Blitzeinbruch bei Siegfried in Minden: Drei Beschuldigte sitzen im Gefängnis

Minden. Der Blitzeinbruch bei Siegfried Pharmachemikalien im November 2023 war nahezu filmreif und dauerte nur wenige Minuten. Dann flüchteten die Täter nachts in ihren zwei dunklen Sportwagen mit hoher Geschwindigkeit und der Beute über die Karlstraße in Richtung B 482 vor der Polizei. Inzwischen haben die Ermittler nicht nur einen Großteil der gestohlenen Chemikalien sichergestellt. Drei Beschuldigte sitzen mittlerweile auch im Gefängnis, zwei (ein Serbe und ein Kosovare) sind untergetaucht. Gegen Mitarbeiter von Siegfried hat die Staatsanwaltschaft dagegen nicht ermittelt.

Bei den drei in Haft sitzenden Männern handelt es sich um türkische Staatsbürger zwischen 24 und 35 Jahren, die zuletzt in Berlin gemeldet waren. Nach Informationen des Mindener Tageblatts (MT) zufolge hat das Bonner Landgericht sie Ende 2024 wegen schweren Bandendiebstahls teils rechtskräftig zu Haftstrafen zwischen dreieinhalb und sieben Jahren verurteilt. Das Trio brach laut Medienberichten in sechs Tankstellen in Niederkassel (Rhein-Sieg-Kreis), Sprockhövel (Ennepe-Ruhr-Kreis), Erkrath (Kreis Mettmann), Rostock und Köln ein. Dort stellten die Vermummten zunächst die Sicherheitsanlagen aus, entfernten die Tresore und fuhren dann mit gestohlenen Kennzeichen in hochmotorisierten Audis davon. Auf diesem Weg erbeuteten sie laut Staatsanwaltschaft 180.000 Euro.

Einstündige Verfolgungsjagd über die Autobahn Über einen längeren Zeitraum war die Bande mit ihren Einbrüchen erfolgreich, in Swisttal (Rhein-Sieg-Kreis) entdeckte die Polizei sie jedoch im Sommer 2023 bei der Tat an einer Tankstelle. Danach begann eine einstündige Verfolgungsjagd über die Autobahn, ehe die Handschellen nahe der Ahrtalbrücke in Rheinland-Pfalz klickten. Die Polizei nahm vier Männer fest, einer verletzte sich, als er wegrennen wollte. Das Polizeipräsidium Koblenz teilte damals mit, dass er ins Krankenhaus musste und von dort geflüchtet sei. Die anderen drei Täter kamen danach in Untersuchungshaft.

Unklar bleibt auf MT-Nachfrage, wie sie einige Monate später laut Staatsanwaltschaft Bielefeld auch am Blitzeinbruch bei Siegfried beteiligt gewesen sein sollen. Zu dem Zeitpunkt saßen sie in U-Haft und hätten entsprechende Alibis. Möglich ist, dass die Ermittler einen Zusammenhang bei den abgehörten Mobiltelefonen entdeckt hatten. Im Laufe des Prozesses vor dem Landgericht Bonn wurden zwei Männer gegen Kautionen haftverschont.

Die Beamten bekamen über das Abhören der Handys mit, das s sie sich ins Ausland absetzen wollten, woraufhin sie wieder in die JVA kamen, wie der Kölner Stadt-Anzeiger berichtete. Ebenso möglich ist, dass die Beamten beim Fundort eine Verbindung erkannt hatten. Die bei Siegfried entwendeten Chemikalien entdeckte die Polizei im August 2024 im Berliner Raum , wo die drei Türken auch gemeldet waren.

Staatsanwaltschaft sieht von Verfolgung der Mindener Tat ab Nach Angaben von Kim Beatrix Simon, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Bielefeld, fanden die Ermittler dort sechs der neun bei Siegfried gestohlenen Behälter. Die Pappfässer seien dem Mindener Werk danach zurückgegeben worden. Die Staatsanwaltschaft habe laut Simon von der Verfolgung des Einbruchs in Minden abgesehen, weil die drei Beschuldigten wegen der anderen Taten am Landgericht Bonn verurteilt worden sind.

Die Teileinstellung bei mehreren Taten ist in der Strafprozessordnung verankert. Im Siegfried-Fall habe gegen die drei Männer laut Simon ohnehin nur ein Anfangsverdacht bestanden. Bei hinreichendem oder dringendem Tatverdacht liegen der Staatsanwaltschaft mehr Beweise für eine Straftat vor.

Gab es Hinweise von Insidern? Weiterhin auf der Suche sind die Ermittler nach den zwei anderen Männern, dem Serben und Kosovaren. &bdquo;Sie sind zur Aufenthaltsermittlung ausgeschrieben“, so Kim Beatrix Simon. Die Staatsanwaltschaft habe die Verfahren gegen die beiden vorläufig eingestellt, weil sie derzeit nicht aufzufinden seien und das ein Hindernis für die Eröffnung eines Prozesses wäre.

Doch wie kamen die mutmaßlichen Täter überhaupt auf das Werk in Minden und warum entwendeten sie überhaupt Chemikalien? Und was hatten sie mit den teils giftigen Stoffen vor? &bdquo;Zum Hintergrund der Tat liegen keinerlei Erkenntnisse vor“, teilt Kim Beatrix Simon mit.

Die Mindener Polizei vermutete damals, dass die Kriminellen aufgrund der professionellen Vorgehensweise den Tatort ausgekundschaftet hatten. Gab es möglicherweise Hinweise von Insidern aus dem Betrieb? &bdquo;Es gab keine Anhaltspunkte dafür, dass Mitarbeiter der Firma Informationen preisgegeben haben könnten“, schreibt Simon. Entsprechende Ermittlungen seien daher nicht geführt worden.

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