Warum die Löhner Erdbeerbauern dieses Jahr besonders früh ernten können

Löhne. Die Erdbeeren in der Schale sind dick, tiefrot und sehen schon beim Hingucken saftig und süß aus. &bdquo;Der einen Leid ist der anderen Freud“, sagt Landwirtin Katharina Eßer, die den Betrieb in Ulenburg zusammen mit ihrem Mann Kim Marc Brockmeyer schon in vierter Generation betreibt. Das warme, trockene Frühjahr sorgt für eine frühe Erdbeerernte und weniger Ernteverluste, da es im April kaum Nachtfröste gab. &bdquo;Wir hatten ideale Bedingungen für den Tunnelanbau“, berichtet sie.

Und so konnte beim Ulenburger Landbau in diesem Jahr auch schon im April mit dem Erdbeerverkauf gestartet werden. &bdquo;Je eher, desto besser. So entzerrt sich für uns auch die Ernte“, sagt die Landwirtin. Acht der elf Stände, an denen die Früchte direkt vermarktet werden, haben schon geöffnet. Auch im Bioladen &bdquo;Fruchtboden“ sowie bei Edeka Brinkmann und Petzold und bei Edeka Otto in Bad Oeynhausen gibt es die Ulenburger Erdbeeren und vielleicht bald auch schon Himbeeren. Die sind nämlich auch früh dran. &bdquo;Die sind jetzt schon so weit wie sonst Ende Mai“, sagt Eßer.

An den Ständen wird der größte Teil der Ernte von den Erdbeerfeldern verkauft, die sich auf drei Hektar verteilen. Dazu komme eine deutlich kleinere Fläche mit Himbeeren. Ein kleiner Teil der Früchte wird zu Fruchtaufstrichen verarbeitet. &bdquo;Die haben einen deutlich höheren Fruchtanteil und enthalten weniger Zucker. Sie sind viel gesünder als Marmelade“, sagt Kathrina Eßer.

Faktor Mindestlohn Ulenburger Landbau setzt bewusst auf direkte und lokale Vermarktung, beschäftigt aktuell rund 60 Erntehelfer und Verkäufer. Das Unternehmen hat sich zudem durch Veredelung zu Fruchtaufstrich oder Secco neue Geschäftsfelder erschlossen, könne aber dennoch dem Preisdruck nicht ausweichen. Ein großer Faktor sei hier der Mindestlohn. &bdquo;Ich habe nichts gegen einen Mindestlohn und finde sehr gut, wenn unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch mehr verdienen“, sagt Eßer. &bdquo;Das Problem ist die Verhältnismäßigkeit.“

Allein in Europa liegen die Mindestlöhne weit auseinander. Laut Statistischem Bundesamt ist der europaweit höchste Mindestlohn ohne Berücksichtigung der Kaufkraft fünf Mal höher als der niedrigste. In Sachen Erdbeeren spielen hier unter anderem südeuropäische Staaten wie Griechenland eine Rolle. Und während in Deutschland der Mindestlohn aktuell 12,82 Euro beträgt, liegt er in Griechenland bei unter 6 Euro. &bdquo;Das führt dann dazu, dass diese Erdbeeren viel billiger verkauft werden können.“

Und auch die Regulierung spiele eine ähnliche Rolle. &bdquo;Es ist ja gut, dass wir zum Beispiel hier auf Umweltauflagen und Arbeitsschutz sehr viel wert legen.“ Wenn jedoch andere Länder solche Vorgaben nicht befolgen müssen, somit billigere Prozesse haben, ergebe sich dadurch ein Preisvorteil. Und die Konsequenzen für Mensch und Natur bleiben. &bdquo;Das passiert dann eben nur nicht vor der eigenen Haustür.“ Katharina Eßer wünscht sich darum eine Angleichung, vor allem beim Mindestlohn in der EU.

Da solche Trockenperioden eher noch zu- als abnehmen werden, hat sich der Ulenburger Landbau zusammen mit den Ulenburger Biogärtnern und der ebenfalls in Ulenburg agierenden Werreland GbR auf die Suche nach Lösungen gemacht. Die Gärtnerei Ulenburg baut Gemüse an, Ulenburger Landbau Obst und die Werreland GbR hauptsächlich Kartoffeln. All diese Lebensmittel brauchen eine konstante Bewässerung.

Die Idee: Im Winter das Wasser sammeln, das im Frühjahr und Sommer gebraucht wird. Und gleichzeitig soll mit Photovoltaik auch noch Strom erzeugt werden. Eine Fläche, südlich der Gärtnerei gegenüber vom Schloss Ulenburg, war dafür auch schnell ausgemacht. Aktuell gehe es hier aber kaum voran, berichtet Eßer. &bdquo;Es gibt da wenig vergleichbare Projekte.“ Das Baurecht halte viel Bürokratie bereit, die zum Teil absurd anmute.

Unterstützung aus der Forschung So liege das Wasserbecken zwischen dem Schloss Ulenburg und dem Obelisken, zwischen denen es eigentlich eine Sichtachse geben solle, mit &bdquo;kulturhistorischer Raumbedeutung“, berichtet Eßer. &bdquo;Inzwischen sind da aber schon lange Bäume gewachsen.“ Eine Sichtachse zwischen Schloss und Obelisk gebe es entsprechend gar nicht mehr. Viele solcher kleiner baurechtlicher Fallstricke summieren sich auf, sagt die Landwirtin.

Nun wollen die Beteiligten das Projekt mit Unterstützung der Technischen Hochschule OWL in Lemgo einen Schritt weiterbringen. Ein entsprechender Förderantrag sei gerade gestellt worden. Die Hochschule hat einen Forschungsschwerpunkt &bdquo;Wasser“. Sie soll den Prozess begleiten und moderieren, um mit den beteiligten Behörden auf einen Nenner zu kommen. &bdquo;Am Ende soll dann der Bauantrag stehen.“

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