„Schöne Flasche Rotwein und Kokain“: Manager aus dem Kreis Paderborn über seinen Konsum

Paderborn. Kokain ist eine beliebte Partydroge. In der gemeinsamen Recherche der Redaktion und Radio Hochstift wird gezeigt, wie Menschen durch den Konsum in Sucht, Obdachlosigkeit und Elend abdriften. Gleichzeitig gibt es Menschen, die zu besonderen Anlässen oder auf Partys koksen. Menschen, die mitten im Leben stehen, erfolgreiche Jobs und Familie haben. Die nicht obdachlos sind und sich das Kokain nicht in die Venen spritzen.

Einer von ihnen ist Julian (Name geändert). Er ist Mitte 30 und kommt gebürtig aus dem Kreis Paderborn. Nach seinem BWL-Studium hat er erst in Frankfurt und dann in einer weiteren deutschen Großstadt gearbeitet. Seit ein paar Monaten lebt er wieder im Kreis Paderborn. Er arbeitet als Manager in der IT-Branche für einen US-amerikanischen Konzern. Genauere Angaben möchte er nicht öffentlich machen.

Das erste Mal kokste er gemeinsam mit Freunden. Er zog eine Line durch die Nase. Auf die Frage, wie sein Freundeskreis aussieht, sagt Julian: &bdquo;Die haben alle studiert und arbeiten in großen Konzernen, Beratungen oder Banken. Wenn wir feiern gingen, gehörte das Koksen irgendwie dazu.“

Er werde redseliger, hellwach und selbstsicher Der Effekt hält circa eine halbe Stunde, sagt Julian. Er werde dann deutlich redseliger, hellwach und selbstsicher. Angst habe er beim Koksen nie gehabt. &bdquo;Aber ich weiß, dass man da vorsichtig sein muss. Deswegen bin ich auch froh, dass es eine illegale Substanz ist.“ Den &bdquo;Kater“ spüre er am nächsten Tag besonders stark. Julian beschreibt das Gefühl als depressive Verstimmung: &bdquo;Ich fühle mich dann am nächsten Tag emotional k. o.“

Wer mit Julian spricht, hat nicht den Eindruck, dass er das Koksen problematisch findet. Es sei gesellschaftsfähig geworden in einigen Kreisen und an gewissen Orten. Er hat den Konsum für sich normalisiert: &bdquo;Manchmal treffen wir uns zu einem Jungsabend mit einer schönen Flasche Rotwein und Kokain. Das kann man schon machen. Das führt zu guten Gesprächen.“ Er ist überzeugt, dass Koksen sehr weit verbreitet ist in der Gesellschaft: &bdquo;Wenn mir jemand erzählt, dass er in seinem Umfeld niemanden kennt, dann bin ich sehr skeptisch.“

Was sagt ein Paderborner Suchtmediziner dazu? Tilmann Magerkurth ist Leiter der Abteilung für Suchtmedizin an der LWL-Klinik in Paderborn. Seiner Ansicht nach gibt es Substanzen wie Alkohol und Cannabis, die gelegentlich konsumiert werden können. &bdquo;Man sollte respektieren und akzeptieren, dass es Menschen gibt, die Substanzen konsumieren, ohne davon abhängig zu werden. Das trifft auch auf Substanzen zu, die illegal sind.“

Dennoch warnt er mit Blick auf die Geschichte von Julian, denn jeder Konsum berge immer auch ein Risiko. &bdquo;Die meisten Menschen mit einer Abhängigkeit von Kokain haben ja nicht angefangen mit dem festen Vorsatz: Das mache ich jetzt täglich“, ordnet Magerkurth ein.

Freizeitkonsum einer Droge nie ungefährlich Julian nennt eine emotionale Offenheit und die Erlebnisse guter Gespräche mit Freunden als Vorzug seines Kokainkonsums. Dazu sagt der Suchtmediziner: &bdquo;Das öffnet das Tor in der Abhängigkeit, wenn ich das so mache. Es wäre wichtig zu hinterfragen, ob es eine Option gibt, tiefgehende Gespräche im Freundeskreis auch ohne Substanzen zu führen. Wenn sich das so einbürgert, besteht immer das Risiko, dass es irgendwann eskaliert.“

Magerkurths Einschätzung nach wird ein Freizeitkonsum einer Droge, die auf die Psyche wirkt, nie ungefährlich sein: &bdquo;Das birgt immer das Risiko, dass der Konsum in bestimmten Lebenssituationen entgleiten kann und zu einer Abhängigkeit führt.“

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