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Weberhaus in Nieheim nimmt Flüchtlinge auf

Kolping-Bildungswerk sieht sich in christlicher Verantwortung

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Gemeinsam wollen sie Menschen in Not helfen: Regierungsrat Till Immich, Hauptdezernent Peter Ernst (Arnsberg) Bürgermeister Rainer Vidal, Geschäftsführer Wolfgang Gelhard und Michael Wöstemeyer (Kolping-Bildungswerk Paderborn). - © FOTO: KÖHNE
Gemeinsam wollen sie Menschen in Not helfen: Regierungsrat Till Immich, Hauptdezernent Peter Ernst (Arnsberg) Bürgermeister Rainer Vidal, Geschäftsführer Wolfgang Gelhard und Michael Wöstemeyer (Kolping-Bildungswerk Paderborn). (© FOTO: KÖHNE)

Nieheim (kö). Etwa 150 bis maximal 200 Flüchtlinge aus den weltweiten Krisengebieten sollen in der ehemaligen Kolping-Bildungsstätte Weberhaus in Nieheim eine Unterkunft finden. Das teilten Vertreter der Bezirksregierung Arnsberg, des Kolping-Bildungswerks Paderborn und Bürgermeister Rainer Vidal in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit.

Der Anlass für die landesweite Suche nach geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten ist die zurzeit ungewöhnlich starke Einreise von Menschen, die in Kriegsgebieten leben oder infolge ihres Glaubens oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit von Unterdrückung betroffen sind.

In Nieheim sollen die Hilfesuchenden nicht sich selbst überlassen werden, sondern von qualifizierten Mitarbeitern des Kolping-Bildungswerks betreut werden. Für die Kinder werden Kinderstuben eingerichtet und den Erwachsenen sollen Unterhaltungs-, Förderungs- und Bildungsangebote (Sprachkurse) die Ruhe und Entspannung bringen, die sie nach den Schreckensbildern wieder in ein "normales" Leben zurückführen. Außerdem sollen Schwangere und Kranke eine gesundheitliche Betreuung erfahren.

Für die im Auftrag der Landesregierung handelnde Bezirksregierung Arnsberg sagte Dezernatsleiter Peter Ernst, Nieheim bekomme es schriftlich, dass die Zentrale Unterbringungseinrichtung nicht länger als ein Jahr betrieben werde. Für das Kolping-Bildungswerk erklärte Geschäftsführer Wolfgang Gelhard: "Wir sind ein christlicher Verband und als solcher können wir uns einer solchen Bitte nicht verschließen." Michael Wöstemeyer wird die Einrichtung vor Ort leiten.

Wegen der zu betreuenden Menschen sei er nicht in Sorge, sagte Wöstemeyer. Er habe mehrere Jahre in verschiedenen Einrichtungen Erfahrungen mit Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen gesammelt, und die seien insgesamt gut. Nun müsse Nieheim zeigen, dass es bereit sei Menschen in Not zu helfen. "Es ist egal wer kommt, es sind Menschen, die obdachlos und mittellos sind und die für sich und ihre Kinder ein besseres Leben erhoffen", sagte Wolfgang Gelhard.

Bezüglich der mehrfach nachgefragten Umzäunung sagte Wöstemeyer, er sehe darin nichts Negatives, denn die Menschen seien dort nicht eingesperrt. Sie könnten jederzeit kommen und gehen. Der Zaun diene außerdem auch dem Schutz der Flüchtlinge vor ungebetenen Gästen. Peter Ernst wies darauf hin, dass eine Anwesenheitskontrolle für die Erfassung notwendig sei. Wer sich drei Tage nicht melde, der werde aus der Liste der Asylbewerber gestrichen.

Information

ZUE

  • Asylbewerber kommen in Deutschland zunächst in sogenannte Erstunterbringungseinrichtungen (EUE). NRW unterhält derzeit Einrichtungen in Bielefeld und Dortmund.
  • Sie halten sich dort wenige Tage auf, werden erstmals registriert und gegebenenfalls einem Länderabkommen entsprechend auf andere Bundesländer verteilt.
  • Aus den EUE werden die Menschen weitergeleitet in eine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE). In NRW gab es davon bis vor wenigen Wochen zwei: eine in Schöppingen (Münsterland) und eine in Hemer (Sauerland).
  • Nachdem dort eine Welle von Zugängen zu verzeichnen war, musste das Land NRW zunächst für die EUEn Ausweichquartiere schaffen. Mittlerweile sind die Behörden in der Situation, dass auch ZUEn benötigt werden, in denen sich die Kriegsflüchtlinge einige Wochen aufhalten, bevor sie in Gemeinden weitergeleitet werden, wo sie bis zur Bescheidung ihrer Asylanträge wohnen.
  • In Betrieb genommen wurde eine solche ZUE vor wenigen Wochen in Neuß. In weiteren Verhandlungen steht das Land mit der Gemeinde Wickede, wo ein Krankenhaus geschlossen wurde. Als dritte Einrichtung ist für die Dauer von einem Jahr die Kolping-Bildungsstätte "Weberhaus" in Nieheim im Gespräch. (kö)

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