Haftstrafe für IS-Anhänger: Ex-Bielefelder erklärt sich zu Anschlag bereit

Bielefeld/Duisburg. Der ehemalige Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) Tarik S. aus Bielefeld ist am Donnerstag zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Die Richter am Duisburger Schwurgericht sahen es als erwiesen an, dass sich der 30-Jährige bereit erklärt hat, einen Anschlag auf eine pro-israelische Demonstration zu verüben.

Laut Urteil soll er geplant haben, mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge zu fahren &bdquo;Sein Ziel war es, eine große Zahl Menschen, die er als Ungläubige betrachtete, zu töten“, sagte Richter Mario Plein bei der Urteilsbegründung.

Der heute 30-jährige Tarik S. stammt aus Bielefeld. Ende 2012 wandte sich Tarik S. dem Salafismus zu und veränderte sein Äußeres. Er beteiligte sich in der Folge an salafistischen Missionierungsprojekten wie der verbotenen Kampagne &bdquo;Lies!“ und besuchte Seminare bekannter Salafisten-Prediger. Unter anderem gab er einem Kamerateam im Rahmen einer radikalen Demonstration in Frankfurt ein Interview. Zudem besuchte er die Herforder Assalam-Moschee, eine bekannte Salafisten-Moschee. Im Umfeld der Einrichtung radikalisierte sich S. schließlich so weit, dass er sich 2013 zur Ausreise in das IS-Gebiet entschied – so wie mehrere andere Männer aus der Herforder Salafisten-Szene auch.

Kampfname &bdquo;Osama der Deutsche“ Dort trat er künftig unter dem Kampfnamen &bdquo;Osama der Deutsche“ auf. Zudem tauchte er in einem Propaganda-Video des IS auf, in dem S. verwundete Kämpfer der Terrormiliz besuchte und sich dabei filmen ließ. In einem privaten Video verhöhnten S. sowie weitere IS-Mitglieder ein enthauptetes Opfer der Terroristen. In sozialen Medien rief er dazu auf, sich ebenfalls dem IS anzuschließen. Noch im Kriegsgebiet lernte er seine Lebenspartnerin kennen, eine Niederländerin.

Nach 2016 und nach mehreren Stationen beim IS – unter anderem ließ er sich als Selbstmordattentäter registrieren – kehrte S. nach Deutschland zurück und wurde ein Jahr später am Oberlandesgericht Düsseldorf zu fünf Jahren Jugendhaft verurteilt.

Deradikalisierung gescheitert Nach seiner Haft hatte der ehemalige Bielefelder an einem Aussteigerprogramm teilgenommen und verlagerte seinen Lebensmittelpunkt nach Duisburg, wo er seitdem in einer Wohnung lebte. Doch offenbar wurde S. einige Jahre später rückfällig. Er soll zuvor seinen Job verloren haben und sich in der Folge wieder radikalisiert haben. &bdquo;Die Deradikalisierung, die über Jahre versucht wurde, ist gescheitert“, so Richter Plein. &bdquo;Der Angeklagte hat weiter der IS-Ideologie angehangen, obwohl er einen westlichen Lebensstil angenommen hatte.“ Selbst im Gefängnis habe er versucht, seine Mithäftlinge zu &bdquo;missionieren“.

Tarik S. selbst soll sich in Chats gegenüber einer Person zu dem Anschlag auf eine pro-israelische Demo bereit erklärt haben. Diesen soll er für einen Kontaktmann des IS gehalten haben. Während der Konversation soll Tarik S. geschrieben haben: &bdquo;Ich warte nur darauf, wieder meine Wohnung zu verlassen und wieder zu kämpfen bis zum Sieg Gottes – oder zu sterben.“ Bei dem Chatpartner soll es sich laut Urteil jedoch um ein Mitglied des marokkanischen Geheimdienstes gehandelt haben.

Urteil nicht rechtskräftig Das Bundeskriminalamt erhielt Ende Oktober 2023 von diesem Geheimdienst die Hinweise zu S. und seinen möglichen Anschlagsplänen. Nach Informationen dieser Redaktion soll es bereits zuvor Hinweise zu Anschlagsplänen gegeben haben, weshalb Tarik S. bereits im Fokus der Sicherheitsbehörden stand. S. wurde schließlich verhaftet, seine Wohnung durchsucht.

Das Urteil lautet auf &bdquo;sich bereit erklären zu einem Verbrechen des Mordes“. Es ist nicht rechtskräftig.

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