo;Da wird keiner meckern. Denn damit ist nicht zu spaßen.“ Für Menschen, die mit CO in Kontakt kamen, gilt: Die anschließende medizinische Untersuchung sei Pflicht.

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