Biersommelier aus Bad Driburg setzt auf Genuss statt viel Konsum

Bad Driburg. Wer auf dem Dorf wohnt, der kommt irgendwann unweigerlich mit dem Thema Alkohol in Berührung. Ob übers Vereinswesen oder beim Schützenfest. Dass Bier aber auch noch viel mehr kann als nur das Getränk für gesellige Stunden zu sein, das will Felix Heidenreich in der Region vermitteln. Er arbeitet nebenberuflich als Biersommelier.

Aufgewachsen in Herste, kam auch Felix Heidenreich über das Vereinswesen erstmals in den Biergenuss. Doch eben diesen Genuss habe er irgendwann vermisst. Er wechselte zunächst zum Wein und beschäftigte sich mit der Zusammensetzung und dem Geschmack von Alkohol.

&bdquo;Irgendwann bekam ich ein kleines Bierbrauset von meiner Frau geschenkt“, blickt der 33-Jährige auf die Anfänge vor mehr als fünf Jahren zurück. Und es klappte, er braute sein eigenes Bier. &bdquo;Es war zumindest nicht ungenießbar damals“, sagt er. Und so entwickelte sich seine Leidenschaft. &bdquo;Ich habe mich immer mehr eingelesen und angefangen, mein eigenes Bier zu brauen – im Glühweinkocher.“

Seine Erkenntnis: Bier kann viel mehr als Wein Die Erkenntnis: Bier kann viel mehr als Wein, vor allem geschmacklich. Seitdem ist er immer auf der Suche nach neuen Biersorten, speziellen Brautechniken und interessanten Mischungen. So begann er auch, seinen Freunden an lockeren Abenden seine Neuerrungenschaften auf dem Biermarkt vorzustellen. &bdquo;Die ersten privaten Tastings“, erinnert er sich. &bdquo;Das hat mir Spaß gemacht. Also hab ich überlegt, wie ich da weitermachen kann.“

Noch mal eine Ausbildung oder ein Studium machen, das war für den zweifachen Vater, der mit seiner Frau und den Kindern mittlerweile in Bad Driburg wohnt, keine Option. Nicht nur wegen der Familie, sondern auch, weil ihm sein Hauptjob – er arbeitet als Wirtschaftsingenieur – ebenfalls Spaß macht. &bdquo;Da bin ich sattelfest“, sagt er. Doch wohin mit seiner Leidenschaft für das Bier? Er fand eine Weiterbildung in Bamberg zum Biersommelier.

16 Wochen lang trafen sich die Teilnehmer jeden Mittwochabend digital, um in Themenblöcken alles über die verschiedenen Brautechniken, Bierregionen oder auch Bier in Kombination mit Speisen zu lernen. Gemeinsam verbrachten sie im Anschluss zwei Tage in Bamberg, wo eine weitere Weiterbildung zum &bdquo;Beerjudge“ abgeschlossen wurde – zum Juror für internationale Bierwettbewerbe. &bdquo;Das war spannend, aber nicht das, was ich machen möchte“, sagt Heidenreich und spezialisiert sich stattdessen auf die Bierverkostung.

Nicht nur Konsum: Bier als Genussprodukt in Bad Driburg

Auf seinem Instagram-Account &bdquo;biersommelierheidenreich“ nimmt er Kunden und Interessierte mit auf seine Reise und hatte Ende 2024 seinen ersten Verkostungsabend. Eine Bekannte hatte die Veranstaltungen ihrem Mann zum Geburtstag geschenkt. Heidenreich sorgt für Gläser und natürlich Bier – und fährt zu den Kunden nach Hause.

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&bdquo;Das finde ich immer ganz schön, wenn die Kunden in ihrem gewohnten Umfeld sind und die Stimmung sehr wohlig ist“, sagt er. Auch wenn bei Verkostungen immer nur kleine Schlucke pro Biersorte getrunken werden – Auto fahren sollte danach niemand mehr. &bdquo;Man muss vorsichtig sein. Bier ist eine Droge und das muss man den Leuten auch bewusstmachen“, weiß Heidenreich um seine Verantwortung. Aber genau darauf will er auch hinaus.

&bdquo;Es geht um den Genuss, nicht den Konsum.“ Bier sei ein verschrienes Getränk. &bdquo;Bei der grölenden Masse, beim Fußball, ja. Aber Bier kann auch ein Genussprodukt – ähnlich wie Wein – sein.“ Statt es runterzukippen, sollte man stattdessen eine Flasche auch mal bewusst genießen – und seine Geschichte hinterfragen.

Bier: Vier Grundzutaten, dennoch so viele Geschmäcker

&bdquo;Ich bin nur der Galerist, der Brauer ist der Künstler“, sagt der Experte und verweist bei seinen Verkostungsabenden auch auf die Geschichte hinter den Bieren. &bdquo;Es ist die Vielfalt, was Bier alles kann. Es gibt allein 150 verschiedene Bierstile wie etwa Weizen, Pils“, zählt er auf. Meist sucht er selbst die Biersorten für einen Verkostungsabend aus. &bdquo;Die Leute lassen mir oft freie Hand“, sagt er.

Eröffnet werde dann mit einem Biercocktail. &bdquo;Statt Saft wird der mit Bier aufgefüllt, da kommen viele gute, trinkbare Sachen bei raus.“ Gerade bei diesen Kreationen setzt er gern auf heimisches Bier aus der Rheder, Warburger oder Detmolder Brauerei.

Erst im Anschluss präsentiert er seine weiteren ausgesuchten Sorten – nicht, ohne auf die Herkunft einzugehen und vorher zu erklären: &bdquo;Wasser, Malz, Hopfen, Hefe – was ist das überhaupt, welche Rolle spielt das Wasser.“ Vier Grundzutaten, die dennoch so viele verschiedene Geschmäcker erzeugen können“, sagt er.

Zum Abschluss: Schlummertrunk mit höherem Alkoholgehalt

Dann wird probiert, mit allen Sinnen erlebt und wertgeschätzt: &bdquo;Was hat sich der Brauer dabei gedacht?“ Von der Herstellung bis zur Flasche, ein Prozess der mehrere Wochen andauert. &bdquo;Ich finde es spannend. Und es dauert länger, als man erwartet.“ Daher sucht er gern Sorten aus, die aus kleinen Handwerksbrauereien stammen.

Zwar auch regionale, aber eben nicht nur Biere, die es im Einzelhandel gibt. Stattdessen guckt er sich auch im Urlaub um. &bdquo;Wenn es dort Getränkemärkte oder sogar Brauereien gibt, da muss ich dann schon mal rein“, sagt er lachend.

Alle Biere an einem Verkostungsabend seien meist relativ gut trinkbar, auch wenn ihm und seinen Kunden vorher klar ist, dass wohl nicht jedes Getränk jedem schmecken werde. Erst zum Abschluss kämen auch mal andere, überraschendere Sorten auf den Tisch, wie Sauerbier und Rauchbier. Oder ein &bdquo;Schlummertrunk mit etwas höherem Alkoholgehalt“, den man oft auf dem belgischen Markt finde.

Bier statt Kaffee zum Kuchen rät der Biersommelier

Doch an solchen Abenden dreht sich nur noch alles um das alkoholhaltige Getränk. Felix Heidenreich erklärt auch, welche Speisen – ähnlich wie beim Wein – zu welchem Bier passen. &bdquo;Gleiches mit Gleichem passt gut, also süßes Bier zu einer süßen Nachspeise“, erklärt er. Auch zwei gleiche Aromen unterstützen sich, wie ein Steak mit starken Röstaromen und einem Bier, das dies noch verstärkt.

Aber auch Gegensätze wie süß mit bitter könne man gut kombinieren, ebenso wie dunkles Bier mit einem Roggenbrot: &bdquo;Einfach mit Schinken und Butter oder dunkle Schokolade mit dunklem Bockbier.“

Und wer ein Bier statt Kaffee mag: Käsekuchen mit Rauchbier oder Apfelkuchen mit Weizenbier, rät der Experte. &bdquo;Man muss sich einfach mal austesten“, sagt er.

Hat der Biersommelier ein Lieblingsbier?

Welches Bier trinkt Heidenreich am liebsten? &bdquo;Kein Lieblingsbier“, gesteht er. Stattdessen komme es auf die Situation an, ob er es im Sommer im Garten oder an Weihnachten beim Festessen genieße. Nur bei Feiern, da greift er auf regionale Biersorten zurück.

Wer noch gar kein Bier probiert hat, dem empfiehlt der Experte, es zunächst mit Hellem zu versuchen. &bdquo;Ein sehr mildes Bier, damit kann man nicht viel falsch machen.“ Auch im Hinblick auf Unverträglichkeiten.

Durch das deutsche Reinheitsgebot, also die Vorschrift, dass Bier nur aus den vier Zutaten Wasser, Malz, Hopfen und Hefe hergestellt werden darf, wisse man, was drin ist. Im Ausland rät der Experte, auf die Flasche zu gucken. &bdquo;Andere Länder können mehr experimentieren und etwa frischen Kirschsaft ins Bier mixen“, nennt er ein Beispiel. Dennoch, die Bierkultur in Deutschland sei sehr gut, zwar rückläufig, aber gut aufgestellt.

Kontakt zum Biersommelier aus Bad Driburg

Wer Felix Heidenreich für ein Biertasting- oder ein Foodpairing-Event buchen möchte, erreicht ihn unter Tel. 015167119024 oder per E-Mail an info@biersommelier-heidenreich.de. Einblicke in seinen Job gibts auch bei Instagram: @biersommelierheidenreich

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