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Bombensuche an der Heeper Hauptschule

Kampfmittelbeseitiger nähern sich per Bohrungen den vermuteten Blindgängern an

VON JENS REICHENBACH

Die erste Bohrung in der Mitte markiert die Einschlag
Die erste Bohrung in der Mitte markiert die Einschlagstelle, dann folgen weitere drumherum. Hier entsteht die Sechste. (© FOTO: WOLFGANG RUDOLF)

Bielefeld-Heepen. "Die Vorstellung, dass unter diesen Erdhaufen eine Bombe liegen könnte, ist schon komisch", sagte Wolfgang Goldbeck, Betriebsleiter des städtischen Immobilienservicebetriebs (ISB), mitten auf dem Schulhof der Hauptschule Heepen. Rund um ihn herum hatten soeben Facharbeiter für Kampfmittelbergung mehrere Löcher in den Boden gebohrt – auf der Suche nach Weltkriegs-Blindgängern.

Der Schulhof ist mit einem Bauzaun abgesperrt. Ein Bagger steht auf dem Hof, doch statt einer Schaufel dreht sich am Ende des Baggerarms ein langes Bohrgestänge. Loch um Loch bohrt es in den Boden. "Der geht ja in die Erde wie in Butter", staunt auch Georg Müller, Leiter des Amtes für Schule.

Er hatte in Absprache mit ISB und Bombenexperten die Räumung der Hauptschule an der Beckerstraße veranlasst: Seit vergangenem Montag dürfen die 350 Schüler der Hauptschule Heepen nicht mehr in ihre Räume. Wegen der geplanten Änderung des Bebauungsplanes Heepen West hatte der Kampfmittelbeseitigungsdienst Westfalen-Lippe eine Luftbild-Analyse des Bereichs machen müssen und auf den Nachkriegsfotos der Alliierten ausgerechnet an der Stelle, wo heute die Hauptschule steht, zwei Einschlagstellen, aber keine Explosionskrater identifiziert: Das heißt Blindgänger-Verdacht im Untergrund. Zwar bestehe keine akute Explosionsgefahr, so Müller, den Schulbetrieb habe man aber aus Rücksicht auf die Gemüter trotzdem verlegt.

Hinweise auf Metall bleiben aus

Entsprechend entspannt arbeiten sich die Kampfmittelräumer in die Tiefe. Eine Gefahr stellen selbst die Bohrungen nicht dar, betont der technische Einsatzleiter der Kampfmittelbehörde, Reinhold Schmitz. Ein Weltkriegsblindgänger könne in einem Radius von bis zu sechs Metern von der Einschlagstelle entfernt im Boden stecken – und bis zu acht Meter tief.

Michael Siegler (l.) und Nico Bradatsch lassen die Tiefensonde in einem Plastikrohr hinunter, das in einem der Bohrlöcher steckt. Das Messgerät zeigt ihnen Metall in der Nähe an. - © FOTOS: WOLFGANG RUDOLF
Michael Siegler (l.) und Nico Bradatsch lassen die Tiefensonde in einem Plastikrohr hinunter, das in einem der Bohrlöcher steckt. Das Messgerät zeigt ihnen Metall in der Nähe an. (© FOTOS: WOLFGANG RUDOLF)

"Weil der Einschlagwinkel der Fliegerbombe nicht bekannt ist, bohren wir mehrere Löcher im Kreis, je sieben Meter tief", so Schmitz. Zunächst sieben. Dann stecken Michael Siegler und Nico Bradatsch von der Fachfirma Schollenberger in jedes der Bohrlöcher eine Tiefensonde. Eindeutige Hinweise auf Metall bleiben zunächst aus. Am Ende des Tages sind es 37 Löcher, scheinbar schlugen die Sonden aber nur bei unterirdischen Leitungen an. Ein großer bombengroßer Metallgegenstand schien noch nicht zu orten zu sein.

Ein Ergebnis für die Bombensuche am Schulhof gebe es erst heute, so Schmitz. Möglicherweise wurde der Blindgänger in den ersten Nachkriegstagen geborgen, sein Fund aber nie registriert. Laut Schmitz finde man heutzutage nur noch bei 25 bis 30 Prozent der Fälle Bomben.

Interessant wird ab Mittwoch die Suche nach dem zweiten Blindgänger unter dem Schulflur oder möglicherweise unter einem der Klassenräume. "Knapp zehn Prozent der Einschlagstellen wurden überbaut." Kleines Problem: Bei den ersten Bohrungen fand sich zunächst ein unbekannter Kriechkeller für Leitungen. Ein Statiker musste erst grünes Licht geben, ob der Schulboden das kleine, aber schwere Bohrgerät überhaupt tragen kann. Diese Suche soll morgen fortgesetzt werden.

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