Kosten bis vier Millionen Euro: Wie Bürokratie Betriebe in OWL belastet

Bielefeld. Wenn man eine Gefährdungsanalyse für Schwangere erstellen muss, obwohl im Unternehmen nicht mal Frauen arbeiten, klingt das wie ein Witz. Da es aber keiner ist, stößt die Arbeit, die man hat, um diese Analyse zu erstellen, nicht unbedingt auf Begeisterung. Beispiele von belastender Bürokratie wie diese haben Petra Pigerl-Radtke von der Bielefelder Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwestfalen und ihre Kollegen viele gehört. In einem Gemeinschaftsprojekt haben IHK Ostwestfalen, IHK Lippe und Handwerkskammer untersucht, wie und inwiefern Unternehmen in Ostwestfalen-Lippe durch die wachsende &bdquo;Bürokratieflut“ belastet werden. Das Ergebnis kurzgefasst: stark.

Von den 229 Betrieben, die auf die Umfrage im Herbst 2024 geantwortet haben, geben fast zwei Drittel an, dass sie besonders durch die Aufbewahrungs- und Dokumentationspflicht belastet sind. Auch die Datenschutzgrundverordnung (63,64 Prozent) und die statistische Meldepflicht (53,03 Prozent) nehmen großen Raum ein.

Wie groß dieser Raum ist, zeigt die Abfrage von zeitlichem und finanziellem Aufwand für bürokratische Maßnahmen. Pro Jahr liegt demnach der zeitliche Aufwand der Gesamtbranchen bei 25,91 Prozent der Arbeitszeit. Das sind etwa 14 Stunden in der Woche.

Hohe Kosten für bürokratische Maßnahmen Die durchschnittlichen Kosten liegen in den Bereichen Gastronomie, Beherbergung, Lebensmittel bei 126.445 Euro pro Jahr und in den Bereichen Metallbau, Maschinenbau, Werkzeugbau und Feinwerkmechanik bei 97.885 Euro – also durchschnittlich rund zwei Vollzeitarbeitskräften, die sich mit der Bewältigung bürokratischer Anforderungen befassen. &bdquo;Das ist ein Durchschnittswert“, betont Svenja Jochens, Hauptgeschäftsführerin der IHK Lippe. Es habe auch ein Unternehmen gegeben, das einen Wert bis vier Millionen angegeben hat.

Prozentual kamen die meisten Rückmeldungen an die drei Kammern aus Betrieben mit maximal 100 Mitarbeitenden. Pigerl-Radke schlussfolgert bei der Vorstellung der Ergebnisse in einer Pressekonferenz am Dienstag daraus, dass diese Betriebe besonders belastet sind. &bdquo;Die Zahlen sind alarmierend. Die Bürokratie nimmt unseren Mitgliedsbetrieben wertvolle Zeit und blockiert ihre Innovationskraft“, sagt Jens Prager von der Handwerkskammer. Svenja Jochens weiß aus ihrer langjährigen Tätigkeit, dass Probleme mit der Bürokratie erst seit etwa zwei Jahren immer weiter zunehmen. &bdquo;Die Politik muss nach der Wahl handeln“, fordert sie. Die Ergebnisse wollen alle drei Kammern in persönlichen Gesprächen mit den Kandidierenden für den Bundestag besprechen und bei diversen Veranstaltungen vorstellen.

Es müsse zum Beispiel feste Ansprechpartner geben. Fast jeder zweite Betrieb gab an, dass er durch die Vielfalt der Zuständigkeiten der regionalen Verwaltungshandelnden stark belastet sei. Kritisiert wurden auch der fehlende Praxisbezug und die mangelhafte Digitalisierung der Verwaltungsprozesse. &bdquo;Alle Prozesse müssen darauf geprüft werden, ob sie überhaupt notwendig sind.“ Jens Prager fordert &bdquo;mehr Augenmaß“, etwa in Fällen wie bei der Gefährdungsanalyse für Schwangere ohne eine Schwangere im Unternehmen.

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