Neuanfang mit 31: Aus dem Chemielabor ins Nasenbär-Gehege des Herforder Tierparks

Herford. &bdquo;Tiere, Zoos und Tierparks sind meine große Leidenschaft“, sagt Tobias Schillberg, Zootierpfleger in Ausbildung im Herforder Tierpark. Schillberg ist im zweiten Ausbildungsjahr und einer von derzeit fünf Auszubildenden im Tierpark am Waldfrieden. Für seinen Traumjob und der Liebe wegen ist er nach Ausbildung und 13 Jahren im Beruf als Chemielaborant nach Bünde gezogen und hat 2024 seine neue Ausbildung im Traumberuf begonnen.

&bdquo;Tobias ist einfach zooverrückt“, sagt Tierpark-Chef Thorsten Dodt über seinen Auszubildenden. &bdquo;Das begann schon in der Kindheit“, erzählt der 31 Jahre alte Azubi. Sein Bruder habe immer Achterbahn oder Karussell fahren wollen, er in einen Zoo: &bdquo;Also ging es an den Wochenenden abwechselnd in einen Vergnügungspark oder einen Tierpark.“

Bis heute plant er Wochenenden und Urlaube so, dass er möglichst viele Zoos besuchen kann. &bdquo;Zu Hause habe ich auf einer Landkarte jeden besuchten Zoo mit einer Fahne markiert – gezählt habe ich sie bisher nicht, aber es sind viele, richtig viele.“ Geplant werden die Reisen nach Recherchen auf Seiten wie www.zoortierliste.de , auf der aufgelistet ist, welche Tiere wo gehalten werden. Dann werde auch schon mal vor einem Gehege acht Stunden gewartet, um einen Blick auf ein junges Schuppentier werfen zu können, oder nach Dänemark gefahren, um eine bestimmte Fischotter-Gattung zu bewundern.

Sein Weg aus dem heimischen Düren nach Ostwestfalen begann – wie sollte es anders sein – in einem Zoo, und zwar in Wuppertal. &bdquo;Dort habe ich meine heutige Freundin getroffen“, erzählt Schillberg: &bdquo;Die ist ähnlich tier- und zooverrückt und kommt aus Bünde, wo wir heute auch wohnen.“

Mit Praktikum in Beruf hinein geschnuppert

Daher kannte er den Herforder Tierpark schon, bevor er 2024 mit einem zweiwöchigen Praktikum ernsthaft in den Beruf hineingeschnuppert hatte. &bdquo;Wir sind von Anfang an gut miteinander ausgekommen“, erzählt Dodt. Trotzdem hätte er es nicht fassen können, als der Anruf mit der Anfrage kam, ob Schillberg im Tierpark eine Ausbildung machen könne.

Eigentlich sei der ja mit seiner Ausbildung inklusive Ausbilderschein und Berufserfahrung völlig überqualifiziert gewesen und habe mitten im Leben gestanden. &bdquo;Ich hatte aber keine Lust mehr, tagaus tagein im Labor zu stehen und immer dasselbe zu machen“, sagt Schillberg, und irgendwann habe er sich überlegt: &bdquo;Wenn noch einmal eine Veränderung, dann sofort.“

Also habe man sich wechselseitig ein paar Tage Bedenkzeit gegeben. Da die Ausbildung verglichen mit seiner vorherigen Tätigkeit einen herben Einkommensverlust bedeute, habe Dodt überlegt, was er Schillberg noch anbieten könne. Parallel zur Ausbildung kann der jetzt den Jagdschein, die Ausbildung zum Falkner und eine Zusatzausbildung zum Reptilienpfleger absolvieren und dafür während der Ausbildungszeit lernen. &bdquo;Trotzdem geht das alles nur, weil meine Lebensgefährtin das so mitträgt“, sagt der Senior-Azubi.

Zur Berufsschule nach Münster

Generell bietet Dodt seinen Auszubildenden im Anschluss an die Ausbildung eine mindestens einjährige Weiterbeschäftigung an, gerne auch länger – denn gute Fachkräfte seien auch in Tierparks gefragt. Nach zwei Jahren im Beruf stehe Schillberg dann auch der Weg zum Zootierpflegemeister offen. Natürlich müsse der erst seine Abschlussprüfung am Ende der dreijährigen Ausbildung bestehen, aber angesichts der Berufsschulnoten sieht Dodt da keine Probleme.

&bdquo;Berufsschule habe ich an eineinhalb Tagen pro Woche in Münster“, sagt Schillberg. Der Unterricht sei anspruchsvoll und reiche vom Wissen über die verschiedenen Tierarten, Tierhaltung und Tierpflege, Krankheitslehre und Tierschutz bis zu den Grundlagen der Betriebswirtschaft oder Mathematik. In Münster habe er auch mit Auszubildenden aus größeren Zoos zu tun.

&bdquo;Die arbeiten meist ausschließlich mit Tieren, in Herford sind wir aber auch handwerklich mit gefordert“, sagt Schillberg beim Fototermin im Nasenbär-Gehege. &bdquo;Die Kletterbäume hier habe ich im Frühjahr eingebaut und auch die Hütte, die in den kommenden Monaten beheizt und erstmals auch als Winterquartier für die Tiere dienen soll, habe ich mitgebaut.“ In den Wintermonaten werden in den Gehegen die Ausstattung und Beschäftigungsmöglichkeiten erneuert, erzählt Schillberg. Auch da seien die Azubis in Planung und Ausführung eingebunden.

Die &bdquo;Nasenbären“ haben es dem Azubi angetan

Die Nasenbären haben &bdquo;ihren“ Tobias offensichtlich ins Herz geschlossen, und tatsächlich gehören die Tiere neben Rentieren und Erdmännchen zu Schillbergs Favoriten.

Seine absoluten Favoriten sind aber Nashörner. Daher freue er sich auch schon auf seine Zeit im Osnabrücker Zoo, wo er Praktika absolvieren wird, um den Umgang mit Tieren zu lernen, die es in Herford nicht gibt. &bdquo;Dazu gehören Raubtiere und besonders die Kenntnis der Sicherheitsmaßnahmen, Aquaristik und Dickhäuter“, sagt er. Und sein Traum? &bdquo;Einmal Elefanten, Nashörner oder Löwen in freier Wildbahn zu sehen“, sagt er. Eine Reise sei in Planung, müsse aber bis nach Ende der Ausbildung warten.

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