Bielefelder Retter schlagen Alarm: „Sperrungen und Staus setzen Leben aufs Spiel“

Bielefeld. 90 Minuten für 300 Meter: So lange dauerte es am Mittwochnachmittag, bis es der Crew eines Rettungswagens gelungen war, einen Patienten vom Klinikum Bethel abzuholen. &bdquo;Zum Glück kam es am Mittwoch zu keiner Krise, doch wenn das jetzt täglich so weitergeht, dann können wir unsere Hilfsfristen nicht mehr einhalten“, sagt ein Notfallsanitäter, der namentlich nicht genannt werden möchte. Hinter dem Begriff &bdquo;Hilfsfrist“ verbirgt sich die Zeitspanne zwischen Eingang des Notrufs und Eintreffens am Einsatzort.

Nach der angekündigten Sperrung der beiden stadtauswärts führenden Fahrspuren der Kreuzstraße am Mittwochmittag wegen der unverzüglichen Reparatur eines offenbar existenziellen Versorgungsschachtes baute sich in kürzester Zeit ein massiver Stau entlang der Artur-Ladebeck-Straße auf, in dessen Folge auch die vielen kleinen Zubringerstraßen im Stadtteil völlig verstopften. Ein gewaltiges Ärgernis für alle Verkehrsteilnehmer, aber ein Horror-Szenario für die Besatzungen der Rettungswagen. Denn etliche von ihnen standen unvermittelt mittendrin und saßen fest.

Das Dilemma der motorisierten Lebensretter: Selbst, wenn sie sich unter dem Einsatz von Blaulicht und Martinshorn einen Weg bahnen, notfalls über Bürgersteige und Radwege und rechtzeitig beim Patienten ankommen, so gab es am Mittwoch keine Gewähr dafür, in derselben gebotenen Kürze pünktlich die Notaufnahme von Gilead I zu erreichen. &bdquo;Dort werden Patienten mit Herzinfarkten oder Schlaganfällen behandelt und eigentlich weiß jeder, dass in diesen Fällen jede Minute zählt“, sagt der Mann vom Rettungsdienst.

Ausnahmezustand für das Klinikum Bethel Und das Klinikum Bethel selbst? Pressesprecherin Sandra Gruß bestätigte den herrschenden Ausnahmezustand, von dem alle betroffen waren, Patienten wie Mitarbeitende. &bdquo;Eine wirklich schwierige Situation“, sagt sie mit Verweis auf Patienten, die um Stunden verspätet zu ihren Untersuchungen erschienen, spricht von Mitarbeitenden, die es kaum pünktlich zu den Diensten schafften – oder auch wieder nach Hause, um beispielsweise Kinder rechtzeitig von Kitas abzuholen. Erleichterung herrsche darüber, dass niemand zu Schaden gekommen sei, auch kein potenzieller Notfall-Patient, der mit dem eigenen Auto anreiste und dann im Stau steckte.

Mit Unbehagen erinnere sie sich zurück an den vergangenen Sommer, als der Baustellen-Stau-Stress auf der Artur-Ladebeck-Straße erst in der Ferienzeit nachließ. Ein ähnlicher Effekt könnte sich am 14. April abzeichnen, dem Beginn der Osterferien. &bdquo;Wir sind eingekreist von großen Baustellen: Die Bodelschwinghstraße ist weiter gesperrt, teilweise die Hauptstraße in Brackwede und jetzt noch die Kreuzstraße – das ist eine unglückliche Konstellation.“ Die einzige Perspektive bestehe gegenwärtig im möglicherweise zügigeren Baufortschritt der einzelnen Maßnahmen.

Der Zeitfaktor sei für die Situation an der Kreuzstraße schon ziemlich am Limit, heißt es dazu von den Stadtwerken: &bdquo; Die genannten acht Wochen sind für eine solche Baumaßnahme eine bereits ambitionierte Bauzeit. Die Stadtwerke sind optimistisch, den Zeitplan einzuhalten und bei idealem Verlauf eventuell sogar zu verkürzen.“ Für unvorhergesehene, nicht planbare Verzögerungen sei Samstagsarbeit vorgesehen. &bdquo;Aufgrund von Einschränkungen durch Lärmschutzvorgaben und bei den kurzfristig akquirierten Fachfirmen besteht in diesem Projekt keine Möglichkeit der Nachtarbeit.“

Rettungswagen im Kreuzstraßen-Stau So bleibt für die Retter vorerst das Problem mit der Rückfahrt zur Rettungswache bestehen: Weil in dem Fall keine Sonderrechte gelten, sortieren sich die Blaulicht-Boliden brav ein in den rollenden Verkehr. Wenn der aber steht, wie am Mittwoch rund um Gadderbaum, dann droht die Wache temporär zu verwaisen, entgegen den eigentlichen Richtlinien. Das Feuerwehramt als Hüterin der Einsätze koordinierenden Leitstelle sei an dem Thema dran, heißt es. Eine offizielle Bestätigung steht noch aus.

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