Russische Spionage: Zwei Bundeswehr-Standorte in OWL besonders gefährdet

Bielefeld. In ganz Europa häufen sich Drohnenvorfälle, hinter denen Russland vermutet wird. Gerade das eher beschauliche Ostwestfalen-Lippe könnte dabei für die russischen Geheimdienste durchaus interessant sein. Denn hier gibt es zwei wichtige Bundeswehreinrichtungen, wie Spionageexperte Erich Schmidt-Eenboom sagt. Er ist Friedensforscher und renommierter Autor zum Thema Nachrichtendienste.

Schmidt-Eenboom meint einerseits die Radarstation Auenhausen in Brakel im Kreis Höxter. &bdquo;Solche Stationen interessieren Russland, sollte es zu einer direkten Beteiligung Deutschlands am Krieg kommen. Von dort aus werden Lufträume überwacht“, erklärt er. &bdquo;Hier würde aber ein einmaliger Flug reichen, um Erkenntnisse zur Technik und zu möglichen Schwachpunkten zu erlangen.“ Eine Rakete aus Kaliningrad könnte die Radarstation problemlos erreichen.

Damit nicht genug. In OWL sieht der Experte sogar eine &bdquo;Verdichtung militärischer Einrichtungen“. Die weitere für Russland interessante Einrichtung sei die Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne in Augustdorf. Denn: Seit diesem Jahr soll die Panzerbrigade 42 in Litauen zum Einsatz kommen – zum Teil besteht diese aus dem Panzerbataillon 203 aus Augustdorf. &bdquo;Das hätte Russland sicherlich frühzeitig interessiert, wer an die Ostflanke verlegt werden soll“, so der Spionageexperte.

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In der Augustdorfer Kaserne sei man sich der Gefahr bewusst, dass die Liegenschaften zum Ziel &bdquo;gegnerischer Aufklärung“ werden können, heißt es auf Anfrage. Ob es bereits Drohnenvorfälle gab, ließ ein Sprecher offen. Ein Sprecher des Bundeswehrstützpunkts in Höxter (General-Weber-Kaserne) berichtet von vereinzelten Drohnensichtungen in den vergangenen Jahren. &bdquo;Hinweise auf gezielte sicherheitsrelevante Vorfälle oder gar Spionagehandlungen liegen uns derzeit nicht vor“, fügt er hinzu.

Die sind oft auch nicht nachweisbar. Nur selten werden die Piloten, die die Drohnen vom Boden aus steuern, aufgespürt, wie die jüngsten Vorfälle an Flughäfen zeigen. Ein Sprecher des Landesamts für Zentrale Polizeiliche Dienste erklärte, dass die Zahl der Sichtungen von Drohnen über Militärstützpunkten und anderen Einrichtungen der Kritischen Infrastruktur in NRW deutlich gestiegen ist. Waren es 2022 noch 36, sind es in diesem Jahr bis September bereits 82.

Auch ein Sprecher des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr berichtet, dass speziell die Drohnensichtungen seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine im Februar 2022 zugenommen haben. Insgesamt seien &bdquo;einige Hundert mutmaßliche Drohnenüberflüge“ über Kasernen und andere Liegenschaften gemeldet worden. Darunter fallen auch Drohnenschwärme, wie sie in Schleswig-Holstein beobachtet wurden.

Experte warnt: Russland will Verunsicherung stiften

Neben Erkenntnisgewinn verfolge Russland noch ein anderes Ziel, sagt Schmidt-Eenboom: es wolle Verunsicherung stiften. Er fragt: &bdquo;Wieso sollte Russland ein Kasernengelände oder einen Übungsplatz auskundschaften, die durch Satellitenaufnahmen genau so inspiziert werden können? Zumal Drohnenüberflüge vor allem bei Nacht registriert werden, wenn es aber dunkel ist.“ Er sieht in den Vorfällen einen gezielten Versuch Russlands, für Alarmstimmung zu sorgen.

&bdquo;Es zeigt Deutschland, dass es im Land offenbar eine hohe Zahl an Personen gibt, die niederschwellige Agententätigkeiten verrichten können, wie eben Drohnenüberflüge organisieren oder sogar Sabotageakte verrichten“, sagt Schmidt-Eenboom. Sogenannte &bdquo;Low-Level-Agenten“, die oftmals von russischen Geheimdiensten angeworben werden.

Bundeswehr erhöht Sicherheitsmaßnahmen

Die Bundeswehr reagiert mit neuen Sicherheitsmaßnahmen. Dabei setze die Armee auf neue technische Fähigkeiten, deutet der Sprecher des Operativen Führungskommandos an. Zu Einzelheiten wie neuen Drohnenabwehrsystemen will er sich nicht äußern.

Auch Sprecher der Bundeswehrstandorte in Höxter und Augustdorf machen keine konkreten Angaben zu Sicherheitsmaßnahmen. Die Konzepte würden geprüft und bei Bedarf verschärft. Dies dürfte in den vergangenen dreieinhalb Jahren also passiert sein. Andere Standorte haben bereits drastischere Maßnahmen ergriffen. So wurde ein Übungsgelände in Hamm für Zivilisten komplett gesperrt.

Schmidt-Eenboom plädiert dafür, die Strafverfolgung bei möglichen Spionagefällen zu intensivieren – zum Beispiel durch Belohnungen für Hinweise zu den Drohnenpiloten. &bdquo;Das Strafmaß könnte hier sehr hoch sein, da nicht nur die nachrichtendienstliche Tätigkeit, sondern auch das Vorbereiten einer schweren, staatsgefährdenden Straftat im Raum steht“ ordnet er ein. Wenn die ersten Hobbyagenten zu drastischen Haftstrafen verurteilt würden, wirke das abschreckend.

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