Nur jeder vierte Vater in NRW bleibt zu Hause, wenn das Kind krank ist

Düsseldorf. Grippe, Corona, Erkältungen – der Herbst hat das Virenkarussell bereits Anfang Oktober ordentlich in Fahrt gebracht. In vielen Familien geht nun wieder die Organisation und Überbrückung los, weil die Kinder nicht in Schule und Kita gehen können. Die Frage &bdquo;Wer bleibt beim Kind?“ scheint sich aber häufig nicht zu stellen. Aktuelle Zahlen der Barmer-Krankenkasse zeigen: Nach wie vor beantragen hauptsächlich Frauen Anträge auf Kinderkrankengeld.

Sehr langsam geht zwar auch die Quote bei den Vätern hoch. Der Anstieg bleibt aber überschaubar. So zeigen die Daten: 2019 lag der Anteil von Anträgen männlicher Versicherter auf Kinderkrankengeld bei 21 Prozent. 2024 waren es 24,6 Prozent. Bei den Frauen lag die Quote hingegen bei 75,4 Prozent.

Insgesamt stellten Frauen aus NRW im Jahr 2024 rund 55.500 Anträge, bei den Männern waren es etwa 18.000. &bdquo;Unsere Analyse zeigt, dass Frauen weiterhin den Großteil der Care-Arbeit leisten und oft Einkommenseinbußen hinnehmen müssen“, sagt João Rodrigues, Barmer-Landesgeschäftsführer.

Frauen leisten deutlich mehr unbezahlte Care-Arbeit

Es ist ein Trend, der sich seit Jahren zeigt und den die Daten verschiedener Krankenkassen belegen. So stellten bei der Techniker Krankenkasse im Jahr 2022 insgesamt 87.000 Frauen den Antrag und nur 31.000 Männer. Bei der Barmer zeigt sich das gleiche Bild für das Pandemiejahr 2021: Hier stellten 201.337 Frauen und 63.185 Männer den Antrag.

Dass Frauen sehr viel mehr unbezahlte Care- und Haushaltsarbeit leisten als Männer, zeigen auch die Zahlen einer Erhebung über Zeitverwendung des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2022. Sie legten klar offen, dass Frauen mit 30 Stunden in der Woche rund neun Stunden mehr unbezahlte Arbeit leisteten als Männer.

.responsive23-vDYOClsBw8PveGwC-bar-vertical-zeitaufwand-fuer-unbezahlte { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-vDYOClsBw8PveGwC-bar-vertical-zeitaufwand-fuer-unbezahlte { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-vDYOClsBw8PveGwC-bar-vertical-zeitaufwand-fuer-unbezahlte { padding-top: 142.86%; } } Seit Januar 2024 stehen Eltern mehr Tage zur Pflege kranker Kinder zur Verfügung. Vor der Pandemie waren es zehn pro Jahr pro Kind, die in der Coronazeit auf 20 erhöht wurden. Seit vergangenem Jahr kann jeder Arbeitnehmer 15 Tage pro Jahr pro Kind nehmen, Alleinerziehende sogar 30 Tage pro Kind. Bei mehreren Kindern beträgt der Anspruch maximal 35 Tage, bei Alleinerziehenden maximal 70 Tage.

Kein Anspruch, Kinderkrankentage auf anderen Elternteil zu übertragen

Laut Bundesgesundheitsministerium besteht kein gesetzlicher Anspruch, noch übrige Kinderkrankentage auf den anderen Elternteil zu übertragen. Es sei jedoch möglich, dies mit dem Einverständnis beider Arbeitgeber dennoch vorzunehmen.

Ein Blick auf die Antragszahlen bei der Barmer zeigt auch: Die Kindkrank-Anträge steigen seit dem Pandemie-Vorjahr kontinuierlich an. Waren es 2019 noch 51.400 Anträge, belief sich die Zahl im vergangenen Jahr auf 73.500 Anträge. Immer wieder gibt es auch Kritik von Arbeitgeber- und Unternehmerverbänden an der Anzahl der Kinderkrankentage. Häufig wird bemängelt, dass der Ausfall von Arbeitskräften dadurch sehr hoch sei.

Marcus Heidemann, Vorsitzender des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Westfalen-Lippe, kennt die Debatte. Er findet es schwierig, zu bewerten, ob die Zahl der Kindkranktage angemessen ist. &bdquo;Kinder erkranken in jedem Jahr unterschiedlich häufig. Sicherlich haben wir es nicht mehr mit den Ausnahmezuständen nach der Pandemie zu tun, als so viele Infekte nachgeholt wurden.“ Dennoch gebe es Phasen, in denen 15 Tage auch mal nicht ausreichten. &bdquo;Ich finde es wichtig, dass hier ein Grundvertrauen in Eltern gesetzt wird.“ Gleichzeitig sei es aus Arbeitgebersicht teilweise schwierig, die permanenten Ausfälle von Arbeitskräften zu verwalten.

Dass dieser Druck auch an Arbeitnehmer weitergegeben wird, zeigt ein Szenario in den Kitas. Immer wieder beklagen Erzieher und Kitaleiter den Zustand, dass Kinder krank oder mit Fiebermitteln fit geputscht in die Einrichtungen gebracht werden, weil Eltern der Arbeit nicht fern bleiben könnten.

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