Brauereien in der Krise: Warum OWLs Bier-Liebhaber trotzdem aufatmen können

Es sind schwierige Zeiten für die großen Bierbrauer Deutschlands. Wegen des andauernden Tarifkonflikts in der Branche hatten im Mai nicht nur die Beschäftigten bei den Marktführern Krombacher und Veltins die Arbeit niedergelegt, sondern auch kleinere Brauereien waren betroffen. Weil es bisher keine Einigung gab, drohen vor der nächsten Verhandlungsrunde im Juli weitere Warnstreiks, die auch für Engpässe im Einzelhandel und in der Gastronomie sorgen können. Doch für Bier-Liebhaber in Ostwestfalen-Lippe gibt es einen Lichtblick.

In den nordrhein-westfälischen Brauereien habe sich so einiges an Ärger zusammengebraut, sagt Thorsten Kleile, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Ostwestfalen-Lippe. &bdquo;Die Arbeitgeber treten beim Lohn gewaltig auf die Bremse. Damit provozieren sie jetzt einen Knoten in der Bierleitung – nämlich eine ganze Reihe von Warnstreiks in vielen nordrhein-westfälischen Brauereien“, warnt Kleile. Keine guten Nachrichten kurz vor dem Start der Biergarten-Saison.

Die NGG fordert für alle Brauerei-Beschäftigten ein Lohn-Plus von 6,6 Prozent in diesem Jahr. &bdquo;Mindestens müssen aber alle, die Vollzeit arbeiten, 280 Euro pro Monat mehr verdienen“, betont der Gewerkschafter. Die aktuellen Angebote der Brauereien liegen bei ungefähr zwei Prozent, einige etwas darüber. Eine Einigung scheint daher noch in weiter Ferne. Gleichzeitig kündigten die größten Brauereien, Veltins und Krombacher, jetzt schon Preiserhöhungen für den Herbst an.

Große Herausforderungen für die Gastro-Branche &bdquo;Besonders auf die Gastro-Branche komme damit eine neue Herausforderung zu, die einige Wirte empfindlich treffen kann, sagt Thorsten Hellwig, Sprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Nordrhein-Westfalen. &bdquo;Der multiple Krisenmodus seit Beginn der Pandemie und dem darauffolgenden Ukraine-Krieg mit seinen Inflationsfolgen hat sich für die Branche zum fiebrigen Dauerzustand entwickelt“, sagt Hellwig.

Einen Lichtblick bieten da die kleineren Brauereien in Ostwestfalen-Lippe. Streiks wird es beispielsweise bei der Privatbrauerei Barre aus Lübbecke im Kreis Minden-Lübbecke oder auch bei Herforder Pils im Kreis Herford, die inzwischen zur Warsteiner Cramer Holding gehören, nicht geben. &bdquo;Wir bezahlen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach einem Haustarif, der noch bis Ende 2028 gilt“, erklärt Warsteiner-Sprecherin Laura Heinzelmann. Solange werde es in der Herforder Brauerei auch keine Streiks geben.

Doch der nicht unerhebliche Rückgang des Bierkonsums in Deutschland gehe auch an den hiesigen Brauereien nicht spurlos vorbei. &bdquo; Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und der demografisch bedingte Rückgang des Bierkonsums stellen eine Herausforderung für die gesamte Branche dar“, sagt Barre-Chef Christoph Barre. &bdquo;Aber als regional verwurzelte Familienbrauerei begegnen wir dieser Entwicklung mit einer klaren strategischen Ausrichtung, die auf Qualität, regionale Kundennähe und Sortimentsvielfalt setzt.“ Mit Erfolg: Die vielfach kommunizierten Umsatzrückgänge treffen die Lübbecker Brauerei bislang weniger stark als viele Mitbewerber.

Optimismus überwiegt in OWL-Brauereien Und auch in der Herforder Brauerei überwiegt der Optimismus. Die zuletzt getätigte Großinvestition, eine neue Abfüllanlage, sei ein deutliches Bekenntnis, sagt Heinzelmann. &bdquo;Obwohl der Biermarkt mit alkoholhaltigen Getränken sinkt, erfreuen sich nicht nur Mixgetränke, sondern auch helle Biere, wie das Herforder Dittken’, das jetzt in Herford abgefüllt wird, größerer Beliebtheit.“ Gerade den kleineren Brauereien gelinge es, schneller und direkter auf solche Trendentwicklungen auf dem Biermarkt zu reagieren.

Doch mindestens genauso wichtig ist die Regionalität, die für Bier-Liebhaber immer mehr an Bedeutung gewinnt. &bdquo; Unsere starke regionale Präsenz, der enge Austausch mit der Gastronomie und das wachsende Interesse an authentischen, regionalen Produkten tragen maßgeblich dazu bei, dass wir auch in herausfordernden Zeiten stabil bleiben“, erklärt Barre, dessen Brauerei mit Neuheiten wie dem Cola-Mixgetränk &bdquo;Barrenia“ ebenfalls auf dem alkoholfreien Markt präsent ist.

Ob es bei den Brauereien in der Region auch zu Preiserhöhungen kommt, bleibt jedoch abzuwarten. Die Barre-Brauerei hatte die Preise nach eigenen Angaben zuletzt vor über zwei Jahren erhöht, mittelfristig sei eine weitere Anpassung angesichts der gestiegenen Erzeugerkosten daher nicht auszuschließen. Die Cramer Holding machte zum Thema keine Angaben.

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