Einzelhandel in Ostwestfalen: Mieten in Toplagen fallen um 30 Prozent

Bielefeld. Die gewerblichen Mieten in Ostwestfalen driften weiter auseinander. Während die Mieten für Büroflächen sowie Produktions- und Lagerhallen weiter stiegen, sinken sie für Einzelhandelsobjekte mitunter massiv. In den Toplagen der großen Städte in der Region sind die Mieten in nur fünf Jahren um 20 bis 30 Prozent gefallen. Das zeigt der Mietpreisatlas 2025 der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK), der einen Überblick über gewerbliche Mieten in allen 54 Kommunen in Ostwestfalen umfasst.

&bdquo;Mit den fallenden Mieten in den Toplagen im ostwestfälischen Einzelhandel verstärkt sich ein langfristiger Trend, der sich bundesweit beobachten lässt. Das ist eine Folge des Strukturwandels im Einzelhandel, der massiv unter Druck steht“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke. Für die Nebenlagen der großen Städte sowie für kleinere Kommunen gelte der Trend jedoch nicht. &bdquo;Dort sind die Mieten im Vergleich zu 2020 konstant geblieben oder sogar moderat gestiegen.“

Ein weiterer Trend in Ostwestfalen, der sich bundesweit beobachten lässt, sind nach Angaben Pigerl-Radtkes die steigenden Mieten für Büroflächen sowie Lager- und Produktionshallen. In vielen Kommunen seien die Leerstände stark geschrumpft, teilweise sogar unter eine gesunde Fluktuationsrate von zwei bis drei Prozent Leerstand. &bdquo;Der geringe Leerstand trifft auf steigende Preise, das ist eine normale Marktreaktion.“

Baukosten und Lieferkettenprobleme lassen Mieten für Lagerhallen steigen Für Ostwestfalen zeige das eindeutig, dass es zu wenig Gewerbeflächen gebe, moniert Pigerl-Radtke. &bdquo;Wir fordern seit Langem, dass die Kommunen das ändern.“ Gründe für die steigenden Mieten sieht die IHK aber auch in den gestiegenen Baukosten und der Entscheidung vieler Unternehmer, die Lagerhaltung auszubauen, weil Krisen und Konflikte seit der Corona-Pandemie Lieferketten stören. &bdquo;Dadurch hat sich die Nachfrage nach Hallen verstärkt.“

So zeigt der Mietpreisatlas, dass für neue Lagerhallen in Ostwestfalen eine Netto-Kaltmiete von mehr als acht Euro pro Quadratmeter erzielt wird, mitunter sogar mehr als zehn Euro. &bdquo;Büroräume mit zeitgemäßer Ausstattung in guter Lage werden sogar zu mehr als zehn Euro pro Quadratmeter vermietet“, erklärt Michael Fredebeul, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens &bdquo;Fredebeul Immobilien“ und Mitglied der IHK-Vollversammlung. Die steigenden Preise für Büroflächen erklärt Fredebeul zum einen mit den steigenden Baukosten, aber auch mit dem Zuwachs der Beschäftigtenzahl im ostwestfälischen Dienstleistungssektor um mehr als 30.000 in den vergangenen fünf Jahren.

Prognose der IHK: Büromieten werden nicht weiter steigen Fredebeul geht jedoch davon aus, dass die Büromieten damit ihren Zenit erreicht haben und in Zukunft sinken könnten. &bdquo;Wir merken bereits, dass die Unternehmen kleinere Büros suchen und Flächen länger leer stehen. Zudem glaube ich, dass einige Firmen auslaufende Mietverträge nutzen werden, um sich mit Blick auf Homeoffice und Desksharing zu verkleinern.“

Für die Zukunft des Einzelhandels rechnet Fredebeul hingegen nicht mit einer Trendwende und fordert die Kommunen zu mehr Eigeninitiative auf. &bdquo;Leerstände wie das Karstadt-Areal in Bielefeld schaden der gesamten Innenstadt. Es ist wichtig, in solchen Fällen schnelle Lösungen zu finden.“ Fredebeul rät Verwaltungen und Kommunalräten dazu, alle Eigentümer an einen Tisch zu holen und ein Konzept aufzustellen, welche Geschäfte in Innenstädten fehlen. &bdquo;Es gibt sogar Städte, die leerstehende Immobilien gekauft haben.“

Der Mietpreisatlas wird alle fünf Jahre neu aufgelegt und umfasst aktuell nach Angaben von IHK-Referent Gerald Staacke Rückmeldungen von 1.000 Unternehmen sowie die Ergebnisse von 100 Befragungen von Experten aus Ostwestfalen. Die IHK in Lippe veröffentlicht die Daten Ende des Jahres. &bdquo;Das spiegelt die wirtschaftliche Entwicklung in der Region wider und schafft Transparenz, die wichtig für Vermieter und Mieter, aber auch Unternehmen, Gründer und Banken ist, um die Marktlage einschätzen zu können“, sagt Staacke.

Besonderheiten in Ostwestfalen Der Mietpreisatlas zeigt aber auch einige Besonderheiten und Unterschiede in der Region:

Bielefeld In Bielefeld gibt es mit der Aufwertung der Wilhelmstraße bis zum Philipp-Ries-Platz und zum Hochhaus H1 mit dem &bdquo;Wilhelmstraßenquartier“ einen neuen Bereich im Einzelhandel. Insgesamt fallen die Mieten in 1a-Lage in Bielefeld deutlich und schneller als in den Vorjahren. Die Top-Mieten liegen heute nur noch zwischen 40 bis 80 Euro pro Quadratmeter. 2015 waren es noch 50 bis 120 Euro. Steigende Mieten verzeichnet die IHK jedoch in den Nebenlagen und innerstädtischen Lagen. In den Stadtteilen Dornberg, Heepen und Hillegossen sind die Mieten auf 4 bis 6 Euro pro Quadratmeter leicht gestiegen.

Die Büromiete steigt in ganz Bielefeld an und erreicht in Mitte mit 14 Euro pro Quadratmeter zweistellige Werte. Für Lager- und Produktionsflächen steigen die Mieten ebenfalls, besonders stark in Stadtteilen mit Autobahnnähe wie Heepen auf 3 bis 6,50 Euro.

Gütersloh In der Stadt Gütersloh sinken die Mieten in der 1a-Lage im Einzelhandel bereits seit 2015. Von damals 30 bis 60 Euro pro Quadratmeter auf inzwischen 20 bis 35 Euro. In den innerstädtischen Lagen und den Ortsteilen haben sich die Mieten hingegen stabilisiert auf aktuell 6 bis 15 Euro und 5 bis 10 Euro. Für Büros steigen die Mieten innerhalb von fünf Jahren von 5 bis 9,50 Euro auf aktuell 6 bis 11 Euro. In guten Lagen werden auch über 10 Euro erzielt. In allen anderen Kommunen im Kreis Gütersloh steigen die Mieten für Lager- und Büroflächen ebenfalls an, da Flächen im gesamten Kreis knapp sind und die Nachfrage steigt.

Herford In der Stadt Herford sinken die Mieten in der 1a-Lage im Einzelhandel seit 2010 von 20 bis 45 Euro pro Quadratmeter auf 12,50 bis 25 Euro. Hier sieht die IHK Probleme aufgrund der Größe der Einkaufszone. Die Mieten in den innerstädtischen Bereichen und den Ortsteillagen sind mit 4 bis 7,50 Euro auf einem ähnlichen Niveau wie 2020. Im gesamten Kreis Herford steigen die Mieten für Büros und Lagerflächen an.

Minden-Lübbecke Im Kreis Minden-Lübbecke sind die Einzelhandelsmieten innerhalb von fünf Jahren von 20 bis 40 Euro pro Quadratmeter auf aktuell 15 bis 30 Euro gesunken, insbesondere in Minden und Bad Oeynhausen. Die Mieten für Büro- und Lagerflächen sind gestiegen, vor allem in Autobahnnähe, auf 5,50 bis 10 Euro und 2,50 bis 5,50 Euro.

Paderborn In der Stadt Paderborn sind die Mieten in den 1a-Lagen anders als in allen anderen Städten in den vergangenen Jahren gestiegen. Doch in den vergangenen fünf Jahren fallen die Mieten auch hier und erreichen ein Niveau von 30 bis 60 Euro pro Quadratmeter.

Höxter Der Kreis Höxter ist in Ostwestfalen am ländlichsten strukturiert, wodurch sich in allen Bereichen niedrigere Mieten ergeben, auch in den kleinen Toplagen der Oberzentren Höxter und Warburg. Hier geht die IHK langfristig von einem Bedeutungsverlust für Gewerbe aus.

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