Waldbesitzer gegen Mufflon-Abschuss

Bielefeld. Mit einem ungewöhnlichen Appell haben sich sieben Waldeigentümer in Bielefeld für den Erhalt eines Muffelwildrudels im Teutoburger Wald ausgesprochen. Obwohl die Tiere Schäden anrichteten, müssten sie toleriert werden und dürften nicht komplett abgeschossen werden, heißt es in einem Brief, der dieser Zeitung vorliegt. Das Schreiben birgt einige Brisanz. Wie berichtet , ist es in Bielefeld wegen einer Mufflonherde, die seit vielen Jahren im Teutoburger Wald lebt, zu einem heftigen Konflikt gekommen. Die Klasing’sche Stiftung, die ein etwa 100 Hektar großes Waldgebiet besitzt, hatte nach langem Hin und Her den Totalabschuss der zwölfköpfigen Mufflonherde beantragt, weil die Tiere angeblich zu viele Bäume schälen. Das Verwaltungsgericht in Minden folgte den Argumenten der Stiftung und gab der Stadt auf, über den Abschuss neu zu entscheiden. Die Kommune will ihn verhindern und hat beim Oberverwaltungsgericht in Münster einen Antrag auf Zulassung der Berufung gestellt. Darüber ist noch nicht entschieden. Die sieben Waldeigentümer Heinrich König, Hermann Meyer zu Borgsen, Mark Meyer zu Bentrup, Bärbel Wiedenroth, Hans Herbert Vollmer, Yorck T. Streitbörger und Bernd Wameling, deren Wälder ebenfalls alle im "Streifgebiet" der Mufflons liegen, fordern die Klasing’sche Stiftung auf, "das Ziel des Totalabschusses nicht länger zu verfolgen". Diese Tierart dürfe nicht "ausgerottet" werden. Auch eine radikale Reduzierung des Rehwildes sei abzulehnen. Der Inhalt des Briefes "Wir sind davon überzeugt, dass der Erhalt des Muffelwildes mit einer nachhaltigen Wald- und Forstwirtschaft vereinbar ist", schreiben die sieben Eigentümer. Sie "bedauern und rügen", dass das Verwaltungsgericht Minden ihre Meinung nicht angehört hat. Zwar wisse man sehr wohl, dass Rehe und Mufflons Schäden anrichten. Es gebe allerdings "keinen Anlass, die Wildschadensproblematik im Wald zu überzeichnen und in einer Weise zu dramatisieren, die sich von der Realität entfernt", heißt es wörtlich in dem Brief. Ein bestimmtes Maß an Schäden im Wald durch das Wild sei für die Eigentümer "zumutbar". Und weiter: "Wir sehen als Waldeigentümer eine gemeinsame Verantwortung dafür, Lebensräume zu erhalten, zu pflegen und zu bewirtschaften. Ein Vorgehen, das auf diese Zusammenhänge und auch auf die Wünsche und Erwartungen der Bevölkerung keine Rücksicht nimmt, ist geeignet, dem Ansehen der Waldeigentümer und der Forstwirtschaft zu schaden." Die Unterzeichner bedauern, dass "Konflikte und Gräben entstanden" sind, und plädieren für eine gemeinsame Lösung. Unterschiedliche Reaktionen auf das Schreiben Sie haben "den Eindruck, dass die Klasing’sche Stiftung falsch beraten und von interessierter Seite zu ihrem Nachteil instrumentalisiert wird". Diese Kritik ist in erster Linie auf einen Staatsförster gemünzt, der in dem Fall für die Klasingsche Stiftung Position bezogen hatte. Franz Stockmann, Leiter des Regionalforstamtes OWL, wies den Vorwurf zurück. Es gebe einen Beschluss des Jagdbeirates, wonach die Mufflonherde von zwölf auf acht Tiere reduziert werden soll. Vielleicht sei das der richtige Weg, sagte er. Im Übrigen müsse man die juristische Auseinandersetzung abwarten. Otto Klasing, Sprecher der gleichnamigen Stiftung, war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die Bielefelder Umweltdezernentin Anja Ritschel, die zusammen mit der Bielefelder Jägerschaft und großen Teilen der Bevölkerung ebenfalls gegen den Totalabschuss der Mufflonherde ist, sagte, sie freue sich sehr über die Unterstützung durch die übrigen Waldbesitzer.

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