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Heiße Diskussion ums Pferde-Brennen

Viele Züchter in der Region setzen auf Schenkelbrand zur Kennzeichnung

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Pferdezüchter setzen auf den Schenkelbrand, um die Marke der Tiere erkennbar zu machen. - © FOTO: DPA
Pferdezüchter setzen auf den Schenkelbrand, um die Marke der Tiere erkennbar zu machen. (© FOTO: DPA)

Bielefeld. "Es gibt keinen vernünftigen Grund mehr, den Pferden so einen Schmerz zuzufügen." Barbara Snelting, Leiterin des Bielefelder Tierheims, kann die Entscheidung des Bundestags nicht nachvollziehen: Er hatte sich mit Stimmen von CDU/CSU und FDP gegen ein Verbot des Schenkelbrands bei Pferden ausgesprochen, das die Grünen-Fraktion beantragt hatte. Viele Züchter in der Region begrüßen aber, dass der Brand erlaubt bleibt.

In Deutschland gibt es derzeit zwei Möglichkeiten, Pferde zu kennzeichnen: das traditionelle Brandzeichen am Schenkel und einen Chip an der linken Halsseite. Beides dient dazu, die Tiere einem Züchter und einer Rasse zuzuordnen. Die Chip-Methode ist mittlerweile EU-weit für Pferde vorgeschrieben.

Die Grünen hatten die Bundesregierung in einem Antrag aufgefordert, "den schmerzhaften Schenkelbrand bei Pferden durch eine Änderung des Tierschutzgesetzes zu verbieten". Dieser Meinung ist auch Barbara Snelting. Seit der Einführung der elektronischen Kennzeichnung mit Chips gebe es eine Alternative zum Schenkelbrand, die für die Tiere "erheblich weniger Stress" verursache.

"Der Brand ist ein Markenzeichen"

Viele Züchter in der Region sehen das jedoch anders und setzen weiter auf beide Methoden. "Von den etwa 200 Stuten in unserem Verband wurden im vergangenen Jahr nur etwa acht nicht mehr gebrannt", sagt Peter Allhoff, Geschäftsführer des Zuchtverbands für das Ostfriesische und Altoldenburger Pferd mit Sitz in Werther. Im Gegensatz zum Chip sei das Brandzeichen schon mit dem Auge erkennbar - und mache vor allem als Werbung auf die Marke der Zucht aufmerksam. Außerdem sei das Brennen eine lange Tradition im Gewerbe.

Den Werbevorteil sieht auch Pferdezüchter Egon Stiens: "Der Brand ist ein Markenzeichen. Man ist stolz, so etwas zu besitzen. Wer hat schon ein Lesegerät für die Chips?" Er selbst habe 50 Fohlen in den vergangenen Jahren gebrannt und noch nie Probleme mit der Methode gehabt. "Vor kurzem habe ich aber bei einem Fohlen den Chip angebracht. Es hatte durch die Nadel gleich eine ganz dicke Stelle und einen Bluterguss am Hals", sagt Stiens, der auch stellvertretender Vorsitzender der Pferdezucht im Kreis Gütersloh ist.

Christian Auf dem Hövel, auf Pferde spezialisierter Tierarzt aus Bielefeld, hält beide Methoden für vergleichbar. "Der Elektrotransponder muss mit einer dicken Hohlnadel injiziert werden. Beim Brennen handelt es sich um einen kurzen, schmerzhaften Eingriff - er tut noch ein paar Tage weh." Er habe jedoch noch nie ein Pferd wegen Schäden durch den Brand behandeln müssen und lehne die Methode grundsätzlich auch nicht ab.

Züchter Kurt Ebke und seine Frau Gerda haben sich mittlerweile jedoch anders entschieden: Sie kennzeichnen ihre fünf Pferde auf ihrem Hof in Spenge wegen der Schmerzen nur noch mit dem Chip. Gerda Ebke erinnert sich noch an die Zeit, als die Tiere mit dem Brandeisen gekennzeichnet wurden: "Die Marke war nie gut zu erkennen."

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