Bielefeld. "Willkommen in der Widukindstadt Enger", kann ein freundlicher Touristenführer seine Gäste nun auch mit amtlich genehmigt begrüßen. Enger (Kreis Herford), Hövelhof (Kreis Paderborn) und Warburg (Kreis Höxter) haben vom Innenministerium das Recht auf eine zusätzliche amtliche Bezeichnung erhalten.
"Dabei geht es um weit mehr als Marketing", sagt Engers Bürgermeister Klaus Rieke. "Der Körper des Sachsenherzogs Widukind liegt vermutlich bei uns in der Stiftskirche begraben, und viele unserer städtischen Aktivitäten waren schon immer mit dieser historischen Figur verbunden." Die amtliche Bezeichnung sei also nur das i-Tüpfelchen.
Auch in Hövelhof ist der Zusatz auf dem Schild genau das: ein Zusatz. "Wir werden schon immer als Sennegemeinde bezeichnet. Jetzt können wir das eben auch amtlich machen", sagt Bürgermeister Michael Berens.
Benennung muss etwas mit dem Ort zu tun haben
Das Amt, in diesem Fall das Innenministerium, erlaubt seit November zusätzliche Namen. "Die Benennung sollte aber schon etwas mit dem Ort zu tun haben. Fantasienamen können wir auch ablehnen – oder wenn Verwechslungsgefahr besteht", sagt Claudia Roth, Pressesprecherin des Ministeriums für Inneres und Kommunales.Um überhaupt einen Antrag einzureichen, brauche es im Stadtrat eine Dreiviertel-Mehrheit für den Vorschlag. Dann gehe alles ganz unkompliziert: Zwei Seiten Antrag, und nach spätestens acht Wochen darf sich jetzt zum Beispiel auch Warburg zusätzlich "Hansestadt" nennen.
Mitglied in einem so geschichtsträchtigen Städtebund zu sein, ist ein Pfund, mit dem gerade kleinere Gemeinden gerne wuchern. "Die Namen sollen Identität stiften und kleinen Gemeinden helfen, sich aus der Masse ein wenig abzuheben", sagt Antje Leßmann von der Pressestelle der Bezirksregierung Detmold.
Keine zusätzliche Belastung für den Steuerzahler
Die naheliegende Sorge der Bürger ist, dass durch diese Maßnahme eine zusätzliche Belastung für den Steuerzahler entsteht. Diese Befürchtung kann Roth entkräften: Natürlich müssten langfristig offizielle Briefköpfe, der Internetauftritt und Ortsbeschriftungen mit dem Zusatz versehen werden."Aber das kann im laufenden Erneuerungsprozess geschehen". Auch wenn das Wort "amtlich" nach Vorschrift und Kontrolle klingt, so werde das Innenministerium keine Inspektionen durchführen, ob beispielsweise Enger auch weithin als Widukindstadt erkennbar sei.
Das bestätigt auch der Bürgermeister Engers: "Wir sind in der Haushaltssicherung, da werden wir keine unnötigen Neuausgaben für das Marketing machen." Für die andere mögliche Hansestadt in OWL, Herford an der Werre, sind selbst die geringen erwarteten Ausgaben momentan noch zu hoch. Dort werden Sponsoren für die Schilder-Umrüstung gesucht. Erst dann wolle man den Antrag im Rat zur Abstimmung stellen, so Stadtkämmerer Manfred Schürkamp.
In Gütersloh kein Bedarf
Andere Städte sehen keinen Bedarf für den Namenszusatz: "Gütersloh ist Gütersloh", sagt Elisabeth Menke aus der Presseabteilung des Rathauses. "Wir sind so präsent, da brauchen wir keine Schleife zusätzlich drumrum."Das macht eben die Bedeutung der Bezeichnung aus: Für größere Städte ist sie kein bedeutendes Thema, für ländliche Regionen dagegen ein Selbstbewusstseins-Verstärker. Aktuell liegen dem Innenministerium übrigens keine weiteren Anträge aus OWL auf Namenszusätze vor.