
Senne. Die Gruppe Karat sang es zuerst, wenig später lud auch Peter Maffay zum Gang über sieben Brücken ein. Für die tierischen Bewohner entlang der neuen Autobahn 33, die im Bielefelder Süden, dem angrenzenden Steinhagen, zwischen Halle und Borgholzhausen wohnen, werden ebenfalls sieben Brücken gebaut, auf denen sie das 26,9 Kilometer lange und vier Fahrbahnen breite Asphaltband überwinden können – wenn auch kaum eine Fledermaus, kaum ein Kaninchen, eine Eule oder eine Kröte wohl jemals wirklich alle sieben Brücken nutzen wird. Eine ist schon fertig, die restlichen sechs allesamt noch in Planung.
"Grünbrücken haben unterschiedliche Funktionen", erläutert Sven Johanning, Sprecher des Landesbetriebs Straßen. NRW. "Steinkäuze brauchen eine breite Brücke, mit einer beidseitigen Hecke und Einzelbäumen in der Mitte, weil sie von Baum zu Baum fliegen. Fledermäuse dagegen benötigen für den Überflug Leitstrukturen: Sträucher links und rechts und in der Mitte eine Baumreihe." Entsprechend unterschiedlich werden die Grünbrücken bepflanzt.
Die einzige dieser für Tiere optimierten "Querungshilfen", die bereits fertig ist, verbindet die Rieselfelder Windel mit dem Naturschutzgebiet "Kampeters Kolk" im Bielefelder Süden. Damit kleine Amphibien nicht schon vor Betreten der Brücke unter die Räder kommen, werden sie durch vier Krötentunnel, durch Gitterroste abgedeckte Betonrinnen, unter dem Lohmannsweg zur Grünbrücke geleitet.
Sträucher als Leitstruktur für Hase und Igel
Ende Mai 2008 begannen die Bauarbeiten für die rund 1,77 Millionen Euro teure Brücke, an der seitlich ein Rad-/Fußweg entlangführt. Im August 2009 war das Betonbauwerk fertig, dann wurden die Erdrampen herangeschoben. Rund 800 Kubikmeter Boden liegen auf dem Bauwerk, das 43 Meter lang und einschließlich Geh-/Radweg 30 Meter breit ist. Eine Bepflanzung habe es noch nicht gegeben, erklärt Johanning, gleichwohl macht die Brücke ihrem Namen alle Ehre: Dichter grüner Gräserbewuchs überzieht den Boden, dazwischen gedeihen verschiedene Kleearten, Schafgarbe und allerlei Zartblühendes. "An den Rändern werden noch Sträucher als Leitstruktur für Hase, Igel und Ähnliches gepflanzt", erklärt Johanning, auch entlang des Geh-/Radwegs, "damit sich die Tiere nicht gestört fühlen". Er ist zuversichtlich, dass die gewünschte Klientel die Brücke tatsächlich auch nutzt. "Amphibien haben wir schon jede Menge gesehen."
Damit das Bauwerk im nachgebenden Sennesand überhaupt sicher steht, mussten 35 Bohrpfeiler 20 Meter tief in die Bodenschicht gerammt werden, jeder von ihnen misst 1,20 Meter im Durchmesser. "Die Brücke ist im wahrsten Sinne des Wortes auf Sand gebaut", so der Behördensprecher. Wie alle anderen von Straßen.NRW betreuten Flächen entlang der Autobahn- und Landstraßen wird auch die Brücke ins Pflegeprogramm aufgenommen: Die Sträucher etwa müssen regelmäßig zurückgeschnitten werden, damit sie unten buschig bleiben.
Auf dem 7,9 Kilometer langen Autobahnabschnitt 6 (Bielefeld-Steinhagen) müssen die Tiere selbst sehen, ob und wie sie die A
Angebote für Fledermäuse
Insgesamt kostet der A-33-Lückenschluss 340 Millionen Euro – einschließlich der 1,4 Kilometer messenden Verlängerung des Ostwestfalendamms, der allein mit 13,1 Millionen Euro zu Buche schlägt. Die Gesamtzahl der Brücken beträgt 81.
Hilfe fürs Rotwild
Auch über die Bundesstraße 64 zwischen Altenbeken und Bad Driburg spannt sich eine Grünbrücke – die zweite in ganz NRW.Die wird allerdings erst Ende September für ihre tierischen Nutzer freigegeben. Die Erdarbeiten sind nicht ganz abgeschlossen. Zudem fehlen noch Blendschutzzäune seitlich der Bundesstraße und Wildschutzzäune auf der Brücke.
Auf rund 3,4 Millionen Euro summieren sich die Kosten für das Bauwerk, über das Rehe, Dachse und Wildschweine unfallfrei die Straßenseite wechseln sollen. Die Fertigstellung verzögerte sich immer wieder.
Gründe waren der lange Winter sowie Abdichtungsprobleme am Betonbauwerk. Ziel des Brückenschlags über die Bundesstraße, die täglich von rund 15.000 Autos befahren wird, ist es auch, einen Jahrhunderte alten Rotwildwechsel wieder zu aktivieren.