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Im Streit um die Hündin Stacy

Eine Familie und die SOS Collie-Hilfe aus Rahden machen sich gegenseitig Vorwürfe

VON GERALD DUNKEL

Stacy hatte laut Tierärztin eine extreme Psychose entwickelt. - © Foto: privat
Stacy hatte laut Tierärztin eine extreme Psychose entwickelt. (© Foto: privat)

Bünde/Rahden. Ein Familienhund sollte es sein, den sich Familie Berger (Name geändert) aus Bünde (Kreis Herford) anschaffen wollte. Die beiden Kinder (8 und 9 Jahre) haben sich bei der Collie-Hilfe in Rahden (Kreis Minden-Lübbecke) sofort in die Mischlingshündin Stacy verliebt. Der Hund blieb nur drei Tage bei ihnen. Jetzt machen sich Familie und Tierheim gegenseitig Vorwürfe.

Von Bekannten sei ihnen die Collie-Hilfe empfohlen worden, erzählt Andrea Berger, die mit ihrem Mann und den beiden Söhnen auf der Suche nach einem ruhigen und familienfreundlichen Hund gewesen ist. Zwei Hunde seien da, die perfekt für Familien seien, habe an ihnen gesagt. "Als unsere Kinder Stacy sahen, wollten sie sie am liebsten sofort mitnehmen" so Andrea Berger. Und Stacy war in der Tat sehr ruhig. "Was uns dann schon seltsam vorkam war, dass wir mit ihr zunächst noch nicht einmal zur Probe Gassi gehen durften."

Als die Familie es dann schließlich doch versuchen konnte, mit Stacy das Gelände zu verlassen, merkte sie, dass der Hund sehr scheu war, sich sofort an den Zaun legte und wieder zurück wollte. "Das haben wir aber noch nicht als Warnsignal empfunden", sagt Andrea Berger und schloss den "Vertrag zur Übernahme eines Hundes" ab. Ein Hund wird bei der Collie-Hilfe also nur "übernommen". Der neue Halter wird nicht Eigentümer des Tieres.

Stacy war auf der Fahrt zum Haus von Familie Berger sehr ruhig, und zu Hause angekommen fing sie sofort an, sehr stark zu hecheln und suchte erneut sofort Schutz an Wänden oder Zäunen. Dass Stacy aus Bulgarien stammt und dort unter Umständen nicht viel Gutes erlebt hat, darauf wurde die Familie zwar hingewiesen, aber dass sie ein solch ängstliches Verhalten an den Tag legt, hätten die Bergers nicht erwartet und machten sich Sorgen, dass die knapp zweijährige Hündin krank sein könnte. Eine Untersuchung in der Tierklinik Markendorf sollte Aufschluss geben.

"Dort", so Andrea Berger, "stellte eine Tierärztin fest, dass Stacy unter extremen Ängsten, richtigen Psychosen leidet. Sie sagte uns auch, dass das durchaus schnell in Aggressionen umschlagen kann." Drei Tage wartete das Ehepaar und ihre beiden Kinder noch, doch das Verhalten von Stacy änderte sich nicht. Einmal habe Andrea Berger die Hündin sogar aus einem Buchsbaumbusch regelrecht freischneiden müssen, weil sie sich nicht herausgetraut hatte.

Familie Berger brachte Stacy wieder zurück zur Collie-Hilfe und war überrascht. "Es wurde gar nicht weiter gefragt. Der Hund wurde uns abgenommen und wieder nach hinten gebracht. Dass er aber gar nicht dem Wesen entsprach, das uns vorher beschrieben wurde, hat niemanden interessiert. Die 300 Euro, die wir zuvor gezahlt hatten, bekamen wir nicht zurück, obwohl man uns das vorher so zugesagt hatte."

"Reine Geschäftemacherei"
50 von diesen 300 Euro sind eine Schutzgebühr. Unter dem "Vertrag zur Übernahme eines Hundes" steht, dass 250 Euro als Spende für den Verein entrichtet werden. Darüber stehend sind die Kosten aufgeführt, die die Collie-Hilfe für Stacy aufgewandt habe. 210 Euro beispielsweise für die Kastration, oder auch 215 Euro für den Transport von Sofia nach Rahden.

Erst nach, so Andrea Berger, "mehrfacher und zuletzt schriftlicher Aufforderung hat man uns kurz geantwortet, dass das Geld nicht zurückerstattet wird. Wir haben aber noch nicht einmal eine Spendenquittung dafür erhalten." Familie Berger vermutet dahinter "reine Geschäftemacherei".

Yvonne Henke, die Vorsitzende des Tierschutzvereins SOS-Collie-Hilfe e. V. nimmt dazu Stellung und erklärt: "Die Familie wurde ausdrücklich auf die Ängstlichkeit von Stacy hingewiesen und es standen noch zig andere Hunde zur Auswahl, die besser zu einer Familie gepasst hätten, aber es musste ausgerechnet Stacy sein."

Ferner habe man den Bergers mitgeteilt, dass es eine Weile dauern kann, bis sich Stacy der Familie öffnet. "Da kann man einen Hund doch nicht schon nach drei Tagen zurückbringen", so Yvonne Henke weiter. Das Geld werde nur zurückgezahlt, wenn sich herausstellen sollte, dass die Collie-Hilfe das Wesen Hundes "völlig falsch" eingeschätzt habe, was hier aber nicht der Fall gewesen sei.

Auf NW-Nachfrage räumte Henke zwar ein, "dass es theoretisch möglich wäre, so in kurzer Zeit mehrfach für einen schwierigen Hund eine Spende einzunehmen, doch ist das sicherlich nicht unser Ansinnen, wenn man sieht, was wir hier für einen Aufwand für die Tiere betreiben, um ihnen ein besseres Leben zu bieten als sie es vorher hatten". Spendenquittungen würden zudem erst am Ende eines Jahres ausgestellt und per Post zugeschickt.

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