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Pilotentraining über OWL

Transportflieger der Luftwaffe üben 360-Grad-Kurven und Triebwerksausfälle

VON TYLER LARKIN

Ein Bauarbeiter fährt auf einem Fahrrad zwischen den parkenden Transall-Maschinen auf dem Fliegerhorst Wunstorf hindurch. Auf der Basis entstehen derzeit neue Wartungshallen für den Transall-Nachfolger Airbus A-400, der ab 2014 auf der Basis erwartet wird. - © Foto: Tyler Larkin
Ein Bauarbeiter fährt auf einem Fahrrad zwischen den parkenden Transall-Maschinen auf dem Fliegerhorst Wunstorf hindurch. Auf der Basis entstehen derzeit neue Wartungshallen für den Transall-Nachfolger Airbus A-400, der ab 2014 auf der Basis erwartet wird. (© Foto: Tyler Larkin)

Wunstorf/Lübbecker Land. Man sieht sie nicht immer, doch das tiefe Brummen verrät sie regelmäßig: Transportflieger der Bundeswehr sind über dem Wiehen keine Seltenheit. Die engen Kurven mit teils abgestellten Triebwerken werfen bei aufmerksamen Beobachtern jedoch Fragen auf. Was macht die Luftwaffe am Himmel über dem Altkreis?

Fliegerhorst Wunstorf, zwischen Steinhuder Meer und Hannover gelegen: Oberstleutnant Marc Beutler, 45 Jahre alt, lehnt sich in der Sitzecke seines Büros zurück. Er leitet die Ausbildungsstaffel des Lufttransportgeschwaders 62, durch die alle Transportflieger der Luftwaffe müssen. Beutlers Bräune, die noch von einem kürzlichen Einsatz in Afghanistan stammt, passt gut zum dunkelgrünen Flieger-Overall.

Die Yankee-Area
Auf dem Tisch vor ihm liegt eine Flugkarte mit markiertem Rechteck. "Die Yankee-Area war schon alt, als wir noch jung waren", sagt Beutler über den Luftraum, der sich von einer Linie Melle-Bünde aus nordwärts bis etwa nach Sulingen in Niedersachsen zieht. Wie alles in der Fliegerei hat auch dieses Übungsgebiet eine englische Bezeichnung. "Diesen Luftraum können wir in einer Höhe von 3.000 Fuß bis 9.000 Fuß für uns reservieren lassen", sagt Beutler und schiebt schnell die Erklärung für Nicht-Aeronautiker hinterher: zwischen einem und drei Kilometern Höhe. "Wenn wir dort fliegen, darf niemand anderes da rein."

Nicht alles im Simulator vermittelbar
Beutler bestätigt, dass es vor allem um Kurvenfliegen und abgestellte Triebwerke geht. "Kontrolliertes Abstellverfahren" heißt das Manöver offiziell. Bei einer Maschine wie der C-160 Transall, Spannweite 40 Meter, eine für manche beängstigende Vorstellung.

"Wir können den Piloten viel im Simulator beibringen, aber manche Dinge müssen sie in einem echten Umfeld erleben", sagt Beutler. "Wir üben Triebwerksausfälle regelmäßig, damit diese Ausnahmesituation zur Routine wird. Man muss wissen, wie sich die Maschine anfühlt, wenn die Kraft nur von einer Flügelseite kommt." Der Drill aus vielen Übungsstunden soll im Ernstfall ohne Verzögerung greifen. "Und das können wir nur in der Yankee-Area üben", sagt Beutler. Die Bilanz spricht für das Geschwader: In mehr als vierzig Einsatzjahren auf nahezu allen Kontinenten kam es nur zu einem Absturz.

Das Fliegen einer Acht kann ebenfalls am Altkreis-Himmel beobachtet werden. Zum Beispiel in Rahden, das genau in der Mitte der Yankee-Area liegt. Dabei geht es um Präzision. "Wer konstant eine 360 Grad Kurve fliegt, spürt am Ende des Kreises die vom eigenen Flugzeug verursachten Verwirbelungen", sagt Beutler. "Da wackelt die Maschine kurz - ein gutes Zeichen." In einer Flug-Acht die exakte Höhe zu halten, bedarf einiger Übung. "Linkskurven sind immer einfacher als rechts herum." Dabei kann die Transall bis zu 60 Grad Schräglage verkraften. "Da ist dann schon ein Prickeln dabei", sagt Beutler, der seit 20 Jahren im Cockpit sitzt.

Airbus soll 2014 Transall ablösen
Im Gegensatz zu vielen anderen Bundeswehr-Standorten hat der Fliegerhorst eine Perspektive erhalten: 2014 soll in Wunstorf der erste Airbus A-400 M landen – der lang ersehnte Ersatz für die alternde Transall. Die Bauarbeiten für die neuen Wartungshallen laufen auf Hochtouren.

Bis dahin bildet Oberstleutnant Marc Beutler weiter Personal auf der Transall aus. Derzeit sind acht Flugschüler auf der Basis. "Und die gehen alle in die Yankee-Area", sagt Beutler.

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