Kinder nehmen Rehkitz von Wiese in Bünde mit: Warum das für ein Tier fatal enden kann

Bünde. &bdquo;Ich finde es grausam, dass der richtige Umgang mit Wildtieren offenbar nicht gelehrt wird“, sagt Hegeringleiter Tobias Meyer. Er bezieht sich auf einen Vorfall, der sich am Sonntagabend, 18. Mai, zugetragen hat. Gegen 20.15 Uhr wurde er von der Polizei verständigt. &bdquo;Es wurde ein regungsloses Reh an der Sunderkampstraße gemeldet. Ich bin zunächst davon ausgegangen, dass es sich um ein Tier handelt, das bei einem Unfall verletzt worden ist“, schildert er. Vor Ort stellte sich die Situation aber ganz anders dar.

Eltern hatten offenbar die Polizei verständigt, weil Kinder ein einsames Rehkitz von einer Wiese aufgelesen und einige Zeit umhergetragen hatten. Das unverletzte Tier – Meyer schätzt es auf gerade einmal zwei Tage – hatten sie zu dem Zeitpunkt schon wieder zum Fundort zurückgetragen.

Meyer, der an dem Abend für den zuständigen Jagdpächter zum Fundort ausgerückt ist, erklärt gegenüber der Neuen Westfälischen das Fatale an solchen &bdquo;gut gemeinten Rettungsaktionen von Bürgern“. &bdquo;In so einem Fall stellt sich die Frage, ob die Ricke – also das Muttertier – das Rehkitz wieder annimmt oder nicht. Denn durch das Anfassen und Umhertragen kann das Kleine einen Fremdgeruch annehmen“, so der Experte. Infolgedessen könne es sein, dass das Rehkitz von der Mutter verstoßen wird.

Fremdgeruch kann schwere Folgen haben Eine Handlungsempfehlung des Kreises Herford zum Umgang mit Fundtieren sieht ein Aufpäppeln nicht vor. Im Strategiepapier für die Jagdberechtigten steht erst einmal die Frage im Raum, ob es sich um ein Tier handelt, das dem Jagdrecht unterliegt oder nicht und ob eine bestimmte Jagdzeit zu berücksichtigen ist. &bdquo;Entscheidend ist dann die Sache der Überlebenschance: Ist das Tier überlebensfähig oder nicht?“, so Meyer. Der Hegeringleiter hat dem Tier eine Chance eingeräumt. Ob die Ricke allerdings zurückgekommen ist und ihr Kitz tatsächlich wieder angenommen hat, weiß Tobias Meyer im besagten Fall nicht.

&bdquo;Bemerkt eine Ricke einen Fremdgeruch und stößt das Kitz von sich, verhungert es“, verdeutlicht er die harten Folgen, die ein solches Handeln von Bürgern haben kann. &bdquo;Das Tier wird zunächst klagen – also ein lautes Rufen von sich geben –, weil es Hunger bekommt“, sagt er. Dadurch könnten natürliche Feinde angelockt werden, die das Tier letztlich reißen. Andernfalls verendet ein Kitz von selbst, weil es nicht mehr gesäugt wird.

Jäger appelliert an Vernunft der Bürger Meyer ist es wichtig, Bürgerinnen und Bürger dafür zu sensibilisieren, Rehkitze in Ruhe zu lassen und nicht anzufassen. Er sieht Eltern in der Pflicht, dieses auch den Kindern entsprechend frühzeitig zu vermitteln. Naturschützer und Jäger weisen regelmäßig darauf hin, dass gut gemeinte Rettungsaktionen nicht notwendig sind. Wenn ein Rehkitz allein im hohen Gras liegt, bedeutet es nicht, dass es von seiner Mutter verlassen worden ist. Die Ricke frisst selbst und kehrt zum Säugen ihres Nachwuchses zurück.

&bdquo;Wenn jemand ein Rehkitz sieht, sich unsicher ist, was mit dem Tier ist oder jemandem etwas Besonderes auffällt, sollte er uns anrufen. Aber bitte keine Tiere aufnehmen, umhertragen und wieder irgendwo ablegen“, appelliert er an die Vernunft der Menschen. Zu erreichen ist der Hegeringleiter unter Tel. 0179 2586994 oder per E-Mail an hegering-buende@web.de.

Und noch einen Punkt unterstreicht Meyer: Hundehalter sollten ihre Vierbeiner beim Spaziergang entlang von Wiesen und Feldern anleinen. &bdquo;Oft ist es so, dass Spaziergänger ihre Hunde frei laufen lassen und durch ihr Handy abgelenkt sind. Dann sehen sie gar nicht, wie weit der Hund sich eigentlich entfernt und wo er überall herumschnüffelt“, gibt Meyer zu bedenken. Dann könne es durchaus sein, dass der Vierbeiner auf ein Rehkitz trifft, daran schnüffelt und dieses abschleckt, dadurch für einen Fremdgeruch am Wildtier sorgt – ohne dass es jemand aktiv bemerkt. Auch das könnte dann ein fatales Ende für ein Rehkitz bedeuten.

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