
Bielefeld. Sie kommen in der Nacht. Füchse durchstreifen die Grünzüge in der Innenstadt. Waschbären machen sich an Dachpfannen zu schaffen. In der Nähe der Alm springen Rehe über die Straße. Fasanen balzen in Vorgärten und Kaninchen werden zur Plage. "Mit dem Wildschwein auf dem Jahnplatz müssen wir allerdings noch nicht rechnen", sagt Jürgen Kley. Viele andere Wildtierarten fühlen sich längst wohl in der Stadt.
Der erste Waschbär wurde in Bielefeld 1984/85 registriert. Er war Opfer eines Verkehrsunfalles geworden. Der zweite kam erst 13 Jahre später in die Statistik. Auch er war tot. Jürgen Kley ist beim Ordnungsamt Sachbearbeiter für das Jagd- und Fischereiwesen. Bei ihm muss jedes Jahr zum 1. April die Strecke gemeldet werden. Die Jäger müssen mitteilen, was sie in den Monaten zuvor geschossen haben. Zugleich wird verzeichnet, wie viele Tiere bei Verkehrsunfällen getötet wurden. Kley weiß also nicht, wie viele Tiere in Bielefeld leben. Doch die Todeszahlen lassen durchaus Vermutungen zu.
Rotfuchs fehlt im Tierpark
In der Natur sind die Tiere scheu, auch wenn einige von ihnen sich inzwischen bis ins Stadtzentrum vorwagen. Viele sind nachtaktiv. Wer sie sehen will, hat in Bielefeld dennoch beste Gelegenheit dazu. Sowohl die Zuwanderer wie Waschbär, Marderhund und Fasan wie auch die länger hier heimischen Arten sind im Tierpark Olderdissen zu sehen. Kaninchen lassen sich züchten, Hasen gibt es dort frei laufend. Nur der Rotfuchs, der fehlt in Olderdissen. Ihn vertritt ein Silberfuchs. (ako)Als der erste Waschbär tot auf der Straße gefunden wurde, gab es längst andere Hinweise, dass die nordamerikanische Tierart es bis Bielefeld geschafft hatte. Am Edersee sind 1934 zwei Paare ausgesetzt worden. Ihre Nachfahren breiten sich seitdem aus – in Bielefeld gegenwärtig wohl sprunghaft. Vor drei Jahren wurden 19 tote Tiere gezählt, vor zwei waren es 34. In der vergangenen Saison 48.
"Es gibt wieder mehr Dachse"
Noch scheint der Waschbär
Ein dem Waschbären ähnlich sehender Zuwanderer aus Osteuropa ist hingegen noch selten. Der erste Marderhund wurde in Bielefeld vor 20 Jahren gesichtet. Auch den Drang der Wildschweine in die Städte, andernorts sollen sie schon zur Plage werden, kann Kley nicht feststellen. "Es gibt aber wieder mehr Dachse", erkennt er aus seiner Statistik. Eine Überraschung für ihn waren zwei Rehe, die vor zwei Jahren auf der Schloßhofstraße unterhalb der Schüco-Arena überfahren wurden.
Kaninchen leben reichlich in der Stadt. Im Umland waren sie durch mehrere Seuchen arg dezimiert. "Hier scheint die Entwicklung umgekehrt zu laufen. Die vermehren sich jetzt Richtung Stadtrand", berichtet Kley. Hasen kommen ihnen in aufgelockerten Wohnbereichen entgegen. Sie bevorzugen eine andere Umgebung. Aber auch sie zieht es mehr und mehr in die Stadt.
Erfolgreiche Vögel
Besonders erfolgreich bei der Eroberung der Stadt sind die Vögel. Elstern und Krähen sind lautstarke Siedler. Die Stockenten vermehren rasant. Graureiher, die sich in zwei Kolonien in Bielefeld niedergelassen haben, nutzen gerne und zum Ärger der Gartenbesitzer das Futterangebot in privaten Zierteichen. Nil-, Grau- und Kanadagänse treten in immer größeren Gruppen auf und die Gärten werden auch von Fasanen erobert. Vor allem in Sieker werden sie in größerer Zahl gesichtet.
Der in der männlichen Form schmucke Vogel, als Huhn eher unauffällig, stammt ursprünglich aus Asien. Züchtung machte ihn hier in der freien Landschaft heimisch. Im Herbst, wenn die Blätter als Deckung verschwinden, sind Fasanen nun auch in der Stadt zu sehen.