Evangelische Kirche in Westfalen kritisiert Flüchtlingspolitik der Bundesregierung

Bielefeld. Die neue Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) kritisiert das Ziel der Bundesregierung, die Zahl der Abschiebungen Geflüchteter deutlich zu steigern. Adelheid Ruck-Schröder sagte vor der Landessynode (Kirchenparlament) in Bielefeld bei ihrem ersten Rechenschaftsbericht als Präses: &bdquo;Das Asylrecht ist im Grundgesetz verbrieft. Die Kirche und die Diakonie werden sich weiter für Geflüchtete einsetzen.“

Damit stellt sie sich gegen die Politik von Innenminister Alexander Dobrindt (CSU), der seit Amtsantritt verstärkt abgelehnte Asylbewerber abschiebt und das auch weiter fortführen will. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) kündigte zuletzt Rückführungen &bdquo;in sehr großem Umfang“ an.

Aufgabe der Kirchen sei es demgegenüber die Nächstenliebe und das christliche Menschenbild zu erhalten, so Ruck-Schröder: &bdquo;Und das ganz besonders gegen die immer lauteren Forderungen von rechts.“ Sie war erst im Sommer an die Spitze der EKvW mit 1,9 Millionen Mitgliedern gewählt worden.

Druck auf die Kirchen nimmt zu In der anschließenden Aussprache kritisierte Superintendent Manuel Schilling aus dem Kirchenkreis Soest-Arnsberg: &bdquo;Unsere Flüchtlingsarbeit wird von der Bundesregierung infrage gestellt.“ Ein Synodaler aus dem Kreis Warendorf berichtete, dass er sich als Lehrer binnen weniger Tage mit drei umstrittenen Fällen von Abschiebungen in seinem Alltag habe auseinandersetzen müssen: &bdquo;Das Thema ist brennend. In der Flüchtlingsfrage nimmt der politische Druck auf die Kirchen zu.“

Heiner Montanus, Superintendent im Brennpunkt Gelsenkirchen, sieht eine grundsätzliche gesellschaftliche Frage vom Flüchtlingsthema berührt. Er sagte unter dem Beifall der 147 Mitglieder der Synode: &bdquo;Wir stehen in einer starken Auseinandersetzung mit der AfD. Die Landeskirche sollte dazu offiziell Haltung beziehen. Auch wie wir mit den Mitgliedern der AfD umgehen wollen.“

In weiteren Passagen ihrer Rede ging Adelheid Ruck-Schröder auch auf das Thema sexualisierte Gewalt innerhalb der Kirche ein. Die geschaffene und mit einer Kriminologin besetzte Stabsstelle beim Landeskirchenamt in Bielefeld habe &bdquo;sich als hilfreich erwiesen“. Sie kritisierte jedoch eindeutig, dass die längst geltenden Schutzkonzepte nicht in allen Kirchenkreisen so umgesetzt würden, wie es sein sollte. Ruck-Schröder: &bdquo;Als ich davon erfahren habe, musste ich schlucken.“ Das sei keine Aufgabe, die es abzuhaken gelte, &bdquo;da muss Abhilfe geschaffen werden. Die Beteiligung der Betroffenen steht für uns im Vordergrund.“

Auch um den Umgang mit Ressourcen und Geld geht es ihr: &bdquo;Wir können mit Geld umgehen und haben auch schon eingespart. Aber um nachhaltig und mit neuer Relevanz unterwegs zu sein, dürfen wir den Konsolidierungskurs nicht verlassen.“

Die lippische Synode tagt zeitgleich Darum geht es auch in der zeitgleich tagenden Synode der lippischen Landeskirche in Detmold. Der Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche, Dietmar Arends, hat die Notwendigkeit des Zukunftsprozesses der Landeskirche unterstrichen. Das sei wichtig, um angesichts einer kleiner werdenden Kirche weiter mit verschiedenen Angeboten für Menschen da sein zu können, sagte er in seinem Bericht.

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