
Hannover. Spinnen machen Autofahrern an der Grenze Nordrhein-Westfalen/Niedersachsen zu schaffen. Die Netze der Tiere können den Sensoren der automatischen Verkehrsbeeinflussungsanlage auf der Autobahn 2 schlechte Sicht vorgaukeln; wegen angeblichen Nebels wird dort dann das Tempolimit drastisch gedrosselt. Wer dagegen verstößt, darf allerdings auf Milde hoffen.
Sonntagabend, 23.08 Uhr, auf der A 2 Richtung Berlin, direkt an der Landesgrenze: Die Außentemperatur beträgt milde 21 Grad. Zwischen den Anschlussstellen Veltheim in OWL und Bad Eilsen leuchten plötzlich die Hinweise an der automatischen Schilderanlage auf. "Nebel", warnen sie grell und beschränken die erlaubte Geschwindigkeit aus dem Nichts heraus auf 40 km/h. Ein Kleinlaster aus Polen, ein ukrainischer Sattelschlepper und mehrere Personenwagen mit Heimkehrern aus dem verlängerten Wochenende gehen in die Eisen.

Doch von Nebelbänken keine Spur – weder über der Talbrücke noch hinter den nächsten Kurven. Trotzdem verbreitet auch die zweite Schilderbrücke die nebulöse Botschaft, das Tempolimit von 40 km/h wird wiederholt. Die Autofahrer sind verunsichert, denn der Blick in die Ferne ist in dieser lauen Vorsommernacht kilometerweit ungetrübt. Die Lastwagenfahrer geben als Erste wieder Vollgas. Weil die drei Fahrspuren relativ leer sind, entsteht immerhin keine brenzlige Situation.
Phänomen auch aus Tunneln bekannt
Der falsche Nebelalarm ist kein Einzelfall. "Das kann immer wieder mal passieren", gibt Hartmut Prüß, Leiter der niedersächsischen Verkehrsmanagementzentrale in Hannover unumwunden zu. Neben kleineren Computerproblemen sorge öfter auch mal die Natur für Funktionsstörungen. "Wenn Spinnen über die Sichtweitenmessgeräte krabbeln und ihre Netze weben, wird eben Nebel diagnostiziert."Das Phänomen sei auch aus Tunneln bekannt, man versuche bereits, die Achtfüßler mit speziellen Duftstoffen zu vertreiben. Auch Hasen, Rehe und Insekten könnten den Sensoren einschränkte Sicht suggerieren. Wegen der großen Gefahr etwa von Massenkarambolagen habe man die Sensoren von vornherein sehr empfindlich eingestellt – Motto: Lieber einmal zu viel als einmal zu spät gewarnt.
Die Verkehrsleitzentrale sei aber rund um die Uhr besetzt. Die Mitarbeiter dort würden die automatischen Anzeigen der Schilderbrücken permanent mit der Wirklichkeit draußen abgleichen und notfalls nachjustieren.