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Ausbrecher-Affe geht in Herford in die Falle

Tierparkbesucherin unterstützt

VON FRANK-MICHAEL KIEL-STEINKAMP

Dr. Wolfgang Holtmann hat im Affengehege das Blasrohr angesetzt, um Berberäffin Sissi (hinten rechts im großen Bild) mit einem Narkosepfeil betäuben zu können. Dann wurde das getroffene Tier immer müder und müder. - © FOTO: FRANK-MICHAEL KIEL-STEINKAMP
Dr. Wolfgang Holtmann hat im Affengehege das Blasrohr angesetzt, um Berberäffin Sissi (hinten rechts im großen Bild) mit einem Narkosepfeil betäuben zu können. Dann wurde das getroffene Tier immer müder und müder. (© FOTO: FRANK-MICHAEL KIEL-STEINKAMP)

Herford. Die Berberäffin Sissi ist schlau, aber nicht schlau genug. Mittwochmorgen ist es dem Tierparkteam gelungen, das ausgerissene Tier in die Falle zu locken, zu betäuben und mit ihren Artgenossen zusammen zu führen. Unerwartete Hilfe bekamen die Pfleger von einer Tierparkbesucherin. 

Sissis Flucht hatte in Presse, Funk und Fernsehen Aufsehen erregt, weil ihr schon einmal vor zwei Jahren zusammen mit dem Männchen der Ausbruch gelungen war. Damals wurden sie vorübergehend nach dem legendären Gangster-Pärchen in "Bonnie and Clyde" umgetauft.

Die Äffin hielt sich jetzt immer im Umkreis von wenigen hundert Metern rund um ihr Gehege auf. Sie konnte nicht gefasst werden, weil sie in die Bäume Reißaus nahm, sobald sie das ihr wohlbekannte Narkose-Blasrohr des Tierarztes Dr. Wolfgang Holtmann erblickte. Ein Narkose-Gewehr mochte man nicht einsetzen, weil die Gefahr bestanden hätte, dass das betäubte Tier zu tief stürzt.

Schneller als gedacht

Versuche, Sissi mit Futter in eine Falle zu locken, scheiterten zunächst auch. Nicht so am Mittwoch. Da das Gehege ohnehin ausbruchsicher umgebaut werden soll, quartierten die Tierpfleger die beiden verbliebenen Affen vorgestern in das Außengehege der Meerkatzen um. Ins Berberaffengehege legten sie Futter und ließen die Tür offen stehen. Die Absicht war, Sissi über Tage Vertrauen fassen zu lassen. Doch es ging schneller als gedacht. Sissi konnte Mitttwochmorgen dem Futter nicht widerstehen und eine Tierparkbesucherin, die sich zufällig in der Nähe des Geheges aufhielt, zog auf Zuruf von Karl-Heinz Dodt, der die Szene beobachtet hatte, die Tür zu.

Nun kam Tierarzt Dr. Wolfgang Holtmann mit seinem Blasrohr zum Zuge. Er traf und die Äffin schlummerte ein. "Ich muss das in meiner Kleintierpraxis nicht so oft machen", sagt Holtmann, der auch der "Hausarzt" der Waldfrieden-Tiere ist. "Ich muss das Pusten zu Hause gelegentlich üben." Er wählt eine Dosis Schlafmittel, die dem Tier nicht zu sehr zusetzt, es aber doch so weit außer Gefecht setzt, dass die Tierpfleger nicht durch Bisse gefährdet werden können.

Die lethargische Sissi wurde mit einem Käscher gefangen und in einen Transportkäfig gelegt. Bis zum Erwachen nach einer Stunde wurde sie auf eine Fußbodenheizung gestellt, um ein Auskühlen zu verhindern. "Der Affe musste gefangen werden", meint der Tierarzt. "Er hätte irgendwann sein Revier zu sehr ausgeweitet."

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