„Ich habe Angst“: Paderborner Familie leidet seit Jahren unter Psychoterror

Paderborn-Sennelager. Was Marianna Zakureny sich wünscht, möchte wohl jeder: &bdquo;Ruhe und Sicherheit.“ Doch stattdessen ist ihr Leben geprägt von Angst. Der Angst vor einer ehemaligen Nachbarin, die ihre Familie und ihre Eltern immer wieder tyrannisiert. Was die Situation noch schwieriger macht, ist die offenbar psychische Erkrankung der jungen Frau.

&bdquo;Nach drei Uhr nachmittags geht sie nicht mehr aus dem Haus“, sagt ihr Sohn Eduard Zakureny, der selbst mittlerweile in einem anderen Stadtteil lebt. &bdquo;Ich habe Angst, aber ich muss ja auch einkaufen und zum Arzt“, sagt seine Mutter, die wie ihre Eltern seit mehr als 20 Jahren im Zentrum von Sennelager wohnt. &bdquo;Sobald ich sie sehe, bekomme ich Panikattacken.“ Seit einem Vorfall vor anderthalb Jahren erlebe sie dies, sobald sie angespannt sei.

Der 6. Mai 2024 war für Marianna Zakureny einschneidend. An diesem Tag wurde aus psychischem Terror wie Lärm, Sachbeschädigungen und Beleidigungen körperliche Gewalt. &bdquo;Ich mache dich tot, hat sie zu mir gesagt“, so Marianna Zakureny, die damals zur Arbeit wollte. Die ehemalige Nachbarin trat mehrfach so schwer gegen ihr Knie, dass sie ins Krankenhaus musste. Seitdem konnte die aus der Ukraine stammende 61-Jährige nicht mehr arbeiten. Zuvor sei sie mehr als 27 Jahre als Reinigungskraft bei der Caritas tätig gewesen.

Vermieter erteilt ein Hausverbot Die danach erstellte Strafanzeige sei erstmal fallen gelassen worden, weil die Staatsanwaltschaft die Frau, die Mitte 30 ist, nicht auffinden konnte. Wegen Hausfriedensbruchs wurde später erneut ein Verfahren aufgenommen, laut Staatsanwaltschaft Paderborn aber mittlerweile eingestellt. Insgesamt habe sich nichts getan, sagt Eduard Zakureny.

Der Vermieter erteilte der Frau wegen des &bdquo;tätlichen Angriffs“ ein Hausverbot, an das sie sich jedoch nicht halte. Da der Hausbesitzer mittlerweile Kameras installiert habe, verlege die Frau ihre Aktionen in nicht einsehbare Bereiche, so Eduard Zakureny.

Zu Anfang sei noch alles ruhig gewesen, als die neue Nachbarin einzog. Seine Oma, die mit dem Opa in der ersten Etage und damit unter seinen Eltern Marianna und Nikolai (66) wohne, habe sie auch zum Kaffee eingeladen. Doch dann habe sich alles geändert – bis zu regelrechtem Terror.

Nachts wird laut Musik gehört und gegen die Heizung geschlagen In Briefen, die unter der Wohnungstür hergeschoben wurden, beschimpfte die junge Frau Eduard Zakurenys Oma. Nachts habe sie Lärm gemacht, laut Musik gehört und gegen die Heizung geschlagen, sodass es auch alle anderen Mieter störte. Zugleich habe die Frau seinen 80-jährigen und zum Teil sehr kranken Großeltern vorgeworfen, ihrerseits Krach zu machen und nachts angeblich Möbel zu rücken.

An sich habe es keinen direkten Streit gegeben, doch Marianna Zakureny reagierte auf die Briefe der Frau an ihre Eltern. &bdquo;Lärmbelästigungen waren das eine. Als aber Bedrohungen gegen die Großeltern dazukamen, da fragte man sich schon, was man machen kann“, sagt Eduard Zakureny.

Zwischendurch gab und gibt es Phasen, in denen es ruhig ist. Dann wird kein Müll verteilt, keine Flasche zerdeppert, kein Tierkot auf dem Hof verrieben oder in Beuteln auf den Balkon geworfen, keine Blume ausgerissen – und auch die Worte &bdquo;Stara suka“ – was übersetzt alte Hure oder alte Schlampe heißt – werden nicht irgendwo hingeschmiert. Zu anderen Zeiten passieren solche Dinge offenbar fast täglich. &bdquo;Man hat das Gefühl, dass sie hier lang geht und immer etwas machen muss“, sagt Eduard Zakureny über die junge Frau: Sie gibt seinen Eltern die Schuld, dass es so weit gekommen sei. Dies hätten sie von verschiedenen Seiten in Sennelager gehört.

Vor bald vier Jahren wendet sich die Familie erstmals an die Stadt und Polizei Paderborn Bereits im Januar 2023 wandten sich die Zakurenys mit einem detaillierten Lärmbelästigungsprotokoll an Polizei und Ordnungsamt. Kurz darauf baten sie die LWL-Klinik Paderborn um Hilfe, nachdem die Polizei dies vorgeschlagen hatte. Weitere Anschreiben an Behörden folgten – ohne konkrete Reaktion, so Eduard Zakureny.

Als die Frau in das Haus an der Bielefelder Straße einzog, lebte in einer der Wohnungen auch noch deren Tante, wie Marianna Zakureny erzählt. Deshalb sei sie auch nach dem Auszug oft hier gewesen. Die Mitte 30-jährige Frau habe zu ihrem Verhalten nur gesagt, dass sie krank sei und man ihr nichts tun könne, erzählt Eduard Zakureny. Die Frau sei &bdquo;nachweislich psychisch krank und stand oder steht unter gesetzlicher Betreuung“. Dies habe auch ihre Tante bestätigt, die vor ein paar Monaten gestorben sei.

Die Polizei sei jetzt noch einmal vor Ort gewesen, habe sich alles angehört und umgeschaut. Die Beamten hätten vorgeschlagen, alles zu fotografieren oder zu filmen. Aber das haben die Zakurenys ohnehin gemacht. Dabei spreche auch die Polizei von &bdquo;einer unerträglichen Situation“, sagt Eduard Zakureny. Es sei schwierig, da die Frau nicht krank genug sei, um sie einweisen zu können.

Paderborner Behörden suchen eine Lösung Eduard Zakureny spricht in diesem Zusammenhang von einem strukturellen Problem: &bdquo;Man denkt sich immer: Warum passiert nichts.“ Die Polizei, der Sozialpsychiatrische Dienst des Kreises Paderborn und das Paderborner Ordnungsamt seien auf der Suche nach einer Lösung.

&bdquo;Zu diesem Fall können wir uns aus Datenschutzgründen nicht äußern“, teilt die Stadt Paderborn mit. Im Allgemeinen gestalte sich der Umgang mit solchen Personen für das Ordnungsamt sehr schwierig: &bdquo;Es gibt die Möglichkeit, die Personen nach dem Psychisch-Kranken-Gesetz (PsychKG) in die LWL-Klinik in Paderborn einweisen zu lassen. Dort können sie aber nur relativ kurz bleiben, weil notwendige Langzeittherapien dort nicht möglich sind. Plätze für diese Personen sind fast nie vorhanden und werden vom LWL in Münster vergeben.“ Wenn die Person andere angreife und verletze, sei dies eine Straftat, die von der Staatsanwaltschaft verfolgt werden müsste, wenn sie angezeigt wurde.

Auf Anfrage erklärt Corina Koptik, Sprecherin der Paderborner Polizei, dass insgesamt fünf Straftaten (Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Bedrohung, gefährliche Körperverletzung) sowie drei Ordnungswidrigkeiten (Ruhestörungen) der Zakurenys gegen die junge Frau vorliegen. Auf der anderen Seite sei die junge Frau selbst Geschädigte von Straftaten geworden (Beleidigung, Körperverletzung). Alle Strafanzeigen seien polizeilich abgeschlossen und werden bei der Staatsanwaltschaft bearbeitet, die Ordnungswidrigkeiten liegen bei der Stadt Paderborn. Die Polizei stehe in Kontakt zur Stadt Paderborn und zum Kreis. &bdquo;Es werden Gespräche geführt, um eine Lösung für die Familie Zakureny zu suchen“, sagt Koptik.

Ein Umzug ist für die Paderborner Familie keine echte Alternative Eduard Zakureny habe seinen Eltern schon vor zwei Jahren vorgeschlagen, eine neue Wohnung zu suchen. Doch nach mehr als 20 Jahren in derselben Wohnung falle dies nicht leicht, besonders für die Großeltern. Auch finanziell sei das nicht zu stemmen. &bdquo;Und es kann nicht sein, dass in einem Rechtsstaat die Opfer sich gezwungen sehen, ihr Zuhause aufzugeben, während die Täterin ungestört weitermachen darf.“

Die Zakurenys betonen, psychisch kranke Menschen nicht zu verurteilen. Es geht ihnen um die koordinierte Prüfung des Falls, die Durchsetzung des Hausverbots, die Überprüfung der rechtlichen Betreuung und gegebenenfalls eine stationäre Unterbringung. Die Familie wünsche sich nur ein Ende des Albtraums – und endlich wieder Ruhe und Sicherheit.

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