Nach Kanalexplosion in Vlotho: Staatsanwaltschaft Bielefeld klagt vier Teenager an

Herford. Knapp fünf Monate nach einem gescheiterten Grillversuch in der Vlothoer Kanalisation, müssen sich demnächst vermutlich vier Jugendliche vor Gericht verantworten. Wie die Staatsanwaltschaft Bielefeld auf Redaktions-Nachfrage bestätigt, sind die Ermittlungen abgeschlossen und Anklage ist beim zuständigen Jugendrichter am Amtsgericht Bad Oeynhausen erhoben worden.

Rückblende: Am frühen Freitagabend des 7. März 2025 rückte die Feuerwehr mit einem Großaufgebot nach Vlotho aus. Kurz zuvor war laut Anwohnern ein ohrenbetäubender Knall durch die Siedlung gezogen. Schnell stellte sich raus: Eine Verpuffung in der Kanalisation, nahe der Weser-Sekundarschule, war der Grund dafür. Über eine Strecke von mehreren Hundert Metern wurden Gullydeckel und Betonbrocken aus dem Boden gerissen und durch die Luft geschleudert – das Kanalsystem erheblich beschädigt. Verletzt wurde niemand.

Die Polizei kann schnell einen Ermittlungserfolg verbuchen und vier Jugendliche ausfindig machen. Der Vorwurf: Sie sollen versucht haben, in der Kanalisation zu grillen, und dabei unter anderem Brandbeschleuniger benutzt haben. Zudem sollen die vier Tatverdächtigen bei ihrer Flucht Grillwürstchen und einen Kanister mit Kettensägen-Benzin zurückgelassen haben. Die Spurenlage sei offensichtlich, so eine Polizeisprecherin in Herford damals gegenüber der Redaktion.

Teenager wegen &bdquo;Herbeiführen einer Explosion“ angeklagt Ein Missgeschick beim Grillen sei als Ursache unwahrscheinlich, so die Polizei, denn dafür sei die Detonation zu heftig gewesen. Ein Zeuge berichtete damals gar von einer Stichflamme.

Alle vier Tatverdächtigen sollen minderjährig, aber strafmündig sein. Nach Redaktions-Informationen lautet die Anklage konkret: Herbeiführen einer Explosion – geregelt in Paragraf 308 des Strafgesetzbuches. Die Anklageschriften sollen nach Informationen dieser Redaktion den Anwälten des Quartetts, die aus Vlotho, Bielefeld und Bad Oeynhausen kommen, mittlerweile zugestellt worden sein.

Über einen möglichen Gerichtsprozess entscheidet nun der zuständige Jugendrichter, der ein sogenanntes Hauptverfahren, eröffnen muss. Sollte es zu einem Prozess kommen, findet dieser unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, da es sich bei den Angeklagten um Minderjährige handelt, so eine Sprecherin des Amtsgerichts.

Gescheiterter Grillversuch in Vlotho kostet 120.000 Euro Derweil schreiten die Reparaturarbeiten in und an der Kanalisation weiter voran. Bereits in den vergangenen Wochen wurde die Hausanschlussleitung von der Jägerortstraße in Richtung Schulgelände ausgetauscht, so die Stadt Vlotho. Dafür musste auch die Straße aufgerissen werden. Zudem wurde der Hauptkanal in der Jägertorstraße saniert. Hier konnten die Arbeiter das sogenannte Schlauchlinerverfahren anwenden, das Reparaturen ermöglicht, ohne dabei die Straße aufbrechen zu müssen.

Dabei wird ein in Kunstharz getränkter Schlauch aus Glasfaser verwendet und an die beschädigten Stellen im Rohr gepresst. Dies sorge für Stabilisation und den Funktionserhalt, so die Stadt. Aktuell werden noch mehrere Schachtdeckel in der Jägerortstraße ausgetauscht.

Insgesamt hat der gescheiterte Grillversuch Kosten in Höhe von 120.000 Euro verursacht. Das teilt die Stadt Vlotho nun auf Anfrage mit. Hinzu kommen noch einmal, wie bereits berichtet, 2027 Euro für den Feuerwehreinsatz hinzu. Die Polizei gibt zu ihren Kosten keine Angaben heraus.

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