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Mindenerin warnte Bewohner vor Brand im Mehrfamilienhaus

15 Evakuierte finden Obdach in nahe liegendem Seniorenheim

Von Hartmut Nolte und Fritz Schmack

Heike Hellmann 

rettete die Bewohner - © MINDEN
Heike Hellmann rettete die Bewohner (© MINDEN)

Minden. Als Heike Hellmann, Reinigungskraft der Gaststätte "Zum seriösen Fußgänger", am Dienstagmorgen gegen vier Uhr mit der Arbeit beginnt, ahnt sie noch nicht, dass dies ein Tag werden wird, an dem sie möglicherweise mehreren Menschen das Leben rettet. Sie macht routinemäßig ihre Arbeit und gegen 5 Uhr kommen wie gewohnt einige Kolleginnen aus dem nahen Ratsgymnasium. Als die um sechs Uhr gehen, öffnet sie das Oberlicht und spürt leichten Brandgeruch, denkt aber eher an einen Kohleofen als an Gefahr.

Ein paar Minuten später schaut sie an der Hintertür der Gaststätte nach der Katze ihres Chefs. Die kommt morgens gern zu ihr herein, und sie sieht alle 15 bis 20 Minuten nach, wo das Tier bleibt. Als sie das kurz nach 6 Uhr erneut macht, sieht sie dunklen Rauch aus einem Fenster im vierten Stockwerk des gegenüberliegenden Hauses aufsteigen.

Ein Mann steht auf der Straße und telefoniert bereits mit der Polizei, doch er, offenbar ein Ausländer, kann den Ort nicht beschreiben, woraufhin Heike Hellmann das Handy nimmt. Nach dem Anruf läuft sie sofort zu dem Haus hinüber, dessen Haustür offen steht, und versucht, mit Klingeln und Schreien, die Bewohner wach und auf die Gefahr aufmerksam zu machen. Wenig später treffen erst die Polizei, dann die Feuerwehr ein und nehmen ihre Arbeit auf.

Raum für die Evakuierten

Die Hausbewohner haben sich bereits in Sicherheit bringen können, stehen frierend, obwohl die meisten schon angezogen sind, auf der Straße. Ein Polizist fragt im Senioren- und Pflegeheim Haus Weingarten gegenüber, ob sie wohl einen Raum für die "Obdachlosen" haben.
Heike Hellmann bemerkte den Brand als erstes. - © Foto: Alex Lehn
Heike Hellmann bemerkte den Brand als erstes. (© Foto: Alex Lehn)

Sie haben. Im Ergoraum stehen Tische und Stühle, und es wird schnell warm. Angestellte der Senioren-Einrichtung bringen heißen Kaffee und Kekse, eine 83-jährige Bewohnerin des brennenden Hauses bekommt ein freies Zimmer, wo sie zur Ruhe kommen kann und dann erschöpft einschläft. Die übrigen Evakuierten harren bis gegen 10 Uhr hier aus.

Zunächst heißt es, 17 Menschen seien evakuiert worden und drei seien noch vermisst, schließlich nennt Hartmut Kuhlmann, Teamleiter der Obdachlosen- und Asylbewerberbetreuung der Stadt, die Zahl von 15 Evakuierten. "Eine tolle Sache", lobt Kuhlmann das Verhalten des Heim-Teams. "Eine Selbstverständlichkeit", wehren die Leitende Pflegekraft Constanze Mikurda und ihre Mitarbeiterin Marielle Lübking das Lob ab. Kuhlmann bleibt dabei: "Das hat den Betroffenen und uns sehr geholfen."

Gebäude bleibt gesperrt

So braucht die Stadt sie nicht in städtischen Wohnungen unterzubringen und für Kleidung, Verpflegung und ein wenig Geld zu sorgen. Sie kommen bei Bekannten unter.

In ihre Wohnungen werden sie so schnell nicht zurück können. Das Gebäude, dazu gehört auch das unmittelbare angebaute Nachbarhaus, bleibt gesperrt, bis die Statik geprüft ist. Das Haus habe Holzbalken, und die haben sich mit Löschwasser vollgesogen. Für Susanne Thurnhofer ist das ein Problem: "Ich brauche den Schlüssel zu meiner Arbeitsstätte in Hannover." Sie möchte "nur mal fünf Minuten" hinein. Aber das ist noch zu gefährlich.

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