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Tierischer Bettler sucht Bleibe

Fremdländisch aussehender Uhu nach DNA-Analyse in der Vogelauffangstation

VON KARL FINKE

Der Uhu in der Hand von Wilfried Limpinsel, der eine vom Land geförderte Auffangstation unterhält. - © FOTO: KARL FINKE
Der Uhu in der Hand von Wilfried Limpinsel, der eine vom Land geförderte Auffangstation unterhält. (© FOTO: KARL FINKE)

Paderborn (nw). Dieser Uhu hat das Zeug zum Star. Seine Federohren fächert er schöner als andere, im besonders breiten Gesicht leuchten die orangefarbenen Augen wie bei einer asiatischen Schönheit. Doch im Duisburger Stadtdschungel, wo er aufgegriffen worden ist, wäre er wohl verhungert. Ornithologen bleibt er ein Rätsel.

Wilfried Limpinsel holt den Greifvogel mit 1,70 Metern Spannbreite aus der professionellen Voliere der Auffangstation in der Essenthoer Mühle. Sie liegt knapp hinter den Grenzen des Kreises Paderborn und ist eine der bekannten und vielleicht die größte in Nordrhein-Westfalen.

Hier hat der ungewöhnliche Uhu eine vorübergehende Bleibe gefunden. Normalerweise werden die Tiere wieder ausgewildert, sobald sie in freier Wildbahn überleben können. Doch Limpinsel hegt hier Zweifel – von Anfang an.

Mitarbeiter des Dusiburger Umweltamtes übernimmt Verantwortung

Uhus, sie zählen zur Familie der Eulen, sind nachtaktiv. "Sie können mehrere Tage ohne Futter auskommen", sagt der Stationschef. Als der Greifvogel in Duisburg aufgegriffen wird, ist er geschwächt, bettelt um Nahrung. Ein Mitarbeiter des dortigen Umweltamtes übernimmt die Verantwortung und erinnert sich beim Namen Limpinsel auch an eine Bekannte aus Artenschutzprojekten in der eigenen Stadt.

Anja Limpinsel, Diplomökologin, arbeitet als Projektleiterin im Duisburger Zoo und ist die Tochter der Familie aus Essentho. Sie transportiert das fremdländisch wirkende Tier bei einem Heimatbesuch zur Auffangstation.

Und dann läuft die Recherche nach der Herkunft an. Ein privates Institut in München fertigt anhand einer Feder des Vogels kostenlos eine wissenschaftliche DNA-Analyse. Das Ergebnis des Gentests wischt alle Spekulationen vom Tisch: Das Tier ist trotz seines andersartigen Aussehens "ein Mitteleuropäer", sagt Limpinsel und schickt seine Vermutung in der Fachsprache hinterher: "Ein Gefangenschaftsflüchtling." Da der Uhu aber keinen Ring trägt, gehen alle Beteiligten von einer illegalen Züchtung und Privathaltung aus.

In freier Wildbahn keine Chance

Wie alt der Pflegevogel womöglich ist, hat auch die DNA-Analyse nicht verraten. Und in der temporären Auffangstation hat das Uhu-Weibchen allein aus professioneller Sicht auch keinen Namen bekommen. "Mit einem Namen würden wir sie zu sehr ins Herz schließen", sagt Ehefrau Mathilde Limpinsel. Während der Pflege solle "keine weitere Prägung auf den Menschen erfolgen". So wie bei den anderen sieben Uhus, die das Paar im vergangenen Jahr vorübergehend in der Station aufgenommen hat.

Zusammen mit den Behörden suchen die Limpinsels jetzt nach einer geeigneten Unterbringung. Denn es scheint ausgeschlossen, dass der in Gefangenschaft groß gewordene Vogel sich in der freien Wildbahn selbst ernähren könnte. Ob als endgültige Heimstatt nur ein Vogelpark oder auch der Duisburger Zoo in Frage kommt, ist zurzeit noch offen. Mit einem offiziellen Ring wird der tierische Bettler jetzt auf jeden Fall erst einmal legalisiert.

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