Nicht nur Protest: Aus diesen Gründen haben Wähler in Herford ihre Stimme der AfD gegeben

Herford. Die Landtagswahlen im letzten Jahr sowie die zurückliegende Bundestagswahl haben es mehr als deutlich gezeigt, dass die AfD längst keine kleine Nischenpartei mehr ist. Sie hat bundesweit fast 21 Prozent der Stimmen auf sich vereinen können. In Herford liegt sie sogar leicht oberhalb dieser Marke. Hier waren es bei den Erst- und Zweitstimmen jeweils 21,3 Prozent. Das bedeutet, dass jeder fünfte wahlberechtigte Herforder seine Stimme der AfD gegeben hat. Die Redaktion wollte wissen, aus welchen Gründen Herforder Bürgerinnen und Bürger einer Partei ihre Stimme gegeben haben, die in Teilen als rechtsextrem eingestuft wird.

Eine 55-jährige Verkäuferin eines Supermarktes, die – wie alle weiteren Befragten auch – anonym bleiben möchte, gibt als Hauptgrund eine in ihren Augen verfehlte Migrationspolitik der Ampel-Regierung sowie auch der vorherigen Großen Koalition an. &bdquo;Es gibt zu viele gewaltbereite Ausländer und weder CDU, SPD oder andere haben es geschafft, dieses Problem in den Griff zu bekommen“, sagt sie. Sie habe in ihrem Beruf schon oft Situationen erlebt, in denen ausländische Mitbürger in der Kassenzone nicht nur verbal aufeinander losgegangen seien. &bdquo;Meine ganze Familie hat dieses Mal die AfD gewählt“, ergänzt sie. Viele Jahre zuvor sei die SPD die erste Wahl gewesen. &bdquo;Jetzt haben mich das Wahlprogramm der AfD und die Äußerungen von Alice Weidel angesprochen.“

Rechtsextreme Tendenzen werden in Kauf genommen Ebenfalls gibt eine 51-jährige Mutter an, mit der Migrationspolitik der letzten Jahre nicht einverstanden zu sein: &bdquo;Die Bundesregierung hat in diesem Bereich total versagt“, sagt sie. Der Anteil gewaltbereiter Ausländer sei einfach zu hoch, und die AfD ist &bdquo;die einzige Partei, die dieses Problem angeht“. Dabei weist die aktuellste Statistik der Polizei in NRW für den Kreis Herford – aus dem Jahr 2023 – einen Anteil von ausländischen Straftätern, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit haben, von gut 33 Prozent (1907 Personen) aus. Das entspricht also einem Drittel aller in diesem Zeitraum erfassten Straftäter (5644).

Darauf angesprochen, dass die AfD in Teilen als rechtsextrem eingestuft ist, äußert sie keine Bedenken: &bdquo;Ich habe damit kein Problem, dass es in der AfD Politiker gibt, die rechtsextreme Ansichten vertreten. Das habe ich bei der Wahl in Kauf genommen“, sagt sie.

Darüber, dass die AfD rechtsextreme Züge aufweist, habe sie sich noch gar keine tiefgründigen Gedanken gemacht, gibt eine 17-jährige Herforderin auf Nachfrage zu. Altersbedingt durfte sie zwar noch nicht bei der regulären Wahl ihre Stimme abgeben, aber bei der sogenannten U-18-Bundestagswahl, bei der sich vom 7. bis 14. Februar rund 166.000 Kinder und Jugendliche beteiligt hatten. &bdquo;Ich habe bei der U-18-Wahl meine Stimme der AfD gegeben und hätte sie auch bei der eigentlichen Bundestagswahl gewählt“, sagt sie. Auch sie gibt als Grund an, dass es zu viele straffällige Ausländer im Land gebe, gegen die die Bundesregierung nicht genug unternommen hätte. &bdquo;Für mich ist die AfD eine Partei, die etwas für Deutschland unternimmt“, sagt sie.

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Für Polizeipressesprecher Hendrik Drawe sind die Zahlen nicht extrem hoch: &bdquo;Ein Ausländeranteil bei den Straftätern von 33 Prozent ist eigentlich nicht sehr hoch“, sagt er. Jedoch müsse beachtet werden, dass der Kreis Herford einen Ausländeranteil von rund zwölf Prozent aufweist und sich dadurch das Drittel an Straftätern gemessen an der Gesamtbevölkerung wiederum relativiert.

Der Wählerwille wird nicht berücksichtigt Nicht nur die Migrationspolitik der letzten Bundesregierung ist ein Grund, um die AfD zu wählen. &bdquo;Mir gefällt die Wirtschaftspolitik der AfD“, sagt ein 45-Jähriger, der in der Pflege und Betreuung arbeitet. Ebenfalls &bdquo;stehe ich hinter den Ansichten, die die AfD zur Energiepolitik hat. Sie ist eine Partei für das Volk“, ergänzt er. Zudem sei sein Kreuz für die AfD ein Zeichen des Protests gewesen. Aus diesem Grund wählte auch ein 40-jähriger, selbstständiger Toningenieur die AfD. &bdquo;Ich habe die AfD aus Protest gewählt“, sagt er. Nach vielen Jahren der CDU- und SPD-Regierung müsse sich endlich etwas verändern.

Von den beiden Herfordern wird unabhängig betont, dass sie sich nach der Wahl in ihrem Wählerwillen jedoch nicht wiederfinden würden. &bdquo;Die AfD ist zwar zweitstärkste Partei geworden, aber trotzdem wird es auf eine Koalition zwischen CDU und SPD hinauslaufen“, sagt der 45-jährige Pfleger. &bdquo;Der Wähler wollte Schwaz/Blau“, ergänzt er. Für den 40-jährigen Toningenieur werde durch den Ausschluss der AfD an Koalitionsverhandlungen der Wille des Wählers missachtet. Letzterer betont zudem, dass nicht alle Politiker der AfD rechtsradikal seien. &bdquo;Man muss da schon differenzieren“, sagt er. In seinem Beruf habe er mit vielen Musikern aus dem Ausland zu tun. Eine rechtsextreme Gesinnung, &bdquo;wie viele andere AfD-Wähler wohl auch“, habe er nicht.

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